V.I.P.
WIE ERHEISCHT EINE STAATSMACHT DIE LIEBE IHRES VOLKES?
Die Antwort ist kein Geheimnis. Indem sie sich zum Schild des Volkes zurechtkämmt. So wie es Hitler getan hat, als er die staatliche Gewalt gegen die Juden als Volksverderber einsetzte. Oder Stalin, als er seine Funktionäre als Volksschädlinge ausrotten ließ. Wobei die stalinsche Mär weniger realitätsfern war als die hitlersche. Denn die in der Sowjetunion Ausgerotteten haben sich tatsächlich einiges zu Schulden kommen lassen. Schließlich sind sie jahrelang den Aufforderungen Stalins gefolgt... Der Weg zur Erschleichung der Volksliebe scheint der Königsweg jeder Staatsmacht zu sein. Jedenfalls in Russland. Darauf deutet die dort laufende Aktion gegen den kapitalstärksten russischen und einen der weltgrößten Erdölkonzerne Jukos. Die führenden Geschäftemacher des Konzerns werden von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, eine ganze Palette von strafbaren Taten begangen zu haben. Von Steuerhinterziehung bis Auftragsmord. Ein Konzerngewaltiger sitzt schon hinter Schloss und Riegel. Ein Dollarmilliardär. Das soll eine andere kapitalistische Staatsmacht der russischen nachmachen: einen Dollarmilliardär hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ohne Gerichtsverfahren. Etwas Wirksameres zur Erheischung der allgemeinen Volksliebe konnte die russische Staatsmacht nicht tun. Denn die wie Pilze nach dem warmen Regen aus dem postsowjetischen Boden geschossenen Dollarmilliardäre werden von den meisten Russen gehasst. Wie die Pest. Und nicht ganz ohne Grund. Sind sie doch die Profiteuere der Umwälzung am Ende des vorigen Jahrhunderts in Russland, die den meisten Russen das Letzte raubte. Dass sie die Leistung auf Aufforderung und mit Beihilfe der korrumpierten Staatsmacht vollbrachten und mit ihr teilten , steht auf einem anderen Blatt. Putin hat im Jahre 2000 sein Präsidentenamt auf eine echt demokratische Art erlangt, indem er dem Wahlvolk versprach, die als Volksverderber verhassten Tschetschenen im Klosett runterzuspülen. Jetzt wird ihm nachgesagt, sich zum Volksretter auf eine andere Weise profilieren zu wollen. Indem er die Oligarchen schröpft. Nicht weniger verhasst als die Tschetschenen und genauso wie diese, aber offensichtlich mit mehr Berechtigung für die russischen Probleme verantwortlich gemacht.
Eine eiligst einberufene Konferenz der russischen Unternehmer beschwört den Kreml, an der Privatisierung (also Verteilung unter den wenigen) der „sozialistischen“ Wirtschaft der Sowjetzeit nicht zu rütteln. Sonst versinke Russland im Chaos. Ob der Appell nötig ist, darf bezweifelt werden. Aber auch wenn dem Kapitalismus in Russland keine ernstzunehmende Gefahr droht, hat er einen Sinn. Er verleiht der Kremlaktion mehr Glaubwürdigkeit. Hilft ihr zum Wahlsieg. Über die Kommunisten, die in der Wählergunst gestiegen sein sollen. 19.7.03
PUTINS
JAEIN Einmal
im Jahr pflegt der
russische Präsident, sich über die Journalisten
an das Volk zu wenden. Auf eine Art , die früher nie denkbar
war. Keine Statements, keine abgewogenen Antworten auf
vorher abgestimmte Fragen, keine vorgegebenen Themen. Kein
Vergleich mit den Vorgängern. Einem Stalin, der sich dem sowjetischen
Volk seltener präsentierte als die Madonna
den gläubigen Frauen in Spanien. Einem Breschnew, der nur
vorlas und mitunter, wenn
er die Seiten verwechselte, dasselbe zwei mal nach einander. Einem
Gorbatschow, der zwar sehr wortreich, aber hoffnungslos verworren
redete. Und einem Jelzin, der
sehr energisch viel Unsinn verzapfte. Schlagfertig,
witzig, selbstsicher gibt sich
Putin als Plauderer. Und
jeder Kollege darf in den Kreml, um zuzuhören. Jeder darf fragen,
wonach er will. Wenn Putin mit der Hand auf ihn zeigt. Die
Pressekonferenz wird gut besucht. 2001, im ersten Jahr
der Veranstaltung, kamen 400 von der schreibenden, redenden, lügenden
Zunft. 2002 – 600. In
diesem Jahr 700. Davon 230 aus dem Ausland. Das
Runet schätzt die diesjährige Veranstaltung als besonders gelungen
ein. Putin war gut gelaunt, lachte viel, erzählte von sich selbst und
der Familie. So sagte er, er stamme von einem alten Bauerngeschlecht,
angesiedelt in der
russischen Nordregion Twer.
Seine Vorfahren lebten 300 Jahre in einem und demselben Dorf und
gingen in eine und dieselbe Kirche. Sie übten sich in Nachhaltigkeit,
scherzte er. Tatsächlich
keine Alltäglichkeit in
Russland, wo die meisten viel wanderten, oft
gezwungenermaßen. Einmal
griff Putin zum Deutsch, um kurz und bündig Antwort zu geben. Es ging
darum, ob es oft vorkomme, dass frühere Funktionäre trotz ihrer Unfähigkeit
wieder die Zügel in der Hand bekämen. „Jaein“, sagte er und erläuterte,
dass es zwar ab und zu der Fall wäre,
aber selten. Sonst
aber zog er russische volkstümliche Wendungen vor,
in ihrer Ausdruckskraft bekanntlich
unübertroffen, aber kaum übersetzbar. So bei der Beantwortung
der Frage nach der Macht der Oligarchen in Russland. Diese
Dollarmilliardäre, die nach der Wende, als die russische Wirtschaft
abstürzte, auf geheimnisvolle Weise steinreich wurden, hätten mit
der Staatsmacht nichts zu
tun. Die Macht verkörpere nur der Präsident. Die machtgeilen
Oligarchen blieben ihr
fern. Sonst
zeigte er viel Verständnis für die Nöte der Kleingärtner. Seine
Eltern wären auch auf ihre Parzelle angewiesen und er musste als Kind
dort schuften. Und
auf die Frage, wofür er sich denn am meisten schämt, tat er kund,
dass es die Armut der Bevölkerung sei. Wie
üblich, wurde die Pressekonferenz life übertragen. Die Russen
an den Idiotenkästen reagierten begeistert. PS.
Putins Pressekonferenz wurde zum Anlass einer Auseinandersetzung
zwischen dem einzigen männlichen Mitarbeiter unseres Pressekonzerns,
Iwan Matrjoshkin, Esq., und den übrigen, weiblichen Holzpuppen. Der
Krawallmacher behauptet,
er stamme aus demselben Dorf wie Putin und hätte deswegen das Anrecht
auf eine Gehaltserhöhung. Da
ihm diese verwehrt wird, erwäge er, sich den
bevorstehenden Protestaktionen
der ostdeutschen Metaller anzuschließen. Die Puppen blieben
aber standhaft. Wie die Arbeitgeber der Metallindustrie. Dem sozialen
Friedensstörer wurde bedeutet, er solle sich bescheiden. Die Agenda
2010 erfordere Opfer. Von allen. Auch von jemandem, der in einem Dorf
mit Putin geboren wurde. In einem demokratischen Staat gäbe es kein
Geburtsprivileg. 21.6.03
EIN
NEUES KABLOGRAMM AUS LONDON UNSER
SONDERKORRESPONDENT IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ., BERICHTET: Sollten
die Briten mir vorschlagen, ihr König zu werden, würde ich ablehnen.
Zu viel Tand, zu viel Zeremoniell.
Damit haben sie sogar
W.W. Putin geschafft. Obwohl jung und Judoka, sah
er bereits am dritten Tag seiner Visite
müde aus. Wie meine
Freunde im Buckingham- Palais sagten, ich auch. Wir beide mussten unzählige
Empfänge mit dauernden Smalltalks
über uns ergehen lassen. Außerdem der hohen Politik ihren
Tribut zahlen. Er unterschrieb wichtige Absichtserklärungen über die
Zusammenarbeit im Energiesektor und bei Gaslieferungen, warb für
britische Investitionen in Russland, erörterte strittige Probleme-
von Iran bis Nordkorea. Ich blieb zwar mehr im Hintergrund, aber
leistete auch nicht wenig, und zwar als Lobbyist
meiner Wahlheimat. Denn
der Albion bleibt sich
treu. Er unternimmt den Versuch,
den „Deutschen im Kreml“ zu einem „Briten im Kreml“
umzumodeln. Putin wird umworben wie sonst kein Gast ihrer Majestät.
Es ging so weit, dass Tony Blair
sagte, Russland werde die wichtigste Weltmacht des XXI.
Jahrhunderts sein. Das stimmt zwar, aber warum sagt er das? Um dem
russischen Präsidenten die Rolle anzutragen, die dieser gar nicht
beansprucht- die des Leaders der Welt, die von George W. Bush. „Was
nun? - fragte ich einen Kollegen von der Downing Street, - wer ist für
Ihren Premier wichtiger: ein Cowboy
aus der Prärie oder ein Erbe Ihrer Verwandten, der Romanows? Er
schwieg betreten. Die Briten sind bekanntlich sehr zugeknöpft. ...Putin
blieb der Liebenswürdigkeit seiner Gastgeber nichts schuldig. So äußerte
er, Russland sei an einem starken Euro nicht interessiert. Kaum wurde
das gesagt, ging der Euro runter. Dabei habe ich in meiner Brieftasche
nur die europäische Währung, die ich jeden Tag bei einem Pakistani,
nie mehr als fünf Euro pro Tag, schwarz umtausche, um meine laufenden
Ausgaben zu finanzieren. Vor allem die Übernachtung in einer Herberge
im East End. Mich ernähren kann ich
auf Kosten der britischen Krone- bei den zahllosen Empfängen.
Obwohl der im übel riechenden Öl gebratene Fish and Chips mir auf
den Magen geht, lasse ich aus Sparsamkeitsgründen
dieses Leibgericht beim Hof über mich immer wieder ergehen,
denn sonst müsste ich, knapp bei Kasse, auf meine drei-vier Pint Ale
am Abend verzichten und die sind in London die Quelle meiner
publizistischen Inspiration, wie in Berlin das Shigulewskoje pivo...
Ach was, das war ja in Moskau, in Berlin ist es...Nein, ich will keine
indirekte Werbung machen, obwohl der Wirt aus der Kneipe
„Sonnenschein“ zu Berlin, Prenzlauer Berg mich darum gebeten hat
und sogar versprach, mich ein ganzes Wochenende dafür
freizuhalten. Ich bin aber nicht zu kaufen, erst recht so
billig nicht. Aber
lassen wir alles Private beiseite. Am
Freitag fliegen die Putins nach Kaliningrad, wo die Gemahlin des Präsidenten
viele Jahre verbracht hatte. Aber nicht das ist der Grund. Welcher
dann? Hoffentlich keiner, der die vertrauensvollen Beziehungen zu
Berlin belasten könnte. Bei der Gelegenheit sage ich ihm:
„Wladimir, gebe doch den Deutschen
dieses verdammte Königsberg zurück, wenn sie es so gern
wieder haben möchten.“ Aber vermutlich wird er Bedenken haben. Zwar
schlucken die Russen auch dieses... Aber die Briten! Bestimmt
gönnen sie den Deutschen die Ostsee nicht und werden deswegen
versuchen, die Rückgabe zu hintertreiben. Das hat mir übrigens ein
Lord der Admiralität zu
verstehen gegeben, den ich in einem Pub angesprochen
hatte. Ich
fliege nicht nach Kaliningrad. Zu wenig Reisegeld. Bin ich wieder an
der Spree, muss ich deswegen gleich ein Hühnchen mit den Holzpuppen
rupfen. Sollten sie sich weigern,
mich entsprechend meinem internationalen Gewicht zu behandeln,
wechsele ich in den Dienst Ihrer Majestät. Sie gefiel mir sehr. Ein
feiner Mensch! Nicht
so wie diese Megären, die mir das Leben unsäglich schwer machen. Мать
их
тра-та-та...
Sincerely
, Iwan Matrjoschkin, Esq. 27.6.03,
London – Edinburgh - Windsor.
PUTIN, MATRJOSCHKIN UND DIE QUEEN Eigentlich
wollte die weibliche Mehrheit des Teams
matrjoschka- online.de es vermeiden. Einige Holzpuppen wiesen
darauf , dass Iwan Matrjoschkin, obwohl ein Esquire, die vornehme
britische Umgangsart vermissen
lässt. Andere stellten
mit Bedauern fest, dass er keinen schwarzen Frack
und keine weiße Fliege in seiner Garderobe
hat und in der
Konzernkasse das nötige Kleingeld fehlt, um diese zu erwerben.
Aus anderen Gründen war Aber
der Krawallmacher setzte sich durch und in eine britische
Sondermaschine. Jetzt erreichte uns ein Bericht aus London, der
vermuten lässt, dass der Stammgast der Kneipe „Sonnenschein“ zu
Prenzlauer Berg, Berlin, die
Qualitäten des britischen Ale zu
schätzen weiß. So behauptet er, die peinliche Verspätung Putins zur
feierlichen Empfangszeremonie sei nicht auf einen
Verkehrsstau in London zurückzuführen,
sondern auf die Ränke
jener britischen Politiker, die Russland seine Haltung während des
Irakkrieges übel nehmen
und die Zusammenarbeit
sabotieren. „Nicht
so schlimm !- vermerkt der
Esquire in seiner Reportage, die wir aus Platzmangel nur auszugsweise
bringen, - Russland hat seine zuverlässigen
deutschen Freunde. Zusammen werden wir dem perfiden Albion
entgegenwirken.“ Des
weiteren hebt der Esquire die bezaubernde
Erscheinung der
Gemahlin des Präsidenten hervor. Ludmila Putina
kam zum Abendempfang ins Buckingham Palais fast in derselben
Robe und fast mit demselben Hut wie die Queen, bloß die Stoffqualität
und der Schnitt seien besser gewesen.
Die liebenswürdige Queen hätte sich nichts anmerken lassen,
die Hofdamen schon, aber auch sie wurden letztendlich von Ludmilas
Charme überwältigt. Matrjoschkin
teilte mit, alle Russen der Begleitung erschienen
einwandfrei in schwarz und weiß. Zu dieser gehören
der Außenminister Igor Iwanow, der Präsidentenberater Sergei
Prichodjko, der Nowgoroder
Gouverneur Michail Prussak
(überetzt heißt es – Preuße, nomen est omen! – lässt an
dieser Stelle der Esquire einflechten: nichts läuft jetzt in Russland
ohne Preußen, und das ist gut so!), sowie der Moskauer OB Juri
Luschkow, der demnächst in Berlin erwartet
wird und, wie der Esquire behauptet, versprochen hätte, mit
ihm ein vertrauliches Gespräch über die Hintergründe Putins
Londoner Mission zu führen. In
seinem Bericht erläutert
der Esquire, warum zwischen dem Besuch des russischen Zaren
Nikolaus des Ersten und des noch ungekrönten, aber sehr tüchtigen
Herrschers des gegenwärtigen Russlands fast 160 Jahre lagen. Das heißt
nämlich nicht, dass zwischen Russland und Großbritannien in dieser
Zeit Funkstille herrschte. Schließlich
haben die Engländer und die Russen in den beiden Weltkriegen des 20.
Jahrhunderts zusammen gegen die Deutschen gekämpft, was er, Iwan
Matrjoschkin, Esq., für eine bedauernswerte Verirrung der Russen hält.
Jedenfalls aber hat die Kommunikation zwischen dem Winterpalais in
Sankt Petersburg und dem Buckingham Palais im London
funktioniert, bloß nicht auf der Ebene der steifen offiziellen
Visiten. Die Oberhäupter besuchten sich gegenseitig
privat, als gute Verwandte und sprachen sich ohne Protokoll
aus. Was übrigens die Briten nicht gehindert hätte, der Ermordung
des letzten Zaren, Nikolaus des Zweiten, durch die Bolschewiken
tatenlos zuzusehen, obwohl der Kreml seine Fühler ausstreckte, um
rauszufinden, was die Briten rausrücken, wenn man
die Zarenfamilie auf die Inseln auswandern lässt. An
die alten dynastischen Bindungen erinnern die Geschenke, die der
Gastgeber und der Gast ausgetauscht haben. Putin brachte ein Bild mit
Darstellung eines russischen Zarenpalastes und einen wertvollen Dolch,
in Empfang nahm er eine russische Gardestandarte. Diese ist in London
seit der russischen Revolution in Verwahrung gewesen. Die Briten
versprachen, sie zurückzugeben, wenn die Sowjetmacht endlich abdankt.
Jetzt gaben sie die Standarte zurück, womit noch einmal
bewiesen wurde, wie sehr die Ewiggestrigen in Russland im Unrecht
sind, wenn sie behaupten, die Wende hätte dem russischen Volk nichts
gebracht. Sonst
deutete der Esquire in seinem Bericht an, kraft seiner
Abstammung könnte er sich der Wiederherstellung der dynastischen
Bindungen zwischen den Tudors (oder sind es keine?) und den Romanows
annehmen. „Ach, nee!“ sagte dazu die Vorläufig
bleibt die Frage ungeklärt. Der
Esquire verweilt in
London, um uns weiter über den Besuch des russischen
Staatsoberhauptes zu berichten. PS.
Eine gewisse Wahlfranzösin schickte uns auch einen Bericht über
Putins Aufenthalt in London. Bei der
Überprüfung stellten wir fest, die Autorin hatte den Zaren
Alexander den Zweiten
mit dem Nikolaus dem Ersten verwechselt. Da in jedem Produkt
des Konzerns matrjoschka-online.de jeder Buchstabe stimmen soll (und
stimmt!), wanderte der Bericht in den Papierkorb. Wir stehen eisern für
verantwortungsvolle und gewissenhafte journalistische Recherche
und akzeptieren keine Spinnereien. Unsere Leser dürfen uns völlig
vertrauen. 25.6.03
WHO
IS MISTER PUTIN? Putin
ist aufrichtig, wenn er zum Kampf gegen den Terrorismus und die Armut
aufruft, zur Stärkung des russischen Staats, zur wirtschaftlichen
Effizienz. Doch wer ist
schon gegen die Beseitigung der Armut und die Mehrung des Reichtums
durch effektives Wirtschaften für die
Größe des Vaterlandes? Alle sind dafür. Die Frage ist nur,
wie das erreichen? Durch die Demokratisierung des Landes oder die
Restauration der undemokratischen Macht? Putin mag es nicht, dieses
Dilemma zu erörtern Er zieht Unentschiedenheit vor. Danach
gefragt, ob er sich
parteilich nicht festlegen möchte, antwortete er wie aus der Pistole
geschossen: „Gott sei Dank habe ich nicht vor, in irgendeine Partei
einzutreten...“. So
bleibt Wladimir Putin der Volkspräsident trotz der Verbindungen zu
den Oligarchen und seiner
KGB-Vergangenheit, obwohl die Russen die Oligarchen hassen und wenig
übrig haben für Geheimdienste, weder für die alten noch für die
neuen. Putin
wurde nicht einfach als parteiloser Präsident gewählt, sondern auch
als Wortführer all jener, die nicht wissen, wofür sie sind.
Er ist der auf den Wogen der allgemeinen Enttäuschung über
die demokratischen Institutionen (Pressefreiheit, Parteien, Parlament)
demokratisch gewählte Präsident. Seine Vorgänger haben die
demokratischen Institutionen besudelt. Besonders sein Taufpate Jelzin.
Damit haben sie Putin den
Boden gemistet. Von der ganzen Demokratie wollen die Russen nur das
Recht, einen Präsidenten
zu wählen. Einen Präsidenten, der sie nicht daran hindert, in die
eigene Tasche zu arbeiten und nicht für den Staat, das heißt, keine
Steuern zu zahlen. Putin weiß das und hält sich daran. Die
offensichtliche Krise von Putins Exekutive ist eine Folge dieser
Einstellung des Präsidenten. Richtiger gesagt, das Fehlen einer
eindeutigen Haltung. Wladimir Putin verspricht dem Land Demokratie.
Irgendwann.
Wie in einem Witz der
Chefarzt, der einem Patienten im Irrenhaus verspricht: Wenn Sie
lernen, vom Turm zu springen, lassen wir Wasser ins Bassin. Nach politkom.ru. 22.7.03 PUTIN
WIEDER IN BERLIN
Diesmal
kam Wladimir Putin
in die deutsche Hauptstadt, um an der feierlichen
Auftaktveranstaltung des russischen Kulturjahres in Deutschland
teilzunehmen. Aber mindestens genauso
wichtig war die
Gelegenheit, mit dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder
tet-a-tet Meinungen auszutauschen. Weniger über bilaterale
Beziehungen, die so weit stabilisiert sind, dass sich nicht unbedingt
die ersten Personen Deutschlands
und Russlands darum kümmern
müssen. Ganz anders aber die sich rapide zuspitzende Nahostkrise. Sie
erfordert ständige
Konsultationen auf höchster
Ebene. Zwar beabsichtigen Deutschland
und Russland nicht, an
dem von den USA geplanten und vorbereiteten Feldzug gegen den Irak
teilzunehmen, doch lässt sie der amerikanische Vorstoß, stark
untertrieben gesagt, nicht kalt.
WIR WARTETEN MIT VERHALTENEM ATEM. UND DIE STIMME ERSCHALLTE. DIE MACHTVOLLE, WENN AUCH ETWAS DÜNNE STIMME DES RUSSISCHEN PRÄSIDENTEN. Wladimir
Putin forderte den sofortigen Stopp der Kriegshandlungen im Irak. Er
verurteilte die USA für den Krieg. Der Angriff sei durch nichts zu
rechtfertigen. Nicht durch die angebliche Unterstützung des
internationalen Terrorismus durch den Irak, worüber
Russland über keine Informationen verfüge. Nicht durch die
Absicht, das politische Regime in diesem Land zu ändern, - das ist
ausschließlich die Sache der
Iraker. Ob der Irak tatsächlich Massenvernichtungswaffen besitze, klärt
ein Krieg nicht. Die
Tatsache ist, dass der Irak keine Gefahr darstellte. Nicht für die
Nachbarn, nicht für andere Länder und Regionen. Die Weltgemeinschaft
war dabei, den Irak friedlich zu entwaffnen. Die USA haben es
verhindert. Ihr Waffengang widerspricht der
Weltöffentlichkeit, den Prinzipien und Normen des
internationalen Rechts und des UNO-Statuts. Es ist ein Signal zur
Zerstörung des ganzen internationalen Rechtssystems. Wenn zugelassen
wird, dass das internationale Recht durch
Faustrecht abgelöst wird, wonach der Stärkere
alles tun darf, auch keinerlei Einschränkung
bei der Wahl der Mittel zur Ereichung seiner Ziele unterliegt,
dann wird ein Grundsatz
des internationalen Rechts in Frage gestellt, der Grundsatz der
staatlichen Souveränität. Und für keinen wird es Sicherheit
geben.
Deshalb
besteht Russland auf Einstellung des Krieges. Russland ist weiterhin
davon überzeugt, dass der Sicherheitsrat der UNO bei der Bewältigung
der internationalen Krisen,
auch der um Irak, die Hauptrolle spielen soll. Gebeten um Einschätzung
der Äußerungen, erklärte der führende Experte des Konzerns
matrjoschka-online.de, der nicht genannt werden will (wegen der CIA),
triumphierend, dass W.W.P. sogar weiter als Herr Schröder und Herr
Chirac in der
Verurteilung Bushs Handlungsweise
gegangen sei. Im Überschwang der Gefühle stieß der
weltbekannte Experte ein dreifaches Hurra zu Ehren des russischen Präsidenten
aus, den er seinen Freund nennt, obwohl dafür keine Indizien
vorliegen. 21.03.2003 Bekanntlich
reagierte Washington sehr aufgeregt auf
die von denselben Erwägungen geprägte Einstellung
Deutschlands. Es geht
dabei nicht so sehr um eine verweigerte militärische Hilfeleistung,
die wenig gebraucht wird, sondern vielmehr um
die vermutete Illoyalität der Deutschen. Um ihre
Eigenwilligkeit gegenüber
der Supermacht, die eine unilaterale Welt anstrebt.
Deswegen kam es zur abschätzenden Bemerkung des USA-
Verteidigungsministers über das „alte Europa“, alt im Sinne
ambitiös, aber kraftlos. Der genau berechneten und auf
innerpolitische Auseinandersetzungen in Deutschland zielenden
Beleidigung folgte eine Zugabe in Form
der anzüglichen Einstufung Deutschlands auf ein Niveau mit
Kuba und Libyen.
Vor
diesem Hintergrund gewann Putins Besuch an
Gewicht. Bezeichnend ist
eine Replik des deutschen Verteidigungsministers Struck auf der mit
dem russischen Präsidentenbesuch fast gleichzeitig abgehaltenen
internationalen Sicherheitskonferenz in
München. Dem penetrant
immer wieder abgespielten Leitmotiv
der amerikanischen Kritik an der deutschen Politik
, sie isoliere das Land, stellte
er den Hinweis
darauf entgegen, dass Deutschland nicht allein mit seinen Bedenken
steht. Dabei schloss er
Russland in den Kreis der deutschen
Verbündeten ein. Wenn er sich dabei
versprach, dann war es gewiss ein freudsches Versprechen. Denn
es mag formal nicht
korrekt sein, im Wesen der Sache aber trifft es zu.
Wie
Putin und der Bundespräsident Johannes Rau in ihren
Reden bei der
feierlichen Eröffnung des russischen Kulturjahres in Deutschland im
Berliner Konzerthaus hervorhoben, sind die deutsch-russischen
Beziehungen von Vertrauen und dem Willen zur Zusammenarbeit geprägt.
Beim Treffen mit der Presse im Anschluss an den Arbeitsbesuch fasste
Putin die russische Position in der Irakkrise auf eine Art zusammen,
die es den Anwesenden fast unmöglich machte,
Differenzen zur deutschen Einstellung auszumachen. Eine
friedliche Regelung als das vorrangige Ziel der internationalen
Aktivitäten, darunter die nicht zu kurz bemessenen Waffeninspektionen
im Irak, die Einbeziehung der UNO in die
Entscheidungssuche danach, die Priorität des Internationalen
Rechts und last not least der Verzicht auf eine von Außen herbeigeführte
Änderung der Regierungsform im Irak- dies und anderes, von Putin
vorgetragen, findet sich auch in den Äußerungen des deutschen
Bundeskanzlers, auch wenn er mit Rücksicht auf seine zahlreichen
Kritiker mitunter eine weniger klare Sprache führt.
Nur logisch, dass der Gastgeber und Gast für das laufende Jahr vier weitere Zusammenkünfte vereinbart haben. Von Berlin brach Putin nach Paris auf, was manche deutsche Kollegen veranlasst, von einem sich abzeichnenden Dreieckverhältnis in Europa zu sprechen. Aber auch die Tatsache, dass Russland gute Beziehungen zu den USA pflegt, wird hier positiv vermerkt, da es die Solidarität Russlands mit Deutschland in der Nahostpolitik nur relevanter macht.
10.2.03
WWP-
DER RUSSISCHE STOLZ! Vor
Tagen besuchte Wladimir Wladimirowitsch
Putin Berlin. Leider ganz kurz. Auf dem Programm: Teilnahme an
einem großen Konzert im Berliner Schauspielhaus
am Gendarmenmarkt, das das Russische Kulturjahr in Deutschland
einleitet. Und sicherlich hat WWP auch mit Bundeskanzler Schröder
einiges zu besprechen. Kaum
hatte er die Bühne der russischen Politik betreten,
erklomm er ohne greifbaren Hintergrund (die Tätigkeit im
russischen Geheimdienst in einer untergeordneten Funktion zählt
nicht- welcher sowjetische Funktionär hat nicht mit dem Geheimdienst
zu tun gehabt?) mit der
Geschwindigkeit einer Rakete die
Akzeptanzhöhe in der Bevölkerung, von der seine Vorgänger
Gorbi und Jelzin nie zu träumen
gewagt hätten. Nur die Sowjetführer Stalin, Breschnew und wie
sie alle hießen, hatten höhere
Zustimmungswerte (nicht 80, sondern 99,99 Prozent), aber
da standen die Ergebnisse
schon vor den Wahlen fest und Umfragen wurden nicht durchgeführt.
Über das Phänomen Putin rätselt man in den russischen Medien
immerzu, ohne allerdings die Nuss knacken zu können. Nachstehend
bringen wir zwei Runet- Meinungen, ohne uns
ausdrücklich damit
zu identifizieren. WESHALB
IST PUTIN IN RUSSLAND SO BELIEBT? Dafür
gibt es keinen besonderen Grund, schreibt Natalja Geworkjan in
Gazeta.ru. Die
russische Liebe kennt keine Gründe, schreibt sie. In Russland liebt
man, weil man liebt. Besonders die Frau. Sie meint, wenn der Mann sie
schlägt, tut er es aus Liebe. Und seinen Lohn trägt er auch nicht
nach Hause, wo es wenig zu Essen gibt, kalt und ungemütlich ist, und
dauernd besäuft er sich, und schimpft in unflätigsten Mutterflüchen,
pfeift auf die Kinder und geht fremd. Die russische Frau aber liebt
ihn, duldet alles und wartet
auf bessere Zeiten. Das ganze Leben. Manchmal allerdings platzt die
Geduld, dann nimmt sie das Küchenmesser und aus ist es. Finito.
Doch
bevor es dazu kommt, versuch’ einer sie zu fragen, was sie, die Schöne,
denn an diesem unscheinbaren, kahlköpfigen, blassen Männeken
gefunden hat, von dem weder Nutzen noch Hilfe zu erwarten sind. Gott
behüte, sie wird sauer, schimpft und guckt dich nicht mehr an. So
ist es in Russland auch mit den Staatschefs. Einerseits könnte so ein
Staatoberhaupt froh darüber sein, andererseits müsste es ihn
beunruhigen. Eine coole, ausgewogene, sachliche Einstellung ist
stabiler als Leidenschaft. Langweiliger, keine Frage, aber stabiler.
Wer sich nicht allzu sehr täuschen lässt, erlebt auch keine große
Enttäuschung. Eine Leidenschaft kann aber ein schlimmes Ende nehmen:
„Ich habe Dir mein ganzes Leben hingeworfen, glaubte Dir, und
Du...“ Und für ihn, den man so liebte, gibt es kein Pardon mehr.
Mit derselben Leidenschaft wird er verdammt und abgestoßen.
ÄHNLICH
ÄUSSERT SICH DIE ZEITUNG
«КОНСЕРВАТОР»
AUF IHRER INTERNETSEITE.
Ist
es inzwischen nicht zu
viel Putin in Russland geworden, fragt sie. In
den Fernsehnachrichten wird er im Durchschnitt zwanzigmal erwähnt
oder gezeigt. Zeitungen
bringen Meldungen über ihn auf den Titelseiten. Eine über den
Putin-Doppelgängerwettbewerb, eine andere über den Drehbeginn für
einen neuen Film über Putin und seine Frau, die dritte über seine
kulinarischen Vorlieben usw. Putin
prangt auf Schulheftumschlägen und von den Wänden nicht nur der
Gouverneursamtsstuben, sondern aller Chefzimmer. Buchgeschäfte bieten
zehn bis fünfzehn Immer
wider werden neue Bücher über ihn ediert. Sogar der deutsche
Politologe russischer Herkunft Alexander Rahr meldete sich mit einem
Buch über Waldimir Putin, den „Deutschen im Kreml“, zu Wort. Unter
seinen Bildnissen steht der Slogan „Mit dem Glauben an Russland“.
Mit dem Glauben umarmt er ein kleines Mädchen und steuert ein
Flugzeug. Wie tröstlich! Er
ist in Russland so unheimlich präsent, weil kein anderer in
Sicht ist. Dank seiner tüchtigen Mannschaft. Selbstverständlich
zweifeln auch wir nicht an seinen Taten zum Wohle Russlands. Wer hätte
je gedacht, dass Russland mal einen rührigen Präsidenten kriegt.
Jelzin saß wie angenagelt im Kreml. Und wenn er rauskam, dann nur um
zu angeln. Dieser aber ist überall da. Auf jedem Ball, bei jedem
Veteranentreffen und jedem Kinderfest. Einer,
der- wie es einmal über seine ehemaligen Berufskollegen hieß-
einen kühlen Kopf, ein heißes Herz und saubere Hände hat. Ein Unermüdlicher
mit blauen Augen, hellem
Haar, glatt rasiert.
Einer, den jeder Vater und jede
Mutter sich zum Sohn, jede Tante und jeder Onkel zum Neffen wünschen. Zwar
brachte jedes Jahr seit seiner Wahl nicht nur Erfreuliches. 1999
flogen die Wohnhäuser in Moskau samt
Mietern in die Luft. 2000
– explodierten Bomben unweit vom Kreml und brannte der Fernsehturm
Ostankino ab. 2001 ging
das U-Boot „Kursk“ unter. 2002
nahmen die Tschtetschenen etwa 800 Geisel in einem Moskauer
Theater, die zum Teil auch sterben mussten. Das
hinderte ihn nicht, die Kultfigur
der Nation zu werden. Sein Image: „stark“, „tugendhaft“,
„einnehmend“. Den
Frauen gefällt seine
Entschlusskraft. Der Jugend seine Sportlichkeit. Den Älteren seine
Zuverlässigkeit. Das
Lied „Ich möchte einen wie Putin“ wurde zum Schlager.
Dass
sich die Moskauer Zeitung
„Konservator“ die Frechheit leistete, über meinen hochgestellten
Freund und den Liebling aller Russen in dem Ton zu schreiben, zeugt
von zweierlei. Erstens, von der Profilierungssucht
der neuen Zeitung. Die kann man zwar verstehen, aber nicht verzeihen. Zweitens
zeugt die Veröffentlichung von der bewundernswerten Großzügigkeit
von W.W. P. : Ein anderer hätte die Zeitungsmacher in ein Verlies
gesteckt, W.W.P. aber lässt sie gewähren. Jedenfalls ist mir nichts
Gegenteiliges zu Ohren gekommen. Übrigens:
Je mehr Putin es in Russland gibt, desto fester ist in Russland die
Demokratie. Als es in
Russland keine Demokratie gab, sahen die Russen ihren Herrscher Stalin
höchst selten. Und jedes Mal, wenn er sich dem Volk zeigte,
gab es ein riesiges Tamtam. Stalin als Flieger? Stalin als Skiläufer?
Stalin als Judoka mit einem Japaner
im Ring? Unvorstellbar! Genauso wie ein Hitler, der
seine Eva vor allen Augen zärtlich umarmt... Und
noch etwas aus derselben Oper. Wie läuft es denn in den USA, dem
gelobten Land der Freiheit und Demokratie? Ein Präsident, dessen Wahl
von jeder Warte aus höchst zweifelhaft erschien und der nicht mal die
Hälfte der Amis hinter sich hatte, wird im Nu zu einer Kultfigur
der Nation. Und nichts wirft ihn aus dem Cowboysattel. Kein 11.
September, keine Wirtschaftskrise und
sicherlich auch kein Columbiaabsturz. Im Gegenteil. Je mehr
Ungemach man mit ihm erlebt, desto mehr klammern sich die Amis an ihn.
Wir
leben eben in einer Zeit, wo die Uhren anders ticken.
So liegt Russland
voll im Trend. Das
Fazit: ДОБРО
ПОЖАЛОВАТЬ
В БЕРЛИН,
ДОРОГОЙ
ВЛАДИМ
ВЛАДИМЫЧ! 2.2.03
DAS
ANGEBOT IM RUNET: EINE INTIME BEZIEHUNG ZU PUTIN. Eigentlich zu seinem Hund (siehe einen Schritt tiefer den matrjoschka-Bericht zum 50. Geburtstag des russischen Präsidenten mit dem Bild des Geburtstagskindes, seines Pferdes und des Hundes). Der Hund, ein schwarzer Labrador, heißt Conni. Er ist Putins Liebling. Sein Vater Alkor Ros Bredford hat inzwischen wieder Nachkommen. Von einer anderen Dame. Darum weiß- gelblich. Männchen und Weibchen. Die ersteren werden 900 USD geschätzt, die letzteren 400 USD. Etwas mehr als die Welpen dergleichen Rasse und Klasse sonst. Aber ist wohl verständlich, dass die Nähe zum russischen Präsidenten den Preis in die Höhe treiben muss. Der Verkauf erfolgt über das Runet. Angebote sind an Iwan Matrjoschkin, Esq., zu richten. 9.10.02 PRÄSIDENT
PUTIN IST 50 GEWORDEN Die
Welt gratuliert. Unter den wichtigsten Glückwunschüberbringern Bundeskanzler
Gerhard Schröder. Ein Gewährsmann des matrjoschka Teams beschaffte
uns das Schreiben Schröders an Putin. Es lautet: Irgendwie
Russisch mutet der Stil an.
Als hätte Gerhard Schröder eine russische Seele. Vielleicht
hat er auch eine? Vielleicht wohnen zwei Seelen in seiner Brust? Kein
Zweifel: Schröders Grußbotschaft
wird dem „lieben Wladimir“ gut tun.
Insbesondere jetzt, wo manch ein anderer im Westen ihm viel
trouble bereitet.
Zum Beispiel der USA- Präsident Bush. Und
der britische Premier Blair. Die gehen W.W. Putin mit ihrer
Kriegslust auf den Wecker. Ist er doch ein zutiefst friedfertiger
Mann. Auch
deswegen ist er in Russland äußerst beliebt (von vier Russen mögen
ihn mindestens drei). Das Volk sieht, wie er sich um den Frieden in
Tschetschenien abmüht. Und um andere Dinge. Beseitigung der
Korruption und anderer Kriminalität in Russland
zum Beispiel. Die
Russen sehen auch, dass seine Mühen bis dato nicht viel gebracht
haben. Vielleicht kann
die Mühe gar nicht viel bringen , weil Russland eben Russland
ist. Umso mehr anerkennen die Russen
den guten Willen des Präsidenten. Seine Selbstlosigkeit. Sich um
etwas abzumühen, was gar nicht glückt, vielleicht gar nicht möglich,
ist in ihren Augen doppelt verdienstvoll. Denn sie sind
bekanntlich ein sehr mitfühlendes Volk. Und wenn sich jemand
abrackert, ohne viel zustande bringen zu können, sind sie auf seiner
Seite. So
wünschen alle Russen
Ihrem Präsidenten: a) noch viele, viele Jahre im Kreml und b)
beste Gesundheit. Damit er sich weiter müht, den Augiasstall
auszumisten. Wie Herkules. Zwar ist er ein wenig schmächtiger,
dafür aber wendiger und geschickter. Judokämpfer! Jedenfalls reiht sich das Matrjoschka- team in die unübersehbare Schar der Gratulanten ein. Und als ein bescheidenes Geschenk zum 50. des Präsidenten bringt es ein Foto auf die Seite, das ihn mit seinen Haustieren zeigt. Iwan Matrjoschkin, Esq., behauptet, das Foto mit viel Aufwand geschossen zu haben, verzichtet aber ausnahmsweise auf Papparazi- Honorar. Die von der Holzpuppe mit dem Besen geäußerte Vermutung, er hätte das Foto im Runet auf der WWW.Seite Kremlin.ru geklaut, wies er empört zurück. Hier
ist das Foto:
7.10.02 Appendix: Auf Drängen Iwan Matrjoschkins, Esq.,bringen wir hier auch ein Foto seines Haustieres. Nota bene: das Bild oben strahlt Kraft und Optimismus aus, das Bild unten- das Gegenteil davon!
DAS
RÄTSEL PUTIN (Matrjoschka-online.de
zum Deutschlandbesuch des russischen Präsidenten ) Vorwort:
Mit einem unguten Gefühl bilanzierten
wir, die russischen Holzpuppen, die aus dem Runet herausgefischten Äußerungen
des und über Putin. Wir lästern
nämlich gern. Und je höher die Person steht, desto lieber
ziehen wir sie durch den
Kakao. So
waren wir skeptisch, als sich herausstellte, dass das Runet nur
relativ Gutes über Putin
brachte. Und dass die Äußerungen
Putins über Putin
auch keine Angriffsfläche boten. Wir schreiben das aufs Konto der
unterentwickelten Demokratie in Russland. In einer hochentwickelten
Demokratie ist es bekanntlich üblich, volle Kübel Unrat über dem
Kopf der Nummer 1 zu
leeren. Und das macht Spaß.
Wir wissen es aus unseren deutschen
Erfahrungen. Aber
wie die Russen sagen: на
нет
и
суда
нет.
Also: ist etwas nicht vorhanden, hilft kein Gericht. So müssen wir
nolens volens das bringen, was das Runet bietet. Allerdings
wären wir keine freien Holzpuppen, wollten
wir nicht einen Esslöffel
Bitterkeit ins Honigfass schütten. So stellen wir fest, dass
Putin viel weniger getan hat als versprochen. Der grausame Krieg in
Tschetschenien geht weiter. Die Kriminalität und Korruption in
Russland wüten wie gehabt. Die Amis nisten sich entlang der Südgrenze
Russlands ein. Und der
Großteil der Bevölkerung darbt. Trotz
der hohen Einkünfte vom teuerer gewordenen Erdöl.
Aber
anscheinend nehmen die
Russen all das ihrem Präsidenten nicht übel. Seine Zustimmungsquote
ist nach wie vor höher als jedes anderen Staatschefs,
der zulässt, diese frei zu ermitteln. Zwischen 70 und 80
Prozent. Zwar
gab es in den siebzig Jahren der Sowjetmacht keinen Führer des
Landes, der weniger als 99 Prozent hatte. Aber damals waren das Volk
und der Führer eins. In dem Sinne, dass der Führer selbst entschied,
welche Zustimmung er im Volke genoss.
Putin aber lässt die Meinungsforscher heran. Die unbequeme
Zunft, die man früher in der SU überhaupt nicht kannte. Abgesehen
von Soziologen mit
Schulterstücken. Und
jetzt zur Sache. 1.
Putin über Putin. ...Man
darf sich nicht in eine Rauferei einmischen, wenn es nicht unbedingt
notwendig ist. Wenn aber keine Wahl bleibt, muss man bis zum letzten
zuschlagen. Das habe ich noch als Kind gelernt. Und dann in der
Staatssicherheit... ...Man
darf seine Pistole ziehen, wenn man
zu schießen fest entschlossen ist. Nie aber, um
Eindruck schinden zu wollen. ...Allen,
die darauf spekulieren, dass Russland das Kaliningrader Gebiet (d.h.
das ehemalige Ostpreußen) zurückgibt, möchte ich gleich hier in die
Kamera drei zusammengeflochtene Finger
zeigen! (Anm. v. M. : eine volkstümliche Geste in Russland, etwa nach
der Art des deutschen Vogelzeichens, allerdings viel energischer).
...(Auf
die Frage nach seiner KGB-Karriere)... Ich wollte nicht einfach Spion
werden. Ich wollte dem Vaterland dienen. Und
ich bedauere es nicht. Ich
habe keinen Grund, mich zu schämen. Es war eine analytische Tätigkeit:
Sammeln und Auswertung von Information. ...
Ich schlug vor, der Kommunistischen Partei den Namen zurückzugeben,
die sie unter Lenin trug. Russische Sozialdemokratische
Arbeiterpartei... Und ich bin dagegen, Lenin aus dem Mausoleum auf dem
Roten Platz zu holen und in der Erde zu begraben. Lenin im Mausoleum
ist ein Symbol. Es gibt älteren Menschen die Gewissheit, sie haben
nicht umsonst gelebt. Ich werde nichts tun, was das Volk spaltet. 2.
Andere über Putin. Wladimir
Lukin, Vizesprecher der Staatsduma, Liberaler: ...Putin versteht, dass die unbegrenzte Solidarität mit dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus von den meisten Russen nicht eindeutig unterstützt wird. Was aber wird unterstützt? Der Kampf gegen die Allmacht der Oligarchen ( superreiche Gewinner der Reform- Anm. v.M.). Er will, dass hinter seiner Politik die meisten Russen stehen. So zeigt er ihnen, wie die Oligarchen auf den Scheiterhaufen steigen müssen. Darunter auch die aus der Regierung. Das Volk freut sich darüber wie ein Geburtstagskind. So gewinnt er Spielraum. Michail Gorbatschow: ...Er
hat den richtigen Weg eingeschlagen. Er
hat die gesellschaftlichen und politischen Prozesse überholt, er
schreitet ihnen voraus. Aber das ist ja genau das, was ein
Staatsoberhaupt auszeichnet. ...Mir gefällt sein Stil, seine
Sachlichkeit und seine Tüchtigkeit, verbunden auch mit einer gewissen
Strenge anderen und sich selbst gegenüber, vor allem, wenn man das
Chaos berücksichtigt, das er als Erbe übernommen hat.
Wladimir
Krjutschkow ( KGB- Chef der Vorperestroikazeit):.. Der weiß, was er
will. Und das, was er will, setzt er durch. Anatoli
Tschubais, Oligarch: ... Die 70 Prozent Zustimmung... Das ist die
Kruste. Darunter quillt die Lava. Wenn
alles so bleibt, wie es ist,
bricht die Lava die Kruste nicht. Wenn aber etwas schlimmes
kommt, insbesondere in der Wirtschaft, hält die Kruste nicht mehr... Das
Volk jubelt Putin zu, wenn er Oligarchen
an die Gurgel geht. Dem Beresowski... Wunderbar! Dem Gussinski...
Klasse!
Und wenn er Tschubais an die Gurgel geht, ist das Volk erst
recht glücklich! George
Tenet, CIA- Chef: ...Zweifellos
will Putin einiges aus der Sowjetvergangenheit zurückholen: den Großmachtstatus,
die starke Zentrale, eine stabile und voraussagbare Gesellschaft.
Mitunter auf Kosten der
Nachbarländer und des einzelnen Bürgers. 8.4.02 "EINER
VON UNS" Unter
diesem Titel bringt die von Putins Imagemaker Pawlowski gegründete
Runetsite Strana.ru ein von ihren Rechercheuren (angeblich?)
entdecktes Tagebuch des elf-zwölfjährigen Putin. Die
Tagebuchaufzeichnungen fanden sich (?) auf dem Boden des Häuschens,
in dem der jetzige Präsident als Junge mit seinen Eltern den Sommer
verbrachte. Das
"geheime" Tagebuch des Wowa Putin, Schüler der Klasse 4a,
beweist, dass der russische Präsident ein ganz normaler sowjetischer
Schüler war, der sich prügelte, Sport schwänzte, manchmal schlechte
Noten bekam, Geschichte und Deutsch gern hatte, anderen vorsagte. Korrespondenten
von Strana.ru schauten sich den Boden des Häuschens in Tosno bei
Petersburg an, wo der Präsident seine schönste Kinderzeit verlebte.
Die windschiefe kleine Hütte steht nahe einer Bahnstrecke. Jedes
Frühjahr wird die Bahnhofstrasse so überschwemmt, dass die Ortsansässigen
nur mit Flößen in ihre Gärten kommen. Vor ein paar Jahren wurde
eine Landstraße verlegt und jetzt ist es nicht mehr so feucht. Auf
der Strasse wird allerdings im Winter kein Schnee gefegt, so daß man
unterwegs tief im Schnee versinskt. Unsere
Recherchen begannen wir bei der Frau, die Wladimir Putin damals mit
Milch versorgte. Seit den sechziger Jahren hält Anna Romanowa Kühe,
und in all den Jahren, die die Putins in Tosno verbrachten, pflegten
sie enge nachbarliche Beziehungen. "Das
Haus kauften die Putins 1969", erzählt Anna Romanowa. "Sie
nutzten es als Datsche. Im Sommer lebten sie ständig hier, im Winter
kamen sie nur hin und wieder. Der Vater holte bei mir Milch, ich habe
Wladimir Putin also gewissermaßen mit Milch großgezogen. Seine
Mutter kannte ich gut. Sie war eine schmächtige, kränkliche Frau.
Eine freundliche Familie. Wenn ich zu ihnen kam und sie saßen gerade
beim Essen, musste ich mich immer dazu setzen. Wolodja
war auch spindeldürr." "War
er kontaktfreudig?" "Ja,
er war immer mit Kindern aus Tosno oder aus Petersburg zusammen. Nie
kam er allein hierher, irgendein Freund war immer dabei. Hier hat er
sich auch für die Prüfungen vorbereitet." "Hatten
die Putins auch eine Wirtschaft?" "Na
klar, einen Garten. Als Wolodja erwachsen war, sah ich ihn nur flüchtig.
Als er später dann beim Petersburger Bürgermeisteramt arbeitete,
hatte er einen Dienstwagen und brachte seinen Eltern die Rente aus der
Stadt." "Wissen
Sie noch, wann er zum letzten Mal hier war?" "Hm,
ich habe mich gar nicht dafür interessiert. Es war eben Wolodja, wer
konnte schon ahnen, dass er mal unser Präsident wird. Er war ziemlich
schüchtern und schweigsam." Auf
dem Dachboden war es hell, das Licht fiel durch Tausende Ritzen und Löcher.
In der Mitte eine Strohliege, auf der Liege eine wattierte Jacke und
ein ausgewaschener Trainingsanzug. Wir
kramen in den vergilbten Papieren. Ein
Heft mit Deutschdiktaten. Noch
ein dickes Heft mit Deutschübungen. Im
Chemieheft Karteikarten mit deutschen Worten und der Übersetzung. Überall
Deutsch – auf den letzten Seiten des Chemieheftes und im
Geschichtsheft. Der Präsident mochte Deutsch, die
"Bodenfunde" belegen es. Die größte Entdeckung stand uns
aber noch bevor. Das
Tagebuch des Schüler der Klasse 4a aus der 193. "Krupskaja"-Schule
legt beredtes Zeug davon ab, dass er alles andere als ein Musterschüler
war. September: Sportunterricht
geschwänzt. Schlechtes
Betragen im Sportunterricht. Arithmetik. Mit roter Tinte:
"Klassenarbeit – 4". Störte den Sportunterricht durch
Singen (!) vor der Klassentür. Oktober
– vier Vieren in einer Woche. November.
Zwei Einsen in Geschichte. Wieder Ermahnung vom Sportlehrer. Dezember.
Kein Tag ohne Mahnung: Stört den Musikunterricht. Macht im Sport
schlecht mit. Hat die Hausaufgaben in Mathematik nicht gemacht. Und zu
m Schluss werden die Eltern zum Gespräch in die Schule vorgeladen. Nach
den Ferien kam der zukünftige Präsident mit neuen Kräften in die
Schule. 18. Januar – die Auseinandersetzung mit dem Sportlehrer
erreicht ihren Höhepunkt. Tadel: der Sportanzug muss blau sein, Putin
trägt einen weißen. Die
nächste Eintragung lautet: Ging ohne Sportanzug in die Schule. Im
Februar besuchte Putin den Sportunterricht überhaupt nicht mehr. Er
bekam ein 4 für Gymnastik, musste wegen schlechten Betragens den
Unterricht verlassen. Ende Februar prügelte Putin sich mit einem Fünfklässler,
hinderte ihn daran, den Klassenraum aufzuräumen. Der
Vater musste wieder in die Schule kommen. März.
Schlechtes Betragen im Musikunterricht. April.
Sagt im Unterricht vor. Mai.
Machte im Unterricht nicht mit. Wurde vor die Tür gestellt. Gibt
seinen Hausaufgaben im Zeichenunterricht nicht ab. Randaliert
in den Pausen. Wieder wird der Vater vorgeladen... Beim
Blättern in Putins Tagebuch erinnerten mein Kollege und ich uns an
die unvergessliche sowjetische Schule, wo man von uns verlangte, in
den Pausen sittsam umherzuspazieren, im Sport nur blaue Anzüge zu
tragen, idiotische Sachen zu zeichnen, wir erinnerten uns an die Prügeleien
in Toiletten und in den Pausen. Unser Präsident ist einer von uns,
ist mit uns zusammen aufgewachsen. Uns
stimmt das hoffnungsvoll. Anm.
v. Iwan Matrjoschkin, Esq. : mich auch. Bei meinem letztes Gespräch
mit Wladimir Wladimirowitsch spürte ich sofort die tiefgehende
Seelenverwandtschaft. Aber auch viel Respekt. Als ich ihm anzustoßen
vorschlug, hat er mich angeguckt... Die Seele rutschte mir in die
Hosen. Jetzt schlägt er zu, habe ich mir gedacht...Na, und? Ich würde
dasselbe tun, wäre ich Präsident und ein Frechling zu weit
gegangen... Anm.
zu der Anm. Auf Anfrage versicherte uns der Kreml, von einem Gespräch
zwischen Putin und Matrjoschkin, Esq. (Siehe Matrjoschkins Quatschecke
auf der aufräumenden Matrjoschka) nicht das Geringste zu wissen. Z.Z.
wird überlegt, ob das Konzernmanagements "www.matrjoschkin-online.de"
Matrjoschkin Esq. wegen der arglistigen Täuschung und der
unverdienten Vergütung (von 20 DM) belangen soll. 6.5.01 ORDNUNG
MUSS SEIN! Präsident
Putin unterschrieb Gesetze über die neuen Staatssymbole der RF. Damit
ist alles geregelt, wie es sich gehört. Die Staatsflagge: das Verhältnis
der Länge zur Breite 2:3, drei gleich grosse Streifen- weiß, blau,
rot. Das Staatswappen: vor rotem Hintergrund der goldene zweiköpfige
Adler. Die Hymne: die Musik wie in der Sowjetzeit, der Text erneuert,
im Hörfunk und Fernsehen täglich um 6.00 und 24.00 zu spielen. Beim
Zuhören, bitte sehr, stehen, Männer ohne Kopfbedeckung, Gesicht der
Staatsflagge zugewandt. Anm.
von M.: Schön! Wollen wir hoffen, die Gesetze werden eingehalten.
Aber auch andere Gesetze, die z.B. die Menschenrechte und Menschenwürde
der Russen sichern. Denn vom Angucken der schönen Staatsflagge und
dem Anhören der schönen Staatshymne wird man nicht satt und auch
anderweitig nicht glücklich. 4.1.01 URBI
ET ORBI Eine
Preisfrage: In welchem europäischen Staat richtete der Staatschef aus
Anlass des Osterfestes eine Botschaft an die Staatsbürger? Die
Antwort: in Russland. Ausgerechnet in jenem Land, wo noch vor wenigen
Jahren die Menschen nur ausnahmsweise von Ostern Notiz nahmen. Was
steht in der Botschaft? Dass die Orthodoxie eine besondere Rolle in
der russischen Geschichte, bei der Herausbildung und Erstarkung des
russischen Staates habe. Die ewigen christlichen Werte seien ein nicht
wegzudenkender Teil des russischen kulturellen Erbes und der Mentalität
geworden. Auch heute gehört der orthodoxen Kirche Achtung und
Anerkennung für ihre Fürsorge um das Wohlergehen und die Aufklärung
der Russen. Es
sei bezeichnend, dass die Orthodoxen und Katholiken die ersten Ostern
im neuen Jahrtausend am selben Tag feiern (m.: meistens ist es nicht
so, weil die orthodoxe Kirche die Tage anders zählt). Putin meint,
das sei ein gutes Omen. Sollen die christlichen Kirchen Eintracht
pflegen. Anm.v.M.:
Laut Wiedergabe Putins Botschaft auf der site NTV.ru erwähnt der
russische Präsident neben der orthodoxen die katholische Kirche.
Indessen hat die protestantische Kirche in Russland viel mehr Anhänger.
Sie steht an dritter Stelle- nach den orthodoxen und islamischen
Konfessionen. 15.4.01
PUTIN
ZIEHT BILANZ. Nein, nein, keine Schlussbilanz. Keine Sorge, er bleibt an der Macht. Die Bilanz betrifft das erste Jahr nach der Wahl. Sie widerspiegelt die Absicht, weiter zu machen. So wie bisher, nur besser. Putins Erfolge bestehen nach seiner eigenen Auskunft im folgenden: Die zentrifugalen Tendenzen in der Russischen Föderation sind durch die zentripetalen abgelöst worden. Die meisten regionalen Gesetze in Russland, eigenwillig von den Regionalfürsten eingeführt, die sogar von einer eigenen Außenpolitik und eigenen Streitkräften träumten, sind außer Kraft gesetzt. In der ganzen Föderation gilt (mit wenigen Ausnahmen) die gleiche Gesetzgebung. Die in den Regionen eingenommenen Steuern werden zunehmend an die Kasse der Zentralregierung abgeführt. Früher heimsten sie zumeist die Regionalfürsten ein. Die Konsolidierung des Staates, die Putin als Schaffung eines einheitlichen Rahmens der Tätigkeit der Staatsführung bezeichnet, kam der Wirtschaft zugute. Der Präsident erwartet im laufenden Jahr einen BNP-Zuwachs von acht Prozent. Die Industrie legt neun Prozent zu. Das sei das beste Ergebnis seit fünfzehn Jahren. Die Staatsverschuldung geht zurück. Löhne, Gehälter und Renten werden bezahlt. Das Lebensniveau stieg, wenn auch unbedeutend. Putin will kein Wirtschaftswachstum auf Kosten der Bevölkerung. Ohne ihre Unterstützung gibt es in Russland keinen Fortschritt. Putin räumt ein, vieles läge noch im argen. Die Verschuldung Russlands im Ausland sei sehr hoch, da Russland auch fremde Schulden zahlen müsse. Als die Sowjetunion auseinander fiel, hat es nämlich versprochen, für alle zu zahlen. Dafür sollte es das ganze sowjetische Eigentum im Ausland erhalten. Ein schlechter Deal, da die Schulden über dem Wert des Eigentums lagen. Außerdem fällt es den Nachfolgestaaten schwer, sich vom früheren Eigentum im Ausland zu trennen. Sie sorgen dafür, dass Russland der Zugriff auf das sowjetische Erbe verweigert wird. Trotzdem will Russland weiter die Schulden für alle zahlen, wenn... ja wenn die Gläubiger die Ansprüche so gestalten, dass die russische Wirtschaft nicht zusammenbricht. Die Kapitalflucht aus Russland dauert an. (Im vorigen Jahr wieder bis zu 30 Milliarden. USD). Erst die Absicherung der Investitionen würde dem ein Ende setzen. So braucht Russland eine Rechtsordnung, die die Investoren schützt, ebenso braucht es politische und wirtschaftliche Stabilität. Hier ortet Putin einige Erfolge. Z.B. die Einführung einer einheitlichen Einkommensbesteuerung von 13 Prozent und der Abbau bürokratischer Hemmnisse bei geschäftlicher Tätigkeit, auch die Senkung der Zölle. Doch noch viel bleibt zu tun. Die Mieten in Russland begleichen die Kosten nur zu 40 Prozent. Der Rest kommt vom Staat. Die Reichen, die große Wohnungen haben, werden dadurch begünstigt. Putin will dem ein Ende setzen, indem die Subventionen in einer anderen Form an die Bevölkerung fließen. Obwohl die Renten im Jahre 2000 im Schnitt um dreissig Prozent stiegen, decken sie die Lebenskosten weiterhin nicht ab. Eine Schande, sagt Putin. Der Ausweg? Dem Arbeitnehmer vom Staat her zu helfen, seinen Lebensabend auch selbst abzusichern. P.S. von Iwan Matrjoschkin, Esq.: Ich habe die oben zitierten Gedankengänge rausgegriffen, weil die anderen viel weniger Substanz haben. Eher sind es Absichtserklärungen, zwar von Realitätssinn und Toleranz ( auch gegenüber z.B. der neuen USA-Administration) geprägt aber- wie sagte denn W.W.P. selbst in dem Interview ?- mal nachgucken...Aha: der Weg in die Hölle sei mit guten Wünschen gepflastert. Ganz richtig, Wladimir Wladimirowitsch. Wobei ich nicht gesagt haben will, Putin führe Russland in die Hölle. Ob er es aber ins Paradies bringe, lässt sich an den Ergebnissen eines Jahres nicht messen. Was die meisten Russen nicht hindert, in seine Person wie vor einem Jahr alle Hoffnungen zu setzen. Obwohl- oder gerade deswegen? – er so aussieht, wie einer, der in einem Moskauer Stadion die Bank drückt und vor Freude tobt, wenn "Spartak" ein Tor schießt... Unter uns gesagt, würden die Puppen lieber einen anderen an seinem Platz sehen. Einen älteren, behäbigeren, würdigeren, mit einem langen grauen Bart, etwa in der Art von Lew Tolstoi. Aber bitte sehr ohne Spitzbart und ohne Schnurrbart. Aber was soll‘s? Sieht Gerhard Schröder etwa einem Goethe ähnlich? Oder Anthony Blair einem Dickens? Jacques Chirac einem Voltaire? Von dem im Weißen Haus schon gar nicht zu sprechen... Also, viel Erfolg, Wladimir Wladimirowitsch, für das nächste Jahr der Präsidentschaft, die wir weiter sehr kritisch verfolgen werden. Aber
das nehmen Sie uns nicht übel, oder? 3.01.01 WER
IST PUTIN? Jeden
Tag bringt das Runet dazu ganz verschiedene Meinungen. Die radikalste
äußerte Alexander Sinowjew, einer der bekanntesten sowjetischen
Philosophen, einst ins Ausland verbannt, Professur in München und in
den USA, jetzt nach Russland zurückgekehrt, da vom Westen total enttäuscht.
Auf einer Konferenz in Moskau erklärte Sinowjew: Russland
wird kaputt gemacht. Der kalte Krieg ist vorbei. Begonnen hat der
warme Krieg, d.h., ein Krieg an der Grenze zum heißen, mit dem
Einsatz von Mitteln des heißen Krieges. Brzezinski sagte, dreißig
Millionen Russen sind genug, Thatcher meinte, warum dreißig, wenn fünfzehn
Millionen auch reichen. Und das wird realisiert! Das
historische Schicksal Russlands und des russischen Volks wird
entschieden: Sein oder nicht Sein in der Geschichte. Herren der
westlichen globalen Hypergesellschaft haben ihren Entschluss längst
gefasst: nicht Sein! Geplant ist nicht bloß die Beseitigung des
Kommunismus, das ist lediglich der Prolog. Russland soll ganz und gar
dem Erdboden gleichgemacht werden und aus der Geschichte gestrichen
werden. Gibt
es Menschen, die imstande sind, sich an die Spitze des Widerstands zu
setzen? Nein. Auch Putin ist keine Lösung. Er ist berufen worden, um
das festzuschreiben, was mit Russland in der Zeit vor Gorbatschow und
Jelzin gemacht wurde. Er
wird als starke Hand hingestellt. Quatsch! Wie kann die bitterarme
russische Macht, die nicht einmal in der Lage ist, ihre Beamten zu ernähren,
stark sein? Umstellungen im Machtmechanismus machen diese Macht noch
nicht stark. Sie imitieren eine starke Hand, bedeuten aber keineswegs
die reale Stärkung der Macht als Führungsorgan des Landes. Unter
unseren heutigen Bedingungen ist eine starke Hand im Prinzip unmöglich.
Das soziale System wurde im postsowjetischen Russland bewusst so
konstruiert, damit es nie dazu kommt. Im
Westen sind die Träger der Staatsmacht ( Präsidenten, Kanzler,
Premierminister, Könige usw.) faktisch Teilhaber an der Supermacht
der Hochfinanz und Ausführende ihres Willens. Dahin entwickelt sich
auch Russland, da es den Weg der Verwestlichung und Globalisierung
eingeschlagen hat. Das heißt, die starke russische Hand kann nur
gegen das Volk stark werden. Nicht aber gegen die Finanzgewaltigen. Gibt
es in Russland Kräfte, die zu einer radikalen Konfrontation mit den Räubern
imstande sind, die Russland mit der Verwestlichung und der
Globalisierung arm machten? Ist Putin als Präsident in der Lage, sich
an die Spitze derer zu stellen, die das wagen? Nein! Er ist nur dazu
da, um so zu tun, als ob... Anm.
von Matrjoschka: Anscheinend schwimmt ein russischer Dissident immer
gegen den Strom. Hätten die westlichen Politiker, die Sinowjew früher
als Kämpfer gegen die Sowjetmacht feierten, gewusst, was er fünfundzwanzig
Jahre später von sich geben würde... 4.12.00 PUTINS
FRIEDHOFSBESUCH Seine
Visite in Paris beschloss Putin mit einer Geste, die im Runet mehr
Aufsehen erregte als seine sonstigen Aktivitäten in der französischen
Hauptstadt. Am Tag der Allerheiligen besuchte er einen Pariser
Friedhof, wo viele russische Emigranten ruhen. Eine für einen
russischen Staatschef ungewöhnliche Geste. Seine
Vorgänger pflegten, die Emigranten mit dem Kainsmal zu versehen. Wer
die Sowjetunion, bzw. Russland verließ, galt als Landesverräter. Und
wer aus dem Lande verjagt wurde, erst recht. Putins
Geste kam nicht von ungefähr. "Das Russische Volk soll sich
einigen", sagt er (um seinen Präsidenten einigen? Aber das sagt
er nicht, da sehr bescheiden.) "Wir
alle haben nur ein einziges Russland", sagt er. Und meint damit
sein Russland. Fragt
sich, ob sein Russland das Land ist, von dem die auf dem Pariser
Friedhof Bestatteten träumten. Ein Russland, dem viele von ihnen das
Leben hingaben. Zum
Bespiel, Iwan Bunin. Einer der größten russischen Dichter des XX.
Jahrhunderts. Literaturnobelpreisträger. Er
zog der Rückkehr in die Heimat die bittere Armut in Paris vor, da er
das stalinistische Russland als Heimat nicht haben wollte. Vermutlich
hätte er dem Herrn Präsidenten seinen Trinkspruch auf Stalin übelgenommen,
den Trinkspruch, den dieser zu Silvester 1999 (den Gerüchten nach)
hervorgebracht haben soll. Nicht
anders hätte wohl auch Vika Obolenskaja darauf reagiert. Eine
russische Aristokratin, eine Heldin der Resistance. Ihre glühende
Liebe zu Russland entsprang einer anderen Quelle, als die eines
Knaben, der mit fünfzehn dem KGB seine Dienste anbot. Aus reiner
Vaterlandsliebe, versteht sich. Auch
Alexander Galitsch drehte sich vermutlich in der Pariser Erde, als der
hohe Gast an seinem Grab vorbeiging. Ein ungemein begabter und
beliebter russischer Bänkelsänger, den das KGB aus dem Heimatland
jagte, da seine Lieder vom Geist der Freiheit geprägt waren. In einem
Gedicht prophezeite er, dass an seinem Grab die Leichenfledderer die
Ehrenwache absolvieren werden. Dichter sind manchmal Hellseher... Nach
Gazeta ru. 2.11.2000 Anm.
von M. : Hart, hart... und da wird Gazeta.ru noch verdächtigt, aus
der Umgebung des russischen Präsidenten manipuliert zu werden. Allerdings
haben alle Russen ein Russland. Dennoch sehen sie es vielleicht mit
verschiedenen Augen. Die früheren Jäger vermutlich mit den einen,
die Gejagten mit den anderen. Eine Verständigung darüber, wie ein
Russland aussehen soll, das zum Vaterland aller Russen taugt, steht
noch aus. Darum kann die Parole von einem Russland für alle Russen
als die von einem Reich, einem Volk und einem Führer missverstanden
werden. Meint die dumme Holzpuppe. RESPEKTLOSIGKEIT
ODER WIE DIE PRESSEFREIHEIT IN RUSSLAND MISSBRAUCHT WIRD. Die
Runetzeitung APN.ru bringt eine höchst respektlose Analyse des Phänomens
Putin. Der Verfasser der Glosse, ein gewisser Fefelow, wird als ein
bekannter Literat vorgestellt. Ein Frechling und Spötter ist er
jedenfalls, da er zur Verdeutlichung seiner Sicht auf den russischen
Präsident den "Revisor" von Nikolai Wassiljewitsch Gogol
(1809 - 1852) heranzieht. Es ist wohl eine der besten Satiren auf die
Bürokratie in der Weltliteratur. Ach nein, nicht eine der besten- die
beste, die es gab!
Das
Sujet: In einer russischen Provinzstadt taucht ein in jeder Hinsicht
unbedeutender kleiner Beamter aus St. Petersburg auf. Unansehnlich,
geistesarm, feige. Drolligerweise
aber gewinnt er in
den Augen der Honoratioren des Provinznestes übermenschliche Größe.
Korrupt, zerstritten und in ständiger Angst vor Vergeltung für tagtägliche
Schweinereien, sehen sie in ihm einen
Abgesandten des Zaren, fast den Zaren selbst, ermächtigt, sie zu
richten und zu bestrafen. Sie umschmeicheln ihn, werfen sich samt
Frauen und Töchtern zu seinen Füssen, machen ihn zum
Schiedsrichter in ihren Streitigkeiten. Die Komödie
endet mit der Ankündigung, ein echter Revisor sei unterwegs,
um im Städtchen nach dem Rechten
zu sehen.
Putin
sei der falsche Revisor, behauptet die Runetzeitung. Zum Herren über
alle Reussen machten ihn nicht seine Qualitäten, sondern einerseits
die im Lande weit
verbreitete Resignation und andererseits die in Russland unausrottbare
Hoffnung auf einen Messias, willensstark, gerecht und mit
geheimnisvollen, im Hintergrund agierenden Kräften im Bunde. Es gäbe
keinen russischen Präsidenten Putin, hätte er nicht den redseligen,
aber tatenschwachen Gorbatschow und nicht den starken Mann
markierenden, aber verwirrten Jelzin als Vorgänger gehabt. Und vor
ihnen nicht den zum allgemeinen Gespött gewordenen Breschnew und
davor Chruschtschow mit seiner komischen Begeisterung
für den Maisanbau als
Rettung vor der permanenten Lebensmittelkrise in Russland. Vor dieser
Kulisse erscheint Putin als der einzige Hoffnungsträger.
Der
Mystifizierung kommt die Gesichtslosigkeit des früheren
untergeordneten KGB- Offiziers zugute.
Sie ermöglicht, seine
Masken immer wieder zu wechseln. Mal ist er ein ehemaliger James Bond,
der alle Gegner hinters Licht führte. Mal ein mitfühlender und
volksverbundener Vater der Nation, dem das Wohl der Untertanen am
Herzen liegt. Mal ein energischer Staatsmann, der Russland die
einstige Größe zurückholt. Hinter den Masken stecke
aber nichts weiter als die kalten berechnenden Augen.
Nur
die unstete Balance
zwischen rivalisierenden Clans des neuen russischen Establishments,
darauf aus, das letzte aus dem ausgeraubten Land zu pressen, hilft
Putin, oben zu bleiben.
So
lautet die eigentliche Frage nicht, who is you, Mister Putin. Sie
lautet, ob der echte Revisor kommt. Und
in welcher Gestalt. Wenn in der Gestalt des meuternden Volkes,
gnade den Gewinnern der Perestroika der liebe Gott... PS.
Matrjoschka distanziert sich von dem oben zitierten Pamphlet. Es wird
hier nur zum
Nachweis angeführt,
dass in Russland entgegen anderslautenden Berichten die
Meinungsfreiheit blüht und gedeiht.
Und mitunter sogar über die Stränge schlägt.
14.
1. 02 xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx PUTINS
DARSTELLUNGEN...
Sind
zu einem akuten Problem der russischen Staatsmacht geworden.
Jedenfalls, wenn man Putins Sprecher Jastrshembski glaubt. Er verriet
der Weltöffentlichkeit, dem russischen Präsidenten gehen seine
Bildnisse, die sich wie Kaninchen vermehren, auf den Wecker. Ob
deswegen, weil sie nicht ganz adäquat
sind oder grundsätzlich, bleibt noch ungewiss. In
diesem Zusammenhang haben auch die darstellenden Künstler Russlands
ihre Probleme. Ein Bildhauer, der die Vorlage für eine
Massenproduktion von Putins gusseisernen Büsten liefern sollte,
beklagte sich, der Präsident hätte
keine besonderen Merkmale. Eben wie ein Spion, der nicht
auffallen soll. Kein Hüne (wie Jelzin). Kein riesiges Muttermal auf
der Stirn (wie Gorbatschow).
Keine buschigen Augenbrauen
(wie Breschnew). Keine
Knollennase (wie Chruschtschow).
Und keinen Schnurrbart und keine Pockenspuren (wie Stalin). Wie
also soll Putin dargestellt werden, damit
jedermann von nebenan sofort erkennt, das ist er, unser
Messias. Und nicht ein Iwan Iwanowitsch von nebenan. Der
künstlerische Beirat von matrjoschka-online. de
beriet das Problem und gelangte zu der Auffassung, es sei zu lösen.
Man muss nur der Darstellung ein markantes Utensil hinzufügen. Bei
Lenins Darstellungen, die vor jedem Schusterladen standen, war es eine
Schirmmütze, die der Dargestellte mal in der Hand, mal auf dem Kopf,
mal sowohl wie auch hatte. Bei Stalins Darstellungen
war es eine Pfeife, die ihm nicht nur als ein Rauch- , sondern
auch als ein Prügelinstrument diente (wenn er seine Pfeife
durch starkes Klopfen auf den Glatzen
seiner engsten Kampfgefährten leerte). Bei Breschnew
waren es Ordensreihen an der Brust, die längsten im Lande.
Was
gibt man Wladimir Putin
in die Hand, damit jeder sofort schaltet,
dass er es ist und kein anderer. Wir schlagen vor: einen Palmenzweig
als Zeichen seiner Friedfertigkeit und Besonnenheit („Die
tschetschenischen Banditen werden wir im
Klosett runterspülen!“ oder- der jüngste Spruch- „das
beste Argument im Umgang mit Terroristen
ist eine Kugel in die Stirn!„).
Wie
dem auch sei, hat sich nach der Einkehr der Demokratie in Russland
kein Staatsmann eine vergleichbare Volksliebe im Lande verdient ( 70-
80 Prozent begeisterter Ja-Stimmen; Gorbi und Zar Boris konnten davon
nur träumen). Allerdings
schlug vor der Wende die Volksliebe zu führenden Staatsmännern noch
größere Purzelbäume (bei den Wahlen soll es überhaupt keine Nein -
Stimmen gegeben haben). Aber
das ist kein Maßstab für eine Demokratie. Somit
ist das heutige Verlangen
der Russen nach
kunstvollen Abbildungen ihres Präsidenten
echt und soll schleunigst befriedigt werden. Und
wenn die russische Industrie der
Nachfrage nicht nachkommen
kann, schlagen wir eine andere Lösung vor. Die Bestellung in
Deutschland, wo auch einschlägige Erfahrungen
gemacht wurden. Das
wäre ein schönes Musterbeispiel der deutsch-russischen
Zusammenarbeit. Und ein russischer Beitrag zum Abbau der
Arbeitslosigkeit in
Deutschland und zum Erhalt der Rot-Grünen an der Macht (ob sie es
wollen?). Wenn
das aus politischen Gründen (Die Opposition würde vermutlich
randalieren) nicht geht,
bleibt noch eine Lösung. Und zwar, die Aufstellung von den überlebensgroßen
Monumenten auf Plätzen der russischen Städte. (Vorläufig aus Gips,
später Bronze, wie einst gehabt). Aber auch mit einem Palmenzweig in
der Hand. Oder Lorbeerkranz um den Kopf. Was
aber, wenn Putin dies
nicht genehmigt? Abwählen und einen anderen
küren! Schließlich ist ein
bescheidener russischer Herrscher ein Widerspruch in sich.
9.6.02
EIN
IN MOSKAU ERZÄHLTER WITZ Eine
Krähe sitzt auf dem Baum. Im Schnabel hält sie ein Stück Käse. Ein
vorbeilaufender Fuchs bleibt stehen. Bist du für Putin? –fragt er.
Die Krähe schweigt. Wieder fragt der Fuchs: bist du für Putin?
Wieder schweigt die Krähe. Der Fuchs fragt zum dritten Mal und zeigt
der Krähe die Zähne. "Ja, ich bin für Putin!"-kräht die
Krähe. Der Käse fällt runter und wird vom Fuchs aufgefangen.
"Hätte ich "nein" gesagt, -denkt resigniert die Krähe,
-wäre der Käse sowieso weg". 2.Jelzin ZAR
BORIS WURDE 70 Boris
Jelzin wurde am 1. Februar 2001 siebzig Jahre alt. Zu diesem denkwürdigen
Datum stellte das russische Meinungsforschungsinstitut ZIOM den Russen
die Frage: War er gut oder schlecht? Drei von vier Befragten sind der
Meinung, eher schlecht. Unter Jelzin hätten sie nur Unschönes
erlebt. Fünfzehn Prozent glauben, dass doch nicht alles schlimm war
unter Jelzin. Zehn Prozent sind unentschlossen. Das
Oberhaus der Duma machte Jelzin ein Geburtstagsgeschenk. Dem Ex-Präsidenten
und seiner Familie wird Straffreiheit versprochen. Neu ist das nicht.
Putin hat es bereits vor einem Jahr getan. Sonst hätte Jelzin an der
Schwelle des Jahres 2000 seinen Rücktritt wohl nicht eingereicht. Das
Geburtstagsgeschenk ist aber nicht ohne. Wenn ein Ex-Präsident in
seiner Amtszeit ein schweres Verbrechen begangen haben sollte, darf er
doch vor den Kadi zitiert werden. Allerdings
müssen dem beide Häuser der Duma zustimmen. Auffallend
ist das timing der Entscheidung. In einem New Yorker Gefängnis sitzt
Jelzins Vertrauensperson Pawel Borodin. Er wird Korruption
beschuldigt. Was, wenn er aus der Schule plaudert? Mag
kommen was will, der erste russische Präsident geht in die
Weltgeschichte ein. Als große und tragische Figur (meint die
Runetzeitung Vesti.ru). Der
römische Kaiser Deokletian blieb unvergessen, weil er im Alter von
neunundfünfzig freiwillig auf den Thron verzichtete und Bauer wurde.
Ein wenig später kam eine Abordnung aus Rom und bat ihn, doch zurückzukehren.
"Schaut Euch den prächtigen Kohl an. Den habe ich gezüchtet!"
sagte der Ex-Kaiser und blieb im Dorf. Ob
eine Abordnung zu Jelzin kommt? Wenig wahrscheinlich. Allerdings
sollte Ex-Zar Boris auch ein Faible für Gemüse haben. Jedenfalls
beteuerte er das Bauern in der Nähe seiner Sommerresidenz, als sie
ihr Los beklagten. "Meine Familie zieht Kartoffeln und lebt
davon", soll er gesagt haben. Nun,
wenn dem so ist, braucht sich sein Clan wegen Herrn Borodin keine
grauen Haare wachsen zu lassen. Seinen
siebzigsten will Boris Jelzin in aller Ruhe begehen. Im Runet wird
verbreitet, er hätte staatliche Auszeichnungen ausgeschlagen. Übrigens
liegt er wieder im Regierungskrankenhaus, das er in seiner Amtszeit häufig
frequentierte. "Tjashela
schapka Monomacha", sagen die Russen. Sie meinen, die Zarenkrone
ist schwer zu tragen. --- Nachdem
dieser Bericht aus dem Runet fertig war, stellten sich alle
Matrjoschkas vor dem Computer auf und riefen: Happy
birthday, Boris Nikolajewitsch! GORBIS ENKELIN ALS MATRJOSCHKA Sie heißt Xenia. Sie ist dabei, sich zu vermählen. Eigentlich ein familiäres Ereignis. Aber Gorbi wäre nicht Gorbi, hätte er diesem nicht planetare Dimensionen zu verleihen versucht. Unter den hundertvierzig Einladungen zur Hochzeitsfeier an die internationale Prominenz gibt es eine für W.W Putin und eine für Gerhard Schröder. Ihnen wurde die Ehre zuteil, der jungen Dame und ihrem Auserwählten die Aufwartung machen zu dürfen. Xenia Gorbatschow ist Journalistikstudentin, geschrieben hat sie zwar noch nichts, aber verkehrt bereits in den besten Häusern der Welt. Sie war bei George W. Bush und bei Helmut Kohl als Dauergast. Das PR-Genie Gorbi! Der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere war der Auftritt als Model bei einer illustren Modeschau. Der Clou: Sie kam als Matrjoschka auf den Laufsteg. Kein Wunder, dass sie sofort alle anderen Konkurrentinnen weit abhängte. Das Matrjoschka-Team hat übrigens nichts dagegen, dass Xenia Gorbi vom weltweiten Ruhm unserer Webseite profitiert. Aber wir erwarten, dass sie beim nächsten Auftritt in der Hand einen Hinweis auf unsere www Adresse hält. Wenn sich der Opa nicht zu schade ist für Pizza Hut – Werbung, kann die Enkelin erst recht für uns werben, meint unser PR-Experte Iwan Matrjoschkin, Esq. 2.5.03 MICHAIL
GORBATSCHOW SCHLÄGT RADIKALE LÖSUNG VOR Der letzte Präsident der Sowjetunion und Wegbereiter der deutschen Wiedervereinigung präsentierte den USA bei einem Medienauftritt eine harte Rechnung. Die Amis sind dabei, die schlimmsten Eigenschaften der gewesenen Supermacht, der Sowjetunion, nachzuäffen. Dieselbe Priorität der Gewalt, dasselbe martialische Herangehen an Weltprobleme. Das alles ist gewiss nicht neu. Vielmehr neu mutet die Schlussfolgerung Gorbis an, die USA müssten eine Perestroika durchmachen, in der Art, die er in der Sowjetunion durchgeführt habe. Wir
baten Iwan Matrjoschkin,
Esq., um eine Stellungnahme. Er
sagte: Obwohl begeisterter Chronist der Taten des Friedensnobelpreisträgers,
kann ich kaum
Worte finden, um den Vorschlag zu würdigen.
Ein genialer Vorschlag. Ihn
etwas ergänzend, schlage ich vor, Gorbi
selbst ins Weiße Haus zu delegieren. Als
Bushs Perestroikaberater.
Dann könnten wir ruhig schlafen. Dann würden die USA in zwei-
drei Jahren 1) in mehrere Staaten zerfallen. 2)
ihre Wirtschaft auf etwa
ein Drittel der heutigen Kapazität zurückfallen 3) ihre
Streitkräfte nicht gegen die einer Bananenrepublik durchsetzen können.
Somit wären wir alle die Plage los und Gorbi kriegt noch einen Friedensnobelpreis. Diesmal aber einen ehrlich verdienten. 11.3.03 GORBI
IST 70 Michail
Gorbatschow ist 70 geworden. Wir hatten mit seiner Würdigung einige
Schwierigkeiten, weil im Matrjoschka-online. de- team keine Einigkeit
über die Person des Jubilars erzielt werden konnte. Nach hitzigen
Debatten wurde einstimmig der Beschluss gefasst, die Würdigung von
Gorbi mehrstimmig vorzunehmen. D.h., jedes Teammitglied durfte seine
Meinung äußern. Wie in Russland (wenigstens was die Person angeht,
die auch in der Urheimat der Matjoschkas heftig umstritten wird).
Zuerst aber ein kurzer und sachlicher Abriss von Gorbis bewegten
Leben. Also: Geboren
2.3.31 im Dorf Priwoljnoje, Region Stawropol (Vorland des Kaukasus),
bereits mit 13 in der Kolchose (landwirtschaftlicher Betrieb, wo alle
Bauern des Dorfes, enteignet und zusammengefasst, unter staatlicher
Kontrolle tätig waren). Mit 19 Jura-Student der Moskauer Universität.
Mit 24 Funktionär des kommunistischen Jugendverbandes, der steil nach
oben startet. Mit 31 Funktionär der Kommunistischen Partei, des
eigentlichen Machtkartells der Sowjetunion, genauso erfolgreich wie im
Jugendverband. Mit 54 Generalsekretär der Partei. Da deren Führung
um die Zeit hoffnungslos vergreist war, galt er als fast unanständig
jung. 1986 Verkündung der Perestroika, des Umbaus der verkrusteten
Parteipolitik. 1990 Partei- und Staatschef in einer Person. 1991 von
Jelzin gestürzt. Seitdem Präsident der Gorbatschow-Stiftung, in der
die intellektuelle Parteielite ein Dach, Lohn und Brot gefunden hat. Nach
der einhelligen Bestätigung des oben angeführten Textes, stellte die
vorsitzführende mitteilsame Matrjoschka die Frage: Wie ist Gorbis
Senkrechtflug zu erklären? Das
Wort für eine Antwort darauf erbat die Zornige: Jedenfalls
nicht durch Ergebnisse seiner Tätigkeit, sagte sie. Auch wenn man ihm
gute Absichten zubilligt (was in Russland auch umstritten ist), muss
man leider feststellen, dass diese nicht in Erfüllung gingen.
Beispiele? Bitte sehr. Bis zu seiner endgültigen Erhöhung zum
Generalsekretär der Partei war er in ihrem höchsten Gremium, dem
Politbüro, für die Landwirtschaft zuständig. In dieser Position
versicherte er der Bevölkerung der Sowjetunion wortreich, die
Landwirtschaft, schon immer das Sorgenkind der sowjetischen Führung,
aus der Krise zu bringen. Das Ergebnis: Als er den Posten räumte, um
einen höheren zu erklettern, stand die Sowjetunion kurz vor einer
Hungersnot. Nur Weizenlieferungen aus den USA und Kanada verschafften
Rettung. Als
Gorbi Generalsekretär wurde, verkündete er, die Sowjetmenschen
endlich soweit zu motivieren, dass sie an die Arbeit gehen, um den
sowjetischen Sozialismus zu retten. Das Ergebnis: Bald danach versank
die sowjetische Wirtschaft endgültig in Korruption und Schlendrian. Außerdem
versprach Gorbi, das von ihm avisierte Ende des Kalten Krieges werde
zum weltweiten Sieg des neuen Denkens führen. Einer Denkweise, die
darauf beruhe, sein eigenes Heil im Heil der anderen zu suchen. Eine
schöne Predigt. Das Ergebnis? Darauf braucht man wohl nicht
einzugehen. Die
von Gorbi in der Sowjetunion initiierte Marktwirtschaft sollte dem
Volk Wohlstand bringen. Das Ergebnis: Noch unter dem Präsidenten
Gorbatschow sank das Lebensniveau der Bevölkerung um die Hälfte und
sinkt seitdem immer tiefer. Ein
Träumer? Oder ein sehr schlauer Mann, der die grundsätzliche
Erfahrung der sowjetischen Nomenklatura tief verinnerlicht hat. Sie
besteht darin, dass der Erfolg des Politikers nicht dadurch gesichert
wird, dass er Versprechen hält, sondern dadurch, dass er hemmungslos
das verspricht, wonach sich die Menschen sehnen. Und auch dadurch,
dass er es versteht, den Rivalen den Wind aus den Segeln zu nehmen,
ohne sie es merken zu lassen. Dann
ergriff das Wort die Aufräumende Die
letzte Bemerkung meiner Schwester möchte ich hervorheben. In dem
Zusammenhang half dem Senkrechtstarter sein zartes Alter (nach der
Elle der sowjetischen Führung, Mitte der achtziger Jahre weit über
70). Der Benjamin unter den Gerontokraten, profitierte er von ihrer
Verblendung. Lass ihn sich abstrampeln und die Bevölkerung mit
Illusionen abspeisen; dann werden wir weitersehen, hieß es. Als die
vergreisten Häuptlinge merkten, er werde sich nicht abservieren
lassen, war es zu spät. "Ihr
seid gegenüber Gorbi ungerecht, sagte hier :die Geschichtsbewusste,
sich an die Schwester wendend. – "Immerhin ist mit seinem Namen
die größte Revolution des XX. Jahrhunderts verbunden: die
Abschaffung eines unerträglichen Unterdrückungsregimes und einer von
Grund auf uneffizienten Wirtschaftsweise. Zwar gingen seine
hochtrabenden Glücksverheißungen nicht in Erfüllung- das ist wahr.
Nennen Sie mir aber einen Staatsmann, der seine Versprechen hielt!
Auch wenn er diese ehrlich meint, ist er dazu gar nicht imstande. Denn
der Mensch denkt und Gott lenkt. Niemandem von den armseligen
zweibeinigen Geschöpfen ist von der Vorsehung die Fähigkeit
verliehen, die Welt nach seinem Gutdünken umzukrempeln. Und Gorbi ist
auch nur ein Mensch. Er hätte eben weniger versprechen sollen. Leicht
zu sagen! Die Russen, von Sendungsbewusstsein und Glückssehnsucht erfüllt,
sind ein Volk, das nur jenen Führer akzeptiert, der viel verspricht.
Für Pfennigfuchserei in der Politik haben sie nur Verachtung übrig." "Möchtest
Du etwa andeuten, die Deutschen sind anders -sagte hier die
Reiselustige. Wenn es so ist, irrst Du Dich gewaltig. Die Deutschen
fallen auch auf großzügige Versprechen herein. Sonst wären sie
Hitler nicht hinterher gelaufen." "Jetzt
bist Du aber ins Fettnäppchen getreten, sagte darauf hin die
Geschichtsbewusste. Es
war Altbundeskanzler Kohl, der Gorbi mit Hitlers Propagandaminister
Goebbels verglich. Möchtest Du etwa daran erinnern? Aber Herr Kohl
hat seinen Vergleich bereits vor Jahren zurückgenommen und von seinem
Saunafreund Mischa geschwärmt, der den Deutschen die
Wiedervereinigung brachte." In
die Diskussion schaltete sich die Nachdenkliche ein. Sie stellte fest,
dass kein russischer Staatsmann je im Westen so beliebt war wie Gorbi.
Der Friedensnobelpreis zeugt davon, ebenso unzählige andere Ehrungen.
Aber das hat nichts zu seiner Beliebtheit im eigenen Land beigetragen,
sondern diese eher endgültig begraben. Denn die Russen trauen dem
Ausland nicht über den Weg. Deswegen läuft ein russischer Politiker,
dem im Ausland viel gehuldigt wird, Gefahr, des Landesverrats
beschuldigt zu werden. Insbesondere, wenn es im Lande unter ihm abwärts
geht. Ich
will mich nicht anmaßen, über die große Politik ein Urteil
abzugeben, sagte hier die Lustige. Mir schwirren nur unzählige Witze
über Gorbi durch den Kopf . Z.B. der: Eduard
Schewardnadse, Außenminister unter Gorbi, und Raissa Gorbatschowa
machen Sex in einem Gemach des Generalsekretärs. Plötzlich ertönt
im Flur seine sonore Stimme. "Du lieber Himmel, - sagt der schöne
Georgier. Ich krieche unters Bett, damit er mir nicht an die Gurgel
geht. "Nicht nötig, sagt Raissa. "Wir trinken ja keinen
Wodka ". Betretenes
Schweigen im Matrjoschka-Konferenzraum. Doch der versoffene
Matrjoschkin nutzte die Gelegenheit, sich zu seinem Lieblingsthema zu
äußern. "Ihr klugscheißenden Weiber, meckerte er, lasst die
Hauptsache weg. Gorbi wurde gestürzt, weil er sich an das Heiligste
wagte, an die sto Gramm. Er hat nicht begriffen, dass die Russen es
brauchen. Das kommunistischen Paradies, dem sie riesige Opfer
brachten, erwies sich als Chimäre.
Wo noch sollten sie Trost suchen? Gorbis
Feldzug gegen den Wodka führte nur dazu, dass die Russen das beste
Getränk der Welt, auf sein Betreiben hin aus den Läden verschwunden,
selbst brauten. Dem Fiskus entging die beste Einnahmequelle. Und die
Russen hatten von nun an für den Limonadenmischa nur Spott und
Verachtung. An seine Stelle haben sie Jelzin hingesetzt, der sie zwar
auch nach Strich und Faden belog, aber selbst soff wie ein Fass und
somit kurzzeitig zu einer Identifikationsfigur avancieren
konnte." Als
letzte in der Runde sprach die Feinsinnige: "
Die Weltgeschichte kennt keine rührendere Liebe in der Ehe
als die zwischen der verstorbenen Raissa
Maximowna und Michail Sergejewitsch, sagte sie, sichtlich erregt.
" Frau Raissa war für Michail Sergejewitsch der gute Geist, die
umschwärmte Geliebte und sorgende Mutter. Wenn seine hohen Pflichten
eine Trennung verlangten, schrieben sie einander drei Mal am Tag zärtliche
Briefe. Einmal veröffentlicht, werden sie Millionen Herzen in Wallung
bringen. Ich
erhebe meine Stimme, - schlussfolgerte sie mit Tränen in der Stimme,
gegen den geschmacklosen Witz, der hier erzählt wurde und der Raissa
Maximowna unterstellt, ihrem Mann untreu geworden zu sein. Ich fordere
alle Schwestern auf, sich davon zu distanzieren." Der
Aufforderung wurde entsprochen. Nur Matrjoschkin enthielt sich der
Stimme. Dann
stellten sie sich alle in der Reihe und riefen im Chor: "S
dnjom roshdenijem, herzlichen Glückwunsch, Michail
Sergejewitsch!" P.S.
Wie aus Moskau bekannt wurde, soll im Kreml darüber nachgedacht
werden, M.S. Gorbatschow wieder auf die große politische Bühne zu
holen. Als Chefberater des Präsidenten oder neuen russischen
Aussenminister. Das wäre ein schönes Geburtstagsgeschenk von Putin. Und
noch etwas. Fast alle Medien in Russland begehen das 70.Geburtstag
M.Gorbatschows. Es gibt zwar welche, die ihm eine umfangreiche
Rechnung präsentieren, sogar Käuflichkeit, ja sogar Landesverrat
vorwerfen, die meisten aber haben für den Vater der Perestroika viel
Lob übrig. Im Zusammenhang damit vermutet das Runet eine Wende in der
öffentlichen Meinung. Diese sei für G. günstiger als je zuvor.
Dagegen sinkt das Rating seines Rivalen Jelzin immer tiefer. UND
ALS DIE KRÖNUNG UNSERES BERICHTES: Bundeskanzler
Gerhard Schröder gratuliert Michail Gorbatschow zum 70.Geburtstag: ...Ihr
Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung ist in Deutschland
unvergessen. Sie
haben mit großem Mut, Weitblick und Menschlichkeit nicht nur uns
Deutschen, sondern ganz Europa die Zukunft in eine neue Welt gewiesen. 2.3.01 Ein
notabene von Matrjoschkin,
Esq.: In einem Interview der Moskauer Zeitung "MK" sagte M.G.:
Люблю
виски, но
предпочитаю
водку. От
нее утром
голова
свежая.
Может быть,
это даже
какое-то
лечение.
Если не
слишком
часто. Не
пьем,
Господи:
лечимся. In
der deutschen Übersetzung: Ich trinke Whisky gerne, ziehe aber Wodka
vor. Wenn man Wodka trinkt, hat man keinen Kater am Morgen. Vielleicht
ist es sogar Arznei. Wenn nicht zu oft... Gott ist mein Zeuge: ich
saufe nicht, ich kuriere mich mit Wodka... Ich,
Matrjoschkin, Esq., erkläre dazu feierlich, dass alle meinen früher
geäußerten Einwände gegen Gorbis Person somit null und nichtig
geworden sind. Er ist den schlechten Ruf eines Limonaden- Mischas los.
Aber er säuft auch nicht. Er kuriert sich. Wie ich! 3.3.01. Ein
Wort für Gorbi: Liebe
Matrjoschka, warum
hast Du Michael Gorbatschow nicht gern. Es ist mitunter schon
peinlich, wie Du gegen ihn schießt. Was hat Gorbi Dir angetan? W.M. ----------------------------- Matrjoschkas
Antwort: Liebe
(oder lieber) W.M., wenn
ich an den ehemaligen Präsidenten der gewesenen Sowjetunion denke,
dann fällt mir ein Vierzeiler von Alexander Puschkin ein. Und zwar: Wlastitelj
sslabyi i lukawyi, Pleschiwyi
tschtschegolj, wrag truda, Netschajnno
prigretyi slawoi, Nad
nami zarstwowal togda... Übersetzt
müsste es ungefähr heißen: Der
Herrscher, schwach und schlau, ein
glatzköpfiger Narziss, der jede Anspannung der Kräfte verabscheute, aber
zufällig viel Ruhm erheischte, thronte
über uns damals. Der
geniale russische Dichter und sonst ein großer Geist dichtete dies über
seinen Zaren (Alexander I.). Unter diesem wurde immerhin die Invasion
von Napoleons Grand Armee abgewehrt. Die Russen haben halb Europa
(Deutschland inbegriffen) vom Joch des Korsen befreit und sind in
Paris mit wehenden Fahnen einmarschiert. Zwar
hat Alexander I. später auf dem Wiener Kongress alle Gewinne des
Sieges verspielt, da er viel tanzte, das Nachkriegseuropa aber
Metternich und Taillerand überließ, aber immerhin war es nicht nur
das, was sich mit seinem Namen verband. Und trotzdem widmete Puschkin
ihm den Vierzeiler... Nicht schon wieder Personenkultur, liebe /r/ W.M.!
Die Russen (und hoffentlich die Deutschen) haben die Nase voll davon.
Nicht wahr? Ihr
Matrjoschka-team.
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