MATRJOSCHKINS
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FORTSETZUNG
EIN OFFENER BRIEF AN W.PUTIN *
Hochgeehrter Wladimir Wladimirowitsch,
da ich weiß, wie knapp Ihre Zeit jetzt bemessen ist, will ich das meiner Wenigkeit von Ihnen zugesicherte Recht, Sie inoffiziell zu beraten, nicht missbrauchen.** So werde ich noch knapper in Ausdruck als sonst.
Jetzt wird in der Welt debattiert, ob die Tragödie in Moskau Ihr Sieg oder Ihre Niederlage war. Mein Urteil, gefällt in der Kneipe „Sonnenschein“ (Berlin, Prenzlauer Berg) nach kühler Abwägung aller Umstände, lautet sowohl wie auch. Die Geiselnahme war Ihre Niederlage. Die Ursache derselben muss aber nicht im Kreml gesucht werden, sondern unter Weicheiern in Russland und im Ausland. Diejenigen sind schuld, die jedes Mal, wenn Sie hart durchgreifen, ein Geschrei anstimmen und die Öffentlichkeit an die Anfänge Ihres Berufslebens erinnern. Sie ließen sich davon beeindrucken. Sonst hätten Sie für die Sicherheit in Moskau noch mehr getan.
Allerdings haben Sie, als es um Geiselbefreiung ging, wieder zu sich gefunden. Wenn der USA-Präsident George W.Bush nach dem 11.9.2001 nur verbal einen harten Mann abgibt, haben Sie mit Taten bewiesen, dass Sie einer sind. Gegen alle Voraussagen, denen sogar ich, obwohl gewiss kein Weichei (in unserem Team gelte ich mit Recht als Macho), das Ohr schenkte, erklomm deshalb ihr Ansehen in der russischen Bevölkerung neue, nie da gewesene Höhen. Das sollen sich jene unter die Nase reiben, die sich einbilden, die Stunde Russlands sei geschlagen. Kein Land in der Welt kann sich einer derart totalen Identifizierung zwischen der Führung und dem Volk rühmen wie das gegenwärtige Russland. Wenn die Hintermänner des Coups darauf zielten, Russland politisch zu destabilisieren, haben sie sich gründlich verrechnet.
In diesem Sinne grüßt Sie aus Berlin,
Ihr ergebener Iwan Matrjoschkin, Esq.
* In diesem und dem nächsten Beitrag geht es um eine Geiselnahme der tschetschenischen Selbstmörder in einem Moskauer Theater. Mehrere Hundert Geisel wurden von einer russischen Einsatztruppe befreit, aber weit mehr als Hundert Geisel wie die Geiselnehmer auch wurden bei der Befreiungsaktion, die unter Anwendung eines Giftgases stattfand, getötet.
**Matrtjoschkin spinnt.
EINE BOTSCHAFT. AN DIE GEHEIMDIENSTCHEFS DER ZIVILISIERTEN WELT.
VON IWAN MATRJOSCHKIN.ESQ.
Liebe Kollegen,
ich erlaube mir, Sie so zu nennen, weil ich nicht nur Terrorismus-Experte der matrjoschka- Medienholding, sondern auch ihr Sicherheitschef bin. Außerdem wollte ich wie Präsident Putin schon im zarten Alter Geheimdienstler werden.
Wäre es so gekommen, säße ich jetzt unter Ihnen in der Residenz des Föderalen Sicherheitsdienstes Russlands oder in einem schönen Gästehaus der ehrenwerten Behörde. Jedenfalls dort, wo Chefs und andere hochrangige Vertreter fast aller westlichen Geheimdienste in den spannenden Tagen der Geiselnahme in Moskau die russischen Kollegen beraten haben. Gut und umfassend!
Schade, dass ich nicht dabei sein konnte. Aber auf den Verlauf der Geiselbefreiung hätte es kaum Einfluss genommen. Denn wie immer war ich einer Meinung mit Ihnen: stürmen! Und den Gaseinsatz hätte ich auch sehr anempfohlen.
Jetzt überlege ich, ob ich nicht gegen die besonders gehässigen weiblichen Holzpuppen auch mit Lachgas vorgehe. Sollen sie lachen bis zum Umfallen, die miesen, geifernden Weiber!
Aber zurück zur Sache. Sie, liebe Kollegen, hatten recht: man musste den Russen die Chance lassen, ihre Tatkraft und Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus unter Beweis zu stellen.
Angesichts der Tatsache, dass die Spesen sowieso Russland bezahlt, erst recht. Es schadet wahrhaftig nicht, die Welt wieder daran zu erinnern, dass die Russen das geblieben sind, was sie schon immer waren. Barbaren, die ihre eigenen Landsleute nicht schonen. Diese sogar am allerwenigsten.
Jetzt hört man, die russischen Kollegen meinen, der Mohr hätte seine Schuldigkeit getan, er könne gehen. Mit anderen Worten, sollen Sie, meine Freunde, hinauskomplimentiert werden. Die Russen haben wohl Angst, Sie würden ihnen in die Karten gucken. Als sei das nicht längst schon geschehen.
Ich hoffe, Sie bleiben in Russland, liebe Kollegen. Für immer. Wie das Militär unserer amerikanischen Freunde im ehemals russischen Mittelasien.
Übrigens. Erinnern Sie sich an meine optimistische Prognose des weiteren Geschehens nach der Geiselnahme?** Ich sagte nämlich voraus, die schrecklichen Dynamit- Gürtel sind wahrscheinlich Attrappen. Gefertigt, um die Russen leichter erpressen zu können. Jetzt drängen die russischen Medien darauf, Beweise zu erhalten, es seien doch keine Attrappen gewesen. Weil sonst erscheinen die Gas - Opfer unter den Geiseln sinnlos.
Sie drängen auch darauf, zu erfahren, warum ein Gas mit tödlicher Wirkung angewendet wurde. Und warum die Ärzte zu wenig Angaben über die angewendete Chemikalie erhielten, um die Betroffenen effektiv behandeln zu können. Und warum nicht rechtzeitig Gegengift an Krankenhäuser geliefert wurde. Und warum den Angehörigen der Zugang zu den Krankenhäusern, wo die Gas- Opfer liegen, verwehrt wird.
Warum, warum, warum... Darum! Unsere Dienste, liebe Kollegen, nennen sich nicht von ungefähr Geheimdienste. Ich würde auch niemanden verraten, wie ich die weiblichen Holzpuppen schütze. Obwohl sie mir zum Teil verhasst sind und ich immer wieder überlege, wie ich mir einige vom Pelz fernhalte. Würde sich ein Geiselnehmer ihrer bemächtigen, wüsste ich, wie. Dann hätten sie endlich die Quittung dafür bekommen, dass sie mich jahrelang schikanierten...
Aber wieder zurück zur Sache.
Gewiss, könnte die Geiselbefreiung besser abgelaufen sein. Wenn ein führender Experte nicht gefehlt hätte. In dem Falle meine ich mich selbst,
Ihren ergebenen Iwan Matrjoschkin, Esq. ***
*Ob die Audienz tatsächlich stattfand, ist mehr als zweifelhaft
**Siehe den Link mit der behelmten Matrjoschka.
*** Das matrjoschka-team insgesamt bedauert die Opfer unter den Geiseln, nichtsdestoweniger bewundert es aber die russischen Antiterrorkämpfer, die wahrscheinlich anders gar nicht handeln konnten. Jedenfalls zeigten sie, wofür sie fähig sind.
Wir distanzieren uns von Matrjoschkins versteckten Sticheleien.
28.10.02
IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ., STELLT EINE GEOPOLITISCHE STUDIE VOR, GEFERTIGT VON EINEM FORSCHUNGSTEAM UNTER SEINER LEITUNG.
2002 beging der Hafen Dikson an der russischen Küste des Nördlichen Eismeeres , am westlichen Zipfel der Halbinsel Taimyr ein Jubiläum, und zwar den sechzigsten Jahrestag der Verteidigung vor der deutschen Flotte, die in diese nicht nur Tausende Kilometer von der Front entfernte, sondern auch völlig unbelebte Eismasse eindrang.
Auch heute ist die russische Polarküste außerordentlich empfindlich für jede Art militärischer Tätigkeit anderer Staaten. Noch empfindlicher sind die Halbinsel Tschukotka und die Kurilen. Sie sind isoliert, arm und kaum bevölkert und somit der Expansion der Japaner, Chinesen und Koreaner ausgeliefert.
Das trifft auch auf die weiter im Süden gelegenen Primorje, Chabarowsk , Amursk, das heißt auf die ganzen, an den Stillen Ozean grenzenden Regionen zu. Die wirtschaftliche und demographische Dominanz Chinas wächst hier unaufhaltsam. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein , bis es sich diese Gebiete unter den Nagel reißt. Schon jetzt hängt der Ferne Osten wirtschaftlich mehr von China ab als von Russland.
Gefährdet ist das ehemalige sowjetische Mittelasien, besonders Kirgisien und Kasachstan.
Die russische Bevölkerung, die früher rund fünfzig Prozent der Bevölkerung Kasachstans stellte, flüchtet nach Russland. Kasachstan hält jetzt die Spitze bei den nach Russland Auswandernden. Die viele Tausende Kilometer lange Grenze wurde einmal durch die unkontrollierbare Steppe in unmittelbarer Nähe zu russischen Binnenregionen gezogen, einschließlich die Industriezentren Astrachan, Wolgograd, Saratow, Samara, Orenburg, Magnitogorsk, Tscheljabinsk, Tjumen und Omsk. Russland kann sich vor der Migration aus Kasachstan, und zwar auch der von Kasachen nicht retten, ebenso wenig vor der Einfuhr von schweren Drogen und vor den islamischen Ausdünstungen des Irans, Afghanistans und Pakistans. Eine Militärinfrastruktur existiert hier nicht. Man könnte die USA bitten, die Südgrenze Russlands zu bewachen. Doch wer rettet dann das Land vor den Bewachern?
So sind der Hohe Norden, der Ferne Osten, Sibirien und der Ural gegen die amerikanisch-japanischen und chinesisch- koreanischen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Expansion langfristig nicht gesichert. Vor fünfhundert Jahre stießen die vom Westen vorstürmenden Russen hier auf keinen nennenswerten Widerstand. Jetzt kommt der Drang aus der anderen Himmelsrichtung. Aus dem Osten.
Der russische Nordkaukasus ist ein anderer heißer Punkt. Ihm droht ein ewiges Frontdasein. Russland wird in die inneren Angelegenheiten der Georgier, Armenier und Aserbaidschaner verwickelt. Es ist nicht imstande, sich abzuschotten, denn die kaukasische Diaspora in Russland ist groß, einflussreich und loyal gegenüber ihren Herkunftsländern. .
Ein Kenner der Lage sagte zu Matrjoschkin: "Woher hat man das nur genommen, dass mit Putin Stabilität eintritt? Wir stehen vor einer ganze Epoche von Kriegen an allen unseren Grenzen...“
Man darf ernsthaft bezweifeln, dass Russland die Gefahren in gehörigem Maß abzuwenden vermag. Bleibt nur die Hoffnung, dass es nicht allein gelassen wird. Dass ihm diejenigen zu Hilfe eilen, die es vorziehen, an ihren Ostgrenzen ein christliches, europäisch geprägtes Land zu haben und nicht das unberechenbare Asien, das Europa mit seinen Traditionen, seinem Glauben und seiner Mentalität fremd ist. Und das gierig nach Europa schielt.
Die
Zeit des tatarisch- mongolischen Vormarsches
auf Europa liegt freilich in ferner Vergangenheit. Doch wer weiß, ob
Russland nicht wieder als Schutzschild für die europäische Zivilisation
gebraucht wird. Alles fließt, alles verändert sich, nur die Geographie nicht.
Sie ist das Werk des Schöpfers unserer Welt.
Deswegen wollen wir nicht ausschließen, dass eine europäische Flotte mal wieder bei Dikson die Flagge zeigt. Aber mit einer ganz anderen Absicht als 1942.
23.7.03
IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ., ÜBER DIE VORZÜGE DER FREIEN PRESSE. EIN VORTRAG, GEHALTEN AM STAMMTISCH IN DER KNEIPE „SONNENSCHEIN“ ZU BERLIN, PRENZLAUER BERG.
Besonders deutlich treten die Vorzüge der freien Presse hervor, dozierte einleitend Iwan Matrjoschkin, wenn jemand zur Sau gemacht werden soll. Wie war es denn mit der unfreien, sprich der sowjetischen Presse, wenn jemand zur Sau gemacht werden sollte? Das Kommando kam von oben. Meistens feuerte die Hauptzeitung der Partei „Prawda“ den Startschuss ab. Ihr Beitrag galt als Sprachregelung. Er enthielt die eisernen Formeln des Zur- Sau- Machens. Zum Beispiel : „Mörder in weißen Kitteln“ (über die Ärzte jüdischer Abstammung). Oder: „Kakophonie statt Musik“ (über die Werke eines genialen Komponisten, der aber keine Tanzmusik schrieb). Oder „Schädlinge in der Maske der Theaterkritiker“ (die es wagten, sich nach dem eigenen Geschmack und nicht nach dem der Parteifunktionäre über Theateraufführungen zu äußern). Und dann ging es los. Alle Medien fielen über die Gezeichneten her. Unisono. Ohne auch dem leisesten Zweifel Raum zu lassen. Und in den vorgegebenen Worten.
Es war aber des Guten zu viel. Schließlich braucht ein normaler Mensch das Gefühl, sein Köpfchen sei nicht nur dazu da, eine Mütze zu tragen. Er darf sich der Täuschung hingeben, er schlucke das Vorgekaute nicht ohne weiteres, sondern denke mit.
In der Sowjetunion aber wurde dem Menschen die Freude genommen, an der Wahrheitsfindung auf diese Weise mitzuwirken. Er durfte nur das Vorgekaute schlucken. So passierte es immer öfter, dass er dieses wieder rauskotzte. Seine Zweifel aber blieben intus. Mag sein, dachte er, dass ein jüdischer Arzt ein paar Zeitgenossen umgebracht hat. Aber es gibt auch welche, die keine Mörder sind, obwohl sie weiße Kittel tragen.
Aus diesem Grunde erwies sich jeder nächste Versuch der sowjetischen Medien, einen Gezeichneten zur Sau zu machen, immer schwieriger. Die Kluft zwischen den sowjetischen Medien und dem sowjetischen Volk wurde immer breiter. Wir alle wissen, womit der Prozess endete.
Jetzt hat Russland wie jedes zivilisierte Land freie Medien. Zwar fallen auch die freien Medien oft über jemanden her und zwar wie besessen und auf einmal, aber jedes Medium bemüht sich dabei, die anderen nicht einfach nachzuplappern, sondern etwas Eigenständiges zu bringen. So macht es viel mehr Spaß, zu lesen und zu hören, wie einer zur Sau gemacht wird. Nicht auf Befehl, sondern um Auflagen, bzw. die Einschaltquoten zu steigern. Und wenn mitunter auch auf Befehl, dann so, dass es keiner merkt.
In einem freien Land gibt es Gesetze zum Schutz der Würde des Menschen. So müssen freie Medien sich absichern. Jede Gemeinheit versehen sie mit Zusätzen wie „angeblich“, „zwar noch nicht bewiesen, aber...“ und so weiter. Das haben die sowjetischen Medien nicht getan. Sie hatten keine Ahnung von Menschenwürde.
Die freien Medien agieren dagegen mit viel mehr Geschick und Charme. Man merkt gar nicht , dass man Vorgekautes schluckt und kotzt es nicht raus. So ist es , liebe Stammtischbrüder, wenn die Medien frei sind.
Habt Ihr übrigens mitgekriegt, dass matrjoschka-online.de nie etwas zur Sau macht?
Die Stammtischbrüder nickten zustimmend. Iwan Matrjoschkin, Esq., gab darauf eine Runde aus. Unser Konzern spart nicht an Werbung für seine Produkte. Der Kneipenwirt darf sich freuen.
19.6.03
MATRJOSCHKIN STREUT ASCHE AUF SEIN HAUPT
Wegen unwürdigen Verhaltens seiner Vorfahren. Jedes Mal, wenn äußere Feinde Russland an die Gurgel wollten, verhielten sie sich nämlich falsch. Sie ignorierten die von den Angreifern aufgestellten Regeln der Kriegführung. So war es Anfang des 17.Jahrhunderts, als ein polnisches Heer Moskau besetzte, um einen Schützling Polens auf den russischen Thron zu hieven. Anfang des 19. auch, als Napoleon Bonaparte seine Grand Armee nach Russland dirigierte, um das Land seiner Beute zuzuführen. Auch 1941-1945 war es nicht anders, als Hitler Russland von den Russen befreien wollte.
In allen drei Kriegen regte die russische Führung die sogenannte Partisanenbewegung an. Anstatt sich abschlachten zu lassen, gingen die Russen in die Wälder. Die Partisanen leisteten einen vom Kriegsrecht nicht geheiligten Widerstand. Sie trugen wesentlich zur Vertreibung der Gäste bei. Schande!
Jetzt ist Iwan Matrjoschkin, Esq. über die Meldungen vom Kriegsschauplatz im Irak betrübt. Auch hier ist rechtswidriges Verhalten festzustellen. Seitens der Iraker, versteht sich. Bekanntlich wenden sie gemeine Tricks an, um die ins Land eingefallenen Wohltäter zu schädigen . Genau wie die Russen in den oben aufgezählten Fällen. „Das schlechte Beispiel macht Schule !“- sagt der von Weinkrämpfen geschüttelte Esquire.
Jetzt schreibt er an einem Appell an die Iraker. Am besten, meint er, würden sie auf den Marktplätzen ihrer Städte abwarten, was kommt. Was vom Himmel kommt. Nach Befehl von Verteidigungsminister Rumsfeld und seines Dienstherrn.
Der Wille der Rechtshüter soll geschehen, argumentiert I.M., Esq. in der Kneipe „Sonnenschein“, Berlin, Prenzlauer Berg.
Die Kneipenbrüder schweigen.
30.3.03
MATRJOSCHKINS ANFRAGEN
Im Zusammenhang mit dem bevorstehenden ehrenvollen Ausscheiden des Herrn Lord Robertson of Port Ellen aus dem Amt des NATO- Generalsekretärs, richtete Iwan Matjoschkin, Esq., zwei Anfragen an seinen (vermeintlichen!) Freund. 1. Darf er den ihm (angeblich!) von seiner Lordschaft verliehenen Titel „Esquire“, an dem er sehr hängt, weiter tragen? 2. Ob er seinem Namen einen zweiten, und zwar „Robertson“ anhängen und von nun an „Iwan Matrjoschkin- Robertson“ heißen darf. Er meint, dies klinge vornehmer als einfach Matrjoschkin und gebe ihm noch mehr Ansehen in NATO-Kreisen.
Die Antwort traf noch nicht ein. I. Matrjoschkin, Esq., führt es auf die Überlastung des Apparates des Generalsekretärs im Zusammenhang mit Meinungsverschiedenheiten in der NATO über den Krieg im Irak zurück. Er rechnet fest mit positiven Antworten zu beiden Anfragen, sobald der Krieg vorbei ist.
Darauf
reagierte die schadenfreudigemit
einer bösartigen russischen Redewendung: „Жди,
когда
рак
свистнет!“,
was ungefähr „Warte, warte bis der Krebs pfeift!“ heißt. Iwan Matrjoschkin,
Esq., wurde handgreiflich.
29.3.03
WIEDER EIN FAUXPAS MATRJOSCHKINS
Diesmal
wurde er von überführt.
Sie ertappte ihn beim Bekleben der Laternenmasten in der Schönhauser Allee,
Prenzlauer Berg, Berlin. Und zwar klebte er
das folgende Flugblatt:
TRAUERANZEIGE
In den frühen Morgenstunden des 20. März 2003 starb im Alter von 53 Jahren plötzlich und völlig erwartet unser geliebtes
VORBILD USA
* 08.05.1949 + 20.03.2003
Ein schwerer Schlaganfall raubte ihm am 11.09.2001 die Sinne. Seit diesem Tage hat sich sein Zustand zusehends verschlechtert.
Freunde (BRD) und Verwandte (EU) nahm es zuletzt nicht mehr wahr. Seine Familie (NATO) war ratlos. Selbst die sichere Heilung durch fachkundige Experten (UNO) wurde von ihm strikt abgelehnt.
MÖGE DER ALLMÄCHTIGE
SEINER SEELE GNÄDIG SEIN
Es trauern im Namen aller Angehörigen der Weltgemeinschaft
die Politische Willensbildung,
das Demokratische Bewusstsein
und das Internationale Völkerrecht
Wir bitten von Beileidsbekundungen Abstand zu nehmen.
Als
den
Herrn Matrjoschkin wahrnahm - und er sie – versuchte unser Kollege, sein
Gesicht unter einem Tuch zu
verbergen und lallte Töne, die er offensichtlich für Arabisch hielt. Aber sie
ließ sich nicht irreführen. Sie warf ihm vor,
unseren transatlantischen Verbündeten vielleicht in der schwersten
Stunde seiner Geschichte zu
verraten und fragte nach den
Motiven seines schändlichen Verhaltens. Nach einigem Hin und Her musste er
gestehen, dass diese niederer Art sind. Da er großen Durst, aber keinen
müden Cent für ein Bier in der
Kneipe „Sonnenschein“ hatte, wo der Wirt nicht mehr anschreibt, konnte er
der Versuchung nicht widerstehen, etwas dazuzuverdienen. So verdingte er sich
als Laufbursche eines
politischen Klüngels, dessen Namen er nicht verraten wollte. Er bat die
Kollegin Schweigen darüber zu bewahren, da er sich bekanntlich um einen hohen
Posten im persönlichen Stab von Präsident Bush bewirbt. Sie sagte darauf, sie
halte es für ihre patriotische Pflicht, von unserem Verbündeten jeden
Schaden fernzuhalten. Erst recht im
Augenblick, wo er fast alleine da steht,.
Deswegen will sie Washington vor
dem Trojanischen Pferd, Matrjoschkin, warnen,
was sie mit dieser Veröffentlichung auch tut.
25.3.03
DER MILITARIASAMMLER IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ., TELEGRAPHIERTE AN GEORGE W. BUSH.
Unser Mitarbeiter Iwan Matrjoschkin, Esq. schickte dem USA-Präsidenten folgendes Telegramm:
Dear Mr. Präsident! Ich bin höchst erfreut darüber, dass Sie die Medaille „Für Teilnahme am globalen Krieg gegen den Terrorismus“ gestiftet haben.
Sollten Sie, Dear Präsident, auch mir diese verleihen wollen, wäre ich einverstanden.
Die Begründung:
Gegen den Terrorismus führe ich bereits lange einen erbitterten Krieg. Ich
meine den Terrorismus mancher weiblicher Holzpuppen aus unserem Team. .
Meine wohlverdiente Auszeichnung für diesen täglich geführten Krieg hätte sogar mehr Berechtigung als die Auszeichnung jener tapferen Soldaten, die aus sicherer Entfernung leistungsstarke Raketen gegen den Irak steuern werden. Denn mein Kampf ist gefährlicher. Ein Blick auf die widerlichen Visagen der Terroristinnen reicht, um sich davon zu überzeugen.
Apropos. Für meine große Sammlung habe ich mehrere Wehrmachtsauszeichnungen am Brandenburger Tor in Berlin erworben . Aber ähnliche amerikanische Medaillen fehlen noch. Ich verspreche Ihnen, diesen einen würdigen Platz einzuräumen.
Mit uneingeschränkter Solidarität ,
Iwan
Matrjoschkin, Esq.,
Ihr
Mitkämpfer gegen den Terrorismus.
AUCH EIN GEWESENER FREUND DARF MIT MEINER SOLIDARITÄT RECHNEN!
Erklärung von Iwan Matrjoschkin, Esq.
Der geneigte und aufgeklärte Leser weiß, in welchem Vertrauensverhältnis ich mehrere Jahre lang zu Herrn Robertson, Lord of Port Ellen, stand. Nicht immer sind wir einer Meinung gewesen. Nichtsdestoweniger schätzte ich seinen großen Sachverstand als NATO- Generalsekretär und sein Bemühen, die Sicherheit der freien Welt, des Bollwerks der Menschenrechte, zu gewährleisten. Ich hoffe, dass auch er mir Sympathie und Achtung entgegenbrachte , wusste er doch, wie heilig mir die Werte der europäischen Zivilisation sind.
Auch ein Missverständnis, zu dem es im vorigen Herbst in London kam, als der Lord nicht zum vereinbarten Treffen in einer russischen Gaststätte erschien, konnte unsere beiderseitige Affinität auf Dauer nicht beeinträchtigen.
Umso unangenehmer traf mich die von einem deutschen Magazin hämisch servierte Nachricht, der Lord verlasse seine verantwortungsvolle Position in der NATO. Ich verstehe die Welt nicht mehr. In einem Augenblick der Weltgeschichte, wo es um Sein oder Nichtsein der Zivilisation geht, auf die Dienste eines Mannes zu verzichten, der sich sowohl in der Kriegs- als auch in der Friedenszeit bestens bewährt hat? Warum, wieso, weswegen?
Auch wenn behauptet wird, sein Nachfolger soll die nötige Fachkompetenz mitbringen, in einem Punkt findet sich - mit einer Ausnahme - bestimmt kein gleichwertiger Ersatz. Ich meine, die tiefe Verbundenheit der erlauchten Persönlichkeit mit dem kulturellen Erbe Europas, seine Belesenheit, seine intime Beziehung zu den schönen Künsten. Ohne auftrumpfen zu wollen, muss ich sagen, ich kenne nur einen Mann der Tat auf dem alten Kontinent, der es mit ihm aufnehmen kann: mich selbst.
Das gibt mir das Recht, den zuständigen Gremien meine Kandidatur für den freiwerdenden Posten in der NATO vorzuschlagen. Gewiss, mir fehlt es noch an Orientierung in Militärfragen. Aber das Defizit ist zu beheben. Uns steht ein Feldzug bevor, an dem ich bereit bin, wie an anderer Stelle schon versichert, als Freiwilliger teilzunehmen. Z.B. als NATO-Chefbeobachter beim Stab der USA-Streitkräfte. Da diese sowieso tun, was Washington will, glaube ich, auf diesem Posten nicht überfordert zu sein.
Lord Robertson würde sich wohl auch nicht einmischen wollen.
Vorläufig aber beschäftigt mich meine zu erwartende Teilnahme am feierlichen Abschied des alten Freundes im NATO- Hauptquartier. So stellte ich vorsorglich in meiner Dienststelle einen Antrag auf Übernahme der damit verbundenen Unkosten. Schließlich kann ich nicht in der illustren Gesellschaft so erscheinen, wie am Stammtisch in einer Prenzelberger Kneipe.
Wenn aber die weiblichen Holzpuppen mein Ersuchen ablehnen, sollen sie sich zu Saddam scheren. Meinetwegen in seinen Harem. Passiert das, würden wir keinen Feldzug in der Wüste führen müssen. Wenn der Menschenfeind die Hexen sieht, bringt er sich um.
Gegeben
zu Berlin, am 22.1.03.
MOSKAU UND BERLIN WIEDER SCHULTER AN SCHULTER. STELLUNGNAHME VON IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ.
Mit Kranzniederlegungen am Triumphbogen am Kutusowski Prospekt, ein Pendant zum Berliner Brandenburger Tor, bloß größer und schöner, beging die russische Hauptstadt den 190. Jahrestag der siegreichen Beendigung des Vaterländischen Krieges 1812. Am 7. Januar 1813 unterzeichnete der Zar Alexander I. das Manifest zur endgültigen Vertreibung des Feindes aus dem Russischen Reich. Gemeint war der französische Kaiser Napoleon I., der einige Monate davor seine Grand Armee gegen Russland warf. Mit der Zerschlagung Russlands wollte er seiner Herrschaft über den alten Kontinent die Krone aufsetzen. Aber die Nuss erwies sich auch für den bis dahin unbesiegbaren Korsen als zu hart. Zwar konnte er Moskau einnehmen, doch die Russen kapitulierten nicht, sondern machten ihm und seinen Marschällen die Hölle heiß. Die Grand Armee schlug sich in die Flucht, die Kosaken marschierten in Paris ein, wobei sie unterwegs Deutschland von den französischen Besatzern befreiten. Also hatten die heutigen Russen am Weihnachtstag, dem 7.Januar, doppelten Anlass zu feiern.
In diesem Zusammenhang ist mit tiefster Befriedigung festzustellen, dass auch in Deutschland der 190. Jahrestag der schmählichen Niederlage des französischen Kaisers in Russland feierlich begangen wird. Und zwar mit einem mehrteiligen Fernsehfilm über Napoleon im ZDF, der die ganze Abenteuerlust, Heimtücke, Unzuverlässigkeit und Brutalität des Korsen bloßstellt. Im Unterschied zu den von ihm überfallenen Russen, deren tiefe Menschlichkeit gegenüber den Männern und Zärtlichkeit gegenüber den Frauen allgemein bekannt sind, sehen wir auf dem Bildschirm einen Macho, der die Männer mordet und verrät, die geliebte Frau fast verprügelt. Schande!
Wir wissen natürlich nicht, ob die gleichzeitige feierliche Zeremonie am Triumphbogen in Moskau und die Ausstrahlung im ZDF eine konzertierte Aktion gegen den Erbfeind ist. Womöglich zwischen dem Kreml und dem Bundeskanzleramt vor langem geplant. Aber auch wenn es nicht so ist, sehen wir darin einen neuerlichen Beweis dafür, dass die Herzen der Russen und der Deutschen unisono schlagen. Weiter so!
Iwan
Matrjoschkin, Esq., Chefhistoriker der
Medienholding www.matrjoschka-online.de
ERKLÄRUNG VON IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ.
Zahlreiche Leser der site Matrjoschka-online.de wollen wissen, warum ich in letzter Zeit relativ selten vor die Öffentlichkeit trete. Manche sind um meine Gesundheit besorgt, andere legen mir nahe, meinen Bierkonsum einzuschränken. Den ersteren danke ich vom ganzen Herzen.
Was aber jene perfiden Leser unserer site angeht, die mich durch die Blume als Säufer anschwärzen, antworte ich ihnen mit der in solchen Fällen üblichen russischen Redewendung: «А ты мне подносил?». Etwas abgemildert heißt es: „Hast Du mir denn eingeschenkt, du Lump?“. Die Verleumder schließe ich mit sofortiger Wirkung aus der Gemeinschaft der matrjoschka – Freunde aus.
Sonst aber teile ich hier mit, dass ich viel Zeit einer Erfindung widmen musste. Es geht um ein Gerät, das einen Taliban oder einen Al-Kaida – Kämpfer identifiziert. Ich habe es etwas umständlich automatisches Seelenforschungsgerät genannt. Todsicher überprüft es einen Verdächtigen. Auf dem Monitor erscheint in Sekundenschnelle der Satz: „ja, es ist einer“. Gleichzeitig öffnet sich ein Fach mit Handschellen. Der Prüfer kann sich bedienen und den Terroristen festsetzen.
Leider habe ich bis jetzt keine zahlungskräftigen Abnehmer gefunden. Das FBI hat abgewinkt, obwohl es wegen des Problems, ungefährliche Muslime von gefährlichen zu unterscheiden, in Kalamitäten geraten ist. Bekanntlich sitzen in amerikanischen Gefängnissen bereits einige Tausende Einwanderer, die verdächtigt werden, das Empire State Building und ähnliche Objekte in die Luft jagen zu wollen, da sie schwarze Schnurrbärte tragen. Das Verdachtsmoment ist stark, reicht aber für eine regelrechte Verurteilung leider nicht aus.
Mein Seelenforschungsgerät liefert aber handfeste Beweise, denen sich kein Gericht verschließen kann. Das Prinzip wurde übrigens noch zu Stalinzeiten in der Sowjetunion ausprobiert. Es funktioniert sicher und einfach. Aus einem Lautsprecher ertönen Wörter, unverfängliche und verfängliche in bunter Folge. Zum Beispiel: Wasser, Erde, Himmel, Spaten, Schmetterling, Flugzeug, Kuchen, Eisbein, Sprengstoff... Gleichzeitig werden dem zu überführenden Delinquenten der Blutdruck und der Pulsschlag gemessen. Wenn bei den unterstrichenen Wörtern der Blutdruck steigt und der Pulschlag schneller wird, ist die Sache klar. Der Kandidat plant einen Sprengstoffanschlag aus heiterem Himmel.
In der stalinschen Sowjetunion wurde den Personen bei verfänglichen Worten noch ein Gummiknüppel gezeigt. Das könnte man auch jetzt tun. Und wenn sich auch danach der Blutdruck und der Pulschlag nicht verändern, ist es sehr aufschlussreich. Es heißt, wir haben es in dem Falle mit einem Schläfer zu tun, der sich zur Überprüfung gut vorbereitet und niedrigen Blutdruck und ruhigen Pulsschlag antrainiert hat. Auch in diesem Fall öffnet sich automatisch das Fach mit den Handschellen.
Das FBI wollte das Gerät nicht haben, weil die Prozedur angeblich überflüssig sei. Auch ohnehin sei klar, dass die Verdächtigen mit den Schuldigen identisch seien. Bei der Einstellung, die auch in der Sowjetunion unter Stalin die Produktion des Gerätes auf wenige Testexemplare beschränkte, braucht man natürlich meine Erfindung nicht. Obwohl mein Gerät gegenüber dem Prototyp viel kompakter, schneller und leistungsfähiger ist. Oder vielleicht gerade deswegen.
So musste ich mich an die UNO- Kommission für Menschenrechte wenden und eine gute Vergütung für die geleistete Arbeit anmahnen. Das Menschenrecht auf Verfolgung schwarzhaariger und dunkelhäutiger Personen muss gewahrt bleiben. Wo kommen wir sonst hin?
26.12.02
IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ., ERMITTELT DEN SCHULDIGEN FÜR DIE HITZE.
PRESSEERKLÄRUNG.
LIEBE DEUTSCHE MITBÜRGER,
Wir alle stöhnen unter unmenschlicher Hitze. Mich zwang sie, meinen Arbeitsplatz endgültig in die Kneipe „Sonnenschein“, Berlin, Prenzlauer Berg, zu verlegen. Hier ist es auszuhalten, obwohl sich der Wirt meinem Vorschlag sperrt, den Raum zu klimatisieren. Er sagt, er tut das, wenn ich und meine Stammtischbrüder den Bierkonsum und damit seine Annahmen verdreifachen. Aber, glauben Sie, mehr geht einfach nicht in uns hinein. Auch weil das Bier schlecht ist, da der Wirt es offensichtlich mit Leitungswasser verdünnt. Mit Leitungswasser?
Da habe ich meine Zweifel.
Mir fällt nämlich eine Episode aus meinem früheren Leben ein.
Einmal fuhr ich mit einem guten Kumpel aus Moskau nach Nowgorod Sewerski. Das Städtchen (mit dem anderen, großen Nowgorod, nicht zu verwechseln) liegt nordöstlich von Moskau an dem herrlichen, damals sehr fischreichen Fluss Nerl, wo wir angelten. Da damals, wenige Jahre nach dem Krieg, auswärtige Busverbindungen in der Region noch sehr schlecht waren, fast so, wie jetzt in Brandenburg, machten wir mit einem dicken Weib, die ein Lastwagen mit einem Bierfass nach Nowgorod kutschierte, aus, sie nimmt uns mit. In der Kabine waren Beifahrersitze frei, wo wir uns gemütlich einrichteten.
Also fuhren wir und fuhren und das Weib schenkte uns ab und zu aus einem Benzinkanister Bier ein, damit wir nicht verdursteten. Das hatte natürliche Folgen. Immer wieder mussten wir. Endlich machte uns das gemeine Weib einen Vorschlag. Wir sollten nicht in den Straßengraben pinkeln, sondern in einen anderen Kanister. Warum? Weil Sie mit dem köstlichen Nass die Biertonne auffüllt. Sie behauptete, das verfeinere nur den Geschmack des Bieres. Sie hätte es immer so getan und wäre dabei gut gefahren.
Selbstverständlich lehnten wir es ab, den sowjetischen Bierkonsumenten auf die Weise reinzulegen. Und was? Um uns zu ärgern, pinkelte sie selbst, die , obwohl am Steuer, auch immer wieder Bier trank, in die Kanister. Und anschließend goss sie den Inhalt in die Biertonne.
Das erzähle ich, weil ich dem Kneiper, der perfider Weise auf sofortiger Begleichung meiner Bierrechnungen besteht, ein ähnliches Verfahren durchaus zumute. Obwohl er so tut , als ob er meine diesbezüglichen Andeutungen gar nicht versteht.
Aber Iwan Matrjoschkin, Esq., ist ein alter Hase. Den kann keiner so leicht um den Finger wickeln.
Kommen wir jetzt zum eigentlichen Thema meiner Presseerklärung: Wer ist an der unmenschlichen Hitze schuld? Meine Antwort lautet: Michail Gorbatschow. Warum? Sehr einfach. Der Mann hat eine unglückliche Hand. Alles, woran er diese anlegt, geht gründlich daneben.
Vor 25 Jahren war er in der gewesenen Sowjetunion für die Landwirtschaft verantwortlich. Das Ergebnis? Die Sowjetbürger hatten nichts zu beißen. Die Landwirtschaft kam auf den Hund. Als hieße der Chef Frau Künast.
Bereits dann sollte ein gewisse Behörde ihn zu sich bestellen und, nach dem sowjetischen Brauch, ihm die Gretchenfrage zu stellen: Was hast Du dafür gekriegt? Und vom wem- der CIA, dem BND oder von sonst wen?
Aber die Menschenrechte... Der Rechtsstaat... So kam er nicht dorthin, wo er hinkommen sollte, sondern in den Kreml. Als Präsident der Sowjetunion. Und kaum im Kreml, brachte er es fertig, die Supermacht zu untergraben. Wie die sowjetische Landwirtschaft davor.
Die Folgen haben wir alle auszulöffeln. Ich auch. Anstatt dem ganzen Pressewesen der Sowjetunion vorzustehen, worauf ich Lust hatte, muss ich mich mit den verdammten weiblichen Holzpuppen unseres Konzerns, matrjoschka-online.de, rumschlagen. Und mit dem Wirt in der Kneipe „Sonnenschein“, Berlin, Prenzlauer Berg, den ich hiermit an den Pranger stelle.
Aber zurück zu Gorbi. Als er aus dem Kreml verjagt wurde, ernannte er sich zum Vorsitzenden der Grünen Internationale, für den Klimaschutz zuständig. Und was sehen wir? Das Klima spielt verrückt. Hitze und andere Naturkatastrophen am laufenden Band.
Also die Geschichte setzt sich fort. Zuerst die sowjetische Landwirtschaft, dann die Sowjetunion selbst und jetzt das Weltklima. Was macht er als Nächstes kaputt?
Wenn der Gorbi weiterhin agiert, ist unser Schicksal besiegelt. Das Ende der Welt kommt unausweichlich. Wie das Amen in der Kirche.
Deshalb appelliere ich an die grüne Weltöffentlichkeit, vor allem an den weltweit einflussreichsten Grünen, unseren Liebling Joschka. Setzt den Michael von dem Posten ab!. Wenn es anders nicht geht, übernehme ich selbst die Verantwortung für das Weltklima. Und für alles andere auch. Und dem Gorbi könnte man ein Amt übertragen, wo sowieso nicht viel zu verderben ist. Zum Beispiel das von Herrn Eichel.
Ihr Iwan Matrjoschkin, Esq., Bundesbürger, Russlandbewunderer, Umweltfreund, Biertrinker und Angler.
8.8.03
NOSTALGIE
Im Team von www.matrjoschka-online.de wurde die mit der 42. Wiederkehr des Tages, an dem die Mauer 1961 gebaut wurde, zusammenhängende Nostalgie in Ostdeutschland wahrgenommen. Iwan Matrjoschkin, Esq., schreibt in diesem Zusammenhang.
Wir wollen unsere Mauer wiederhaben. Die Forderung verdient alle Achtung. Die Mauer soll tatsächlich her. Mit dem ganzen drum und dran. Vor allem mit dem Wachregiment „Felix Dzershinski“, dem Genossen Erich Mielke und dem Genossen Erich Honecker. Und da die beiden nicht mehr unter uns weilen, müsste man überlegen, ob nicht Saddam Hussein als Mauermeister hergeholt werden muss. Er versteht auch etwas davon. Und die Amis würden sich grün ärgern.
Aber auch damit wäre die Existenz der wiedererrichteten Mauer nicht sicher. Eine Gewähr für ihre Unversehrtheit gäbe nur die Einladung an die sowjetischen Freunde. Das ist kein Versprechen. Denn zur Mauer gehört eine intakte Sowjetunion. Sie wiederherzustellen, ist möglich. In den meisten der Nachfolgestaaten regieren die Genossen, die auch zur Sowjetzeit regierten. In Russland selbst?... Ach nein, besser schweige ich dazu. Man kann nie wissen...
Wie dem auch sei, wenn die Mauer aufersteht, muss eine halbe Million sowjetischer Soldaten zurück. Zwischen Oder und Elbe alte Wachposten besetzen. Ich, Iwan Matrjoschkin, Esq., sehe vor meinem geistigen Auge vertraute Bilder. Die jetzt brachliegenden Kasernen und Übungsgelände belebt. Die grünen Zäune frisch gestrichen. Vor der russischen Botschaft in Berlin (zur sowjetischen umbenannt) ein überdimensionaler Wladimir Iljitsch Lenin aus Gips. Schön, hübsch!
Das Schiessen an der Mauer würde ich aber grundsätzlich verbieten. Nur mit Gummigeschossen. Aber der Gummi muss hart sein. Wer bleibt sonst im Osten Deutschlands? Besonders nach dem Gelingen des Aufbaus Ost?
Was tut man aber mit Westberlin? Soll es wieder zur Enklave werden? Oder ganz abgeschafft werden? Ich bin für die erste Variante. Eine Insel der freien Welt braucht man als Nomenklatur zum Shopping in der Nähe. Umso mehr, dass der Euro uns erhalten bleiben sollte. Noch besser wäre allerdings die alte solide Deutsche Mark. Aber, wollen wir denn Scherereien mit dem Umtausch haben, sollte die Mauer wieder fallen? Eben!
OFFENER BRIEF AN HERRN FLORIAN GERSTER. VON IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ.
Lieber Florian,
sei mir bitte nicht böse, aber Du hast deine Entlassung selbst verschuldet. Und zwar nicht dadurch, dass Du für hohe Honorare mehrere Berater engagiert, sondern dadurch, dass Du nicht die richtigen gefunden hast. Hättest Du das von mir geleitete Forschungszentrum des Konzerns „www. matrjoschka- online.de“ um Beratung gebeten, wäre es erstens viel ersprießlicher und zweitens viel preiswerter gewesen.
Wie viel hätte ich übrigens genommen? Darüber muss ich noch nachdenken. Aber es wären bestimmt keine fünfzehn Millionen. Was soll ich mit so viel Geld?
Meine Ratschläge wären aber viel mehr wert. Denn sie hätten die unschätzbaren Erfahrungen einer Supermacht, der Sowjetunion, als Grundlage.
Die Arbeitslosigkeit. Sie kannte die SU überhaupt nicht. Alle hatten Arbeit. Genauer gesagt, nicht Arbeit, sondern Arbeitseinkommen. Also, alle standen in Lohn oder Gehalt. Beim einzigen Arbeitgeber. Dem Staat.
Alle kriegten Lohn oder Gehalt, aber nur eine Minderheit wollte dafür schuften. Eine Minderheit, die immer kleiner wurde. Denn die Leute sagten sich: „Bin ich denn der Dumme? Warum soll ich schuften, wenn die anderen auch so Geld kriegen?“.
Eigentlich ist es in Deutschland jetzt nicht viel anders. Einige schuften, andere kriegen Stütze, mitunter nicht viel weniger als Lohn oder Gehalt.
Warum dann die ganze Aufregung über die Arbeitslosigkeit?
Arbeitsämter gab es in der Sowjetunion übrigens auch. Die kümmerten sich nicht um die Arbeitslosen, die es nicht gab, sondern um die Beschaffung der Arbeitskräfte. Es war keine leichte Aufgabe, da. wie gesagt, alle bereits in Lohn und Gehalt standen. Die Betriebsleiter flehten die Arbeitsämter auf Knien um Arbeitskräfte. Aber Deine, Florian, sowjetische Kollegen winkten ab. „Geh fort ,- sagten sie so einem Bürokraten. - Woher soll ich die Arbeitskräfte nehmen? Alle sind schon lange vergeben.“
Das war allerdings etwas gelogen. Denn infolge der hundertprozentigen Beschäftigung bei allgemeiner Faulenzerei ging die Kaufkraft der Löhne und Gehälter so stark zurück, dass viele keinen Sinn mehr darin sahen, einer regulären, also vom Staat kontrollierten Arbeit nachzugehen. Diese zogen es vor, schwarz zu arbeiten. Es war aufregender und brachte mehr. Mir der Zeit waren die Schwarzarbeiter fast die Einzigen, die richtig arbeiteten und ein Arbeitsentgelt in der Tasche hatten, das nicht nur das Überleben, sondern auch ein Leben sicherte.
Der Sowjetstaat konnte sich damit genauso wenig abfinden, wie die heutige Staatsgewalt in Deutschland. Er erklärte die Schwarzarbeitenden zu Parasiten der Gesellschaft. Obwohl sie fast die einzigen waren, die schufteten und die Parasiten bekanntlich diejenigen sind, die die Hände in den Schoß legen.
Die Parasiten wurden hart bestraft. Diejenigen mit Köpfchen, die entsprechend mehr verdienten, mussten Privatunternehmer ins Kittchen, da die privatunternehmerische Tätigkeit als eine schlimmere Straftat als Diebstahl und Raub galt. Die ohne Köpfchen, aber mit geschickten Händen, hat man als arbeitscheue Elemente eingelocht.
Die ersteren und die letzteren wurden zur richtigen Arbeit gezwungen. In Begleitung von gut bewaffneten Männern und bissigen Wachhunden mussten sie in einem KZ tiefe Gruben ausheben und dann wieder zuschütten. Oder sie bauten Eisenbahnen, die in eine Eiswüste führten. Was das Gleiche ist.
Damit hat die Sowjetmacht ein Exempel geschaffen, das deine, Florian, Behörde sich als das ersehnte Ziel wählen sollte. Dann bliebest Du, der Unglückliche, in Amt und Würden.
Hättest Du nur mir und meinen Kollegen die Beratung anvertraut.
Aber was soll es? Du bist ein Wessi und wusstest nicht, dass von der Sowjetunion lernen, siegen lernen heißt.
Mitleidsvoll,
Iwan Matrjoschkin, Esq., Unternehmensberater. 26.1.04
„MATRJOSCHKA IM ALL?“
Eine Stellungnahme unseres Teams
Wie uns zu den Ohren gekommen ist, soll heute (am 29.1.04) eine Rakete von Baikonur gestartet werden. Als ein gemeinsames Forschungsunternehmen europäischer und russischer Forscher.
Das hätte uns wenig interessiert, hinge nicht ein empörender Vorgang damit zusammen. Und zwar die Rakete eine Matrjoschka - Nachbildung ins All transportieren. Genauer gesagt, eine Matrjoschka- Puppe mit inneren Organen. Der Zweck: Die Einwirkung der kosmischen Strahlen, der Schwerelosigkeit usw. auf die inneren Organe zu untersuchen.
Welche von den Mitarbeiterinnen unseres Konzern nachgebildet wurde, entzieht sich im Moment unserer Kenntnis. Aber welche es auch sein mag, sie hat den Forschern kein Recht eingeräumt, ihr Outfit so zu missbrauchen. Eine von Herrn Iwan Matrjoschkin, Esq., durchgeführte Expressbefragung hat es einwandfrei bewiesen.
Wir haben beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und ggf. von den Verantwortlichen Schadenersatz in siebenstelliger Eurohöhe einzufordern.
Ob das besagte Unternehmen wie die ganze Kosmosforschung einen Sinn hat, maßen wir uns nicht an, definitiv zu beurteilen. Aber es steht für uns fest, dass die Erforschung des Alls mit all seinen Körpern, sei es der Mars oder der Mond usw., nicht auf Kosten der Erde mit ihren Bewohnern geschehen darf. Der Stellenwert der allgemeinen Menschenrechte muss viel höher als die Kapriolen der sogenannten Forscher stehen. Inbegriffen die Rechte der Matrjoschkas, die wir ohne falsche Bescheidenheit zur besten Spezi der Menschenrasse zählen.
Wird das nicht befolgt, geraten wir in die Situation, die in einem russischen Witz treffend erfasst ist. Ein Russe fragt den anderen, ob ein Mensch auf dem Mars überleben kann? Auf dem Mars vielleicht, antwortet der andere traurig.
PS. Bei der Erörterung der Erklärung wurde in unserer Mitte die Meinung laut, dass die Rolle der Matrjoschkas in unserer Welt immer mehr Anerkennung findet. Nach der Aufnahme der Massenproduktion des Luxuswodkas „Matrjoschkin“ (wir berichteten), beweist das, wenn auch auf eine perverse Weise, auch der oben beschriebene Vorgang. Aber unserer wachsenden Bedeutung soll die wachsende Verantwortung folgen. Wir stellen uns dieser. Deswegen unser Protest gegen die Verletzung unserer Würde.
29.1.04
GLÜCKWUNSCHTELEGRAMM I. MATRJOSCHKINS, ESQ., AN W.W.PUTIN
Dorogoi Wladimir Wladimirowitsch, Eure Exzellenz,
Am Samstag, den 3.4.04, fanden überall im kleinen (weil ohne Russland) Europa Massenkundgebungen gegen Armut und Sozialabbau statt. So auch in Berlin. 250 000 Menschen gingen hier auf die Strasse, behinderten den Verkehr, machten höllischen Lärm, verunreinigten die Umgebung. Um Schlimmerem vorzubeugen, mussten Tausende Polizisten in Einsatz. Was hat das alles gekostet!
Genauso in den anderen Hauptstädten des kleinen Europas!
Nur ein einziges Land des Kontinents blieb vom Übel verschont. Das große Russland. Nur eine einzige Metropole genoss Ruhe. Das ehrwürdige Moskau.
Warum bleiben die Russen ruhig? Weil es ihnen besser geht als den anderen?
Wäre es so, hätte ich, Ihr Freund und Verehrer, keinen Grund für dieses Glückwunschtelegramm.
Der Clou ist aber, dass es den Russen viel schlimmer geht als den Deutschen, Franzosen, Italienern etc. Ihre Gehälter machen nur ein Bruchteil von den in Europa üblichen aus. Ihre Renten sind kümmerlich. Und ihre Arbeitslosenunterstützung ist nicht der Rede wert.
Müssen sie ins Krankenhaus, wird ihnen empfohlen, das Toilettenpapier mitzubringen, wenn sie welches benutzen wollen. Und Verbandsmaterial auch.
In Deutschland von alldem keine Spur. Noch nicht. Trotz der Agenda 2010, der eingeleiteten Renten- und Gesundheitsreformen und der Maßnahmen zur Vollbeschäftigung. Und vielem anderen, wogegen die Schreihälse protestieren.
Obwohl es den Russen viel schlechter geht, sitzen sie an diesem Samstag ruhig zu Hause und trinken. Tee, selbstverständlich. Oder fahren ins Grüne, um Kartoffeln und Gurken zu pflanzen, damit sie für den Rest des Jahres was zu beißen haben. Und auch um die Frühlingssonne zu genießen, Vögelchen zwitschern zu hören.
Warum aber verhalten sich die Russen vernünftig? Im Unterschied zu den übrigen Europäern? Weil sie der Regierung ihres Landes glauben! Ihrer Regierung, Wladimir Wladimirowisch. Vor allem Ihnen persönlich.
Die Russen sind zuversichtlich. Sie wissen: Zwar leben sie heute arm, morgen werden sie fürstlich leben. Fast wie die Portugiesen heute . Das, Wladimir Wladimirowitsch, haben Sie versprochen. Und die Russen zweifeln nicht an Ihrem Wort.
Die jüngsten Wahlen in Russland haben es unter Beweis gestellt. Drei Viertel der abgegebenen Stimmen erhielten Sie, Wladimir Wladimirowitsch! Mit Recht!
Das sollen die Herren Schröder und Chirac Ihnen nachmachen! Und die Herren Bush, Blair Berlusconi auch. Zwar pilgern sie alle nach Moskau, um von Ihrer, Wladimir Wladimirowitsch, Kunst der Staatsführung zu profitieren. Aber das hilft den Versagern wenig.
Das Staatsvolk muss man haben, wie Sie, Eure Excellenz, es haben! Und keine Chaoten, wie zum Beispiel die Deutschen geworden sind. Was ich in dieser Kneipe „Sonnenschein“ zu Berlin, Prenzelberg, tagtäglich und allabendlich angewidert feststelle.
Vom Willen der Russen getragen, führen Sie , Wladimir Wladimirowitsch, die einzige legitime Regierung Europas. Die einzige, demokratisch legitimierte Regierung. Die einzige, die ihr Staatsvolk nicht spaltet, sondern eint.
Ein Reich, ein Volk, ein Führer- würde ich laut rufen, hätte ich nicht befürchten müssen, von den anderen Stammtischbrüdern verprügelt, vom ekligen Kneipier angezeigt und von meinen russischen Freunden missverstanden zu werden.
Aber keiner kann mich daran hindern, Ihnen, dorogoi Wladimir Wladimirowitsch, zu gratulieren. Zur himmlischen Ruhe der Russen am Tage, wo die anderen in Europa Kopf standen. Denn das war, mein lieber Freund, Ihr neuer Triumph.
Iwan
Matrjoschkin, Esq.
Gaststätte «Sonnenschein». Verfasst am 3.4.04, veröffentlicht ein Tag später, da die erste Fassung, auf dem Stammtisch liegen gelassen, entwendet wurde. Vermutlich vom Kneipenwirt, der sich vor dem Publizieren seiner Untaten fürchtet.
WAS, WENN DER SICH ZUSPITZENDE KONFLIKT ZWISCHEN ISRAEL UND DEN PALÄSTINENSERN MIT ATOMWAFFEN AUSGETRAGEN WIRD?
Die schöne Aussicht ist vielleicht gar nicht so undenkbar wie vermutlich ein gewisser J. Fischer meint. Obwohl er sich als Friedensstifter im Nahen Osten ewig grüne Lorbeeren geholt hat und hier Kunz und Hinz kennt.
Nicht von ungefähr aber berichtet pünktlich zur jüngsten Zuspitzung des Nahostkonflikts das allwissende Runet, dass sich die Araber in Russland und in der Ukraine rechtzeitig mit Atomwaffen versorgten. Zwar geht es nur um die Bomben, die in einem Kopper Platz finden, da die strategische Atomwaffe noch nicht auf dem Schwarzmarkt ist. Aber auch die taktische soll ungeheuer gefährlich sein, auch als Zünder eines weltweiten Atombrandes.
Auch traten die Israelis noch nicht als Käufer auf. Aber die klugen
jüdischen Köpfe haben längst die eigene Atomwaffe entwickelt. Sie brauchen diese in Russland und der Ukraine nicht zu suchen.
Die Verkaufsangebote kommen von russischen und ukrainischen Kennern der (Ur)Materie, die infolge der Sparmaßnahmen aus der einschlägigen Industrie wegrationalisiert wurden und jetzt die Produkte in ihren Garagen und anderen Schuppen auf eigene Faust herstellen.
PS. Der Preis soll im Bereich von 30 Millionen USD liegen. Allerdings lässt Iwan Matrjoschkin, Esq, wissen, dass sich die eventuellen Interessenten (Hallo, Herr Struck!) mit seiner Hilfe an preiswertere Ware kommen können . Selbstverständlich fordert er aber eine (geringe) Vermittlungsgebühr.
Vertrauenswürdige Unterhändler werden in der Kneipe „Sonnenschein“, Berlin, Prenzlauer Berg, erwartet.
23.03.04
Los geht es in Russland ...
...berichtet aus Moskau unser Sonderkorrespondent, Iwan Matrjoschkin, Esq.
Er meint damit nicht die in zwei Wochen fällige Wahl des russischen Präsidenten. Dieses Ereignis lässt die Russen ziemlich kalt, weil die Wahl Putins so gut wie feststeht und einen anderen wollen sie nicht.
Das , was die Gemüter freudig erregt, ist das deutsche Kulturjahr in Russland. Es hat am 26. Februar mit einem Konzert der WDR Big Band in Moskau begonnen. Das war der Auftakt für zahlreiche Veranstaltungen von modernem Theater über Popmusik bis hin zur Neuinszenierung einer Wagner-Oper.
Hans-Friedrich
von Ploetz, deutscher Botschafter in Moskau, ist seit seinem Amtsantritt vor gut
anderthalb Jahren mit der Vorbereitung des Kulturjahres beschäftigt. In einem
Interview (das Iwan Matrjoschkin einem russischen Medium seinem Usus
entsprechend geklaut hat. Anm. d. Red) sprach Herr von Plötz
über den Stellenwert der deutsch-russischen Kulturbeziehungen im
Gesamtkontext der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland.
Hier die uns erreichte
Zusammenfassung:
Ein Kulturjahr ist ein ganz bewusstes Angebot, sich miteinander auseinander zu
setzen. Deswegen vereinbarten Bundeskanzler
Schröder und Präsident Putin, für 2003 Russland und seine Kultur in
Deutschland und für 2004 Deutschland und seine Kultur in Russland zu präsentieren.
Die Kultur ist nicht nur die Kunst. Es gibt
eine politische Kultur und auch eine
Kultur des Rechtswesens. Aber in dem Falle geht es eben eher um die Kunst.
(An
der Stelle versuchte der Esquire die Frage reinzuschmuggeln, ob die Beschäftigung
mit der deutschen Kunst die Russen
davon ablenkt, dass die EU, wo Deutschland zum Kern gehört, Russland außerhalb
Europas schmachten lässt. Aber wir haben die taktlose Frage eliminiert- Anm. d.
Red).
Es
wird große Ereignisse
geben, setzte der deutsche Botschafter fort, und zwar
nicht
nur in den
Metropolen Moskau und St. Petersburg, sondern auch anderswo in Russland.
Da kommen deutsch-russische Städte- und Regionalpartnerschaften zur Geltung.
Vielfalt und Dichte des Engagements nichtstaatlicher Organisationen und
Privatpersonen sind zutiefst beeindruckend.
Selbst in den schwierigsten Zeiten des Kalten Krieges, wo die Beziehungen auf
ganz wenige Fragen reduziert und verengt waren und zudem sehr stark im Zeichen
der Konfrontation gestanden haben, hat es immer Kulturbeziehungen gegeben. Seit
der Wende nun erleben wir eine große Renaissance der von jeher sehr engen
Kultur- und Bildungsbindungen zwischen Deutschen und Russen. Es ist
eine Freude, in Russland zu sein und zu sehen, wie tief hier die Kenntnis
der deutschen Sprache, Literatur und Kultur auch im Volk verankert ist.
Die Russen wissen unendlich viel mehr über Deutschland , seine Kultur als die
Deutschen über Russland.
(Unser
Sonderkorrespondent wollte auch
hier seinen Senf dazugeben, indem er erwähnte, dass die WWW- Seite „Matrjoschka-online.de“
ihr Bestes tut, damit die Deutschen endlich mehr über Russland erfahren. Da
aber die Site nicht von der
Bundesregierung gesponsert wird, ist ihr Beitrag zur Verständigung zwischen den
Deutschen und Russen zwar groß, aber doch nicht groß genug, um das von Herrn
von Plötz richtig festgestellte Defizit voll auszugleichen. Auch dieser Einwurf
des Herrn Matrjoschkin fiel der internen Zensur zum Opfer. Politischer Anstand
wird bei uns eben großgeschrieben. Anm. d. Red).
Im weiteren Verlauf des Gesprächs schätzte
der Botschafter den
Kulturaustausch als eine gute Grundlage auch der wirtschaftlichen Zusammenarbeit
hoch ein. Eine gute und wirklichkeitsnahe Kenntnis der Kultur eines anderen
Volkes schafft Affinitäten, die
auch wirtschaftlich zu nutzen sind. Die deutsche Wirtschaft sei sich dieser
Tatsache bewusst. Sie hätte sich sehr
stark engagiert, um dieses Kulturjahr zu unterstützen. (Hoffentlich besinnt sie
sich auch auf die Nöte des führenden Mitarbeiters der www.matrjoschka-
online.de, – wollte an dieser
Stelle der Stammgast der Kneipe
Sonnenschein im Berliner Prenzelberg einflechten, aber auch hier kam uns der
rote Stift zu Hilfe. Anm. d. Red.)
29.2.04
OFFENER BRIEF VON IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ., AN DEN RUSSISCHEN PRÄSIDENTEN W.W. PUTUN. STRENG VERTRAULICH.
Hochverehrter Wladimir Wladimirowitsch, mein lieber Freund!
In wenigen Tagen werden Sie der Ehre teilhaftig, unseren Bundeskanzler Gerhard Schröder in Moskau zu empfangen. Ich zweifle nicht im geringsten daran, dass diese Begegnung so wie immer verläuft. Das heißt, unter dem Zeichen des innigen Vertrauens der Gesprächpartner zueinander.
Allerdings bemühen sich jetzt einige Leute in Deutschland, die Atmosphäre der kommenden Gespräche von vornherein zu belasten. So versuchte heute eine in unseren Breitengraden viel gelesene Zeitung, dem Kanzler einzureden, in Moskau die Frage nach der sogenannten Beutekunst aufzuwerfen.
Gemein ist schon die Logik der Zeitung. Da Sie die Präsidentschaftswahl haushoch gewannen, seien Sie jetzt imstande, auf das russische Parlament, das sich der Herausgabe der Beutekunst konsequent widersetzt, keine Rücksicht zu nehmen. Sie könnten, so meint die Zeitung, die Beutekunst eigenmächtig herausrücken. Wenn Ihr Gast einen gehörigen Druck auf Sie ausübt.
Seltsam, seltsam...Sonst wird hier und besonders von denen, deren Meinung die Zeitung vertritt, die Demokratie in einem Land daran gemessen, was sein Parlament zu sagen hat. Auf einmal wird dieser Grundsatz vergessen. Als Rechtsexperte und Justiziar des Konzerns Matrjoschka-online.de nenne ich das ein Fauxpas.
Natürlich glaube ich nicht, dass Bundeskanzler, dem ich hiermit ein hohes Rechtsbewusstsein bescheinige, dem heimtückischen Rat folgt. Falls er es doch tut, müsste man einiges richtig stellen. So zum Beispiel die deutschen Vertreter darauf aufmerksam machen, dass die sogenannte Beutekunst in den vergangenen sechzig Jahren nicht mehr das geworden ist, was sie zum Zeitpunkt der Beutenahme war. Den antiken Skulpturen sind Nasen und Ohren abgegangen, die Ölgemälde vermissen viel von der Farbschicht, die Stiche sind vergilbt und die kostbaren alten Bücher verloren ihre ledernen Einbände . Und zwar noch vor sechzig Jahren, als die russischen Soldaten diese zu Einlegesohlen umfunktionierten. Notgedrungen. Oder sollten die Helden die langen Fußmärsche mit wundgeriebenen Füssen absolvieren?
Das ist das eine, was in dieser Sache vorzutragen wäre. Mit dem Hinweis darauf garniert, dass die Restaurierungskosten des ganzen Krempels den Staatshaushalt der BRD für Jahre hinaus ruinieren würden.
Sollte aber diese Auskunft Ihre deutschen Gesprächspartner nicht überzeugen, bringen Sie bitte die immensen Lagerungskosten der Beutekunst ins Gespräch. Wenn man zusammenrechnet, was der Sowjetunion und dann ihrem Rechtsnachfolger Russland die schonende Aufbewahrung der Kunstobjekte in sechzig Jahren gekostet hat, kommt man, wenn man die Sache richtig anpackt, zu zehnstelligen Eurobeträgen. Sollen die Deutschen zuerst mal gut überlegen, ob sie diese russischen Aufwendungen begleichen können.
Bleibt nur zu hoffen, dass angesichts der hier aufgeführten Umstände die Frage der Beutekunst weitere Jahrzehnte ruht. Und danach erledigt sich die Sache von selbst. Denn von der Beutekunst wird nur ein Häufchen Staub bleiben.
Hochachtungsvoll,
Ihr Verehrer und Freund
Iwan Matrjoschkin, Esq., Kunstexperte.
23.03. 04
Gaststätte „Sonnenschein“, Prenzlauer Berg, Berlin
VON DER SOWJETUNION LERNEN... EIN BRIEF VON IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ., AN DEN MINISTERPRÄSIDENTEN DES LANDES BRANDENBURG MATTHIAS PLATZEK:
...Im Zusammenhang mit der Trennungsgeld- Affäre, die eine Staatskrise in Brandenburg ausgelöst haben soll, sagten Sie, Herr Ministerpräsident - Ich zitiere- „ Ich bin auf ein Anspruchsdenken gestoßen, dass mir die Spucke wegbleibt“.
Ich, Iwan Matrjoschkin, Esq. verstehe Sie. Auch ich bin oft mit dem Anspruchsdenken konfrontiert. So in der Kneipe „Sonnenschein“, wo ich nach der anstrengenden Forschungstätigkeit beim Glas Bier Unterhaltung und Entspannung suche. Der Kneipier stellt mit seinen, gewiss getürkten Rechnungen, solche Ansprüche an mein Portemonnaie, das auch mir, die Spuke wegbleibt.
Aber Schwamm drüber. Es geht um Wichtigeres. Um die Ausmerzung des Anspruchsdenkens unter den deutschen Beamten.
Zuerst mal erinnern wir uns an die sowjetischen Beamten. Sie stellten überhaupt keine Ansprüche. Und hätten sie welche gestellt, gingen sie leer aus. Denn die eiserne Regel hieß, sie dürfen nur das haben, was der Staat ihnen zur Verfügung stellt. Eben nur zur Verfügung, nicht etwa als Eigentum. Und nur auf Abruf.
Verlor so ein Beamterchen seinen Posten, blieb ihm kaum etwas übrig. Aus der Wohnung musste er ausziehen, dort zog sein Nachfolger ein. Und erhielt auch das Mobiliar des Vorgängers, das vorsorglich an unauffälligen Stellen gekennzeichnet und somit jederzeit zu identifizieren war. Das Gleiche betraf sein Auto, seine Datsche usw. Nur die Unterwäsche durfte er mitnehmen.
Was diese betrifft, tat er gut, sich eine neue, wärmere zu besorgen. Denn der Entlassung folgte oft eine, nicht ganz freiwillige Reise nach Sibirien. Und um kein Trennungsgeld bezahlen zu müssen, das sowieso nicht üblich war, kam auch die Familie nach.
Dem Muster sollte die Regierung von Brandenburg folgen. Dann hätten Sie, Herr Platzek, lauter anspruchslose Beamten im Lande.
Sicherlich werden Sie denken: Tue ich so, wandert die ganze Beamtenschaft in die freie Wirtschaft und ich bin Näse.
Nicht ganz von der Hand zu weisen. Wenn keine Vorsorge getroffen wird, droht die Gefahr tatsächlich. Was tun? Man muss auch in der freien Wirtschaft das vermaledeite Anspruchsdenken ausmerzen !
In der Sowjetunion gab es auch in der Wirtschaft kein Anspruchsdenken. Woher sollte es kommen, wenn ein Betriebschef oft so viel- nein, bleiben wir ehrlich, so wenig – verdiente wie ein Dreher oder Schlosser.
So gab es auch kaum die Versuchung, aus dem Staatsapparat in die Wirtschaft zu gehen.
Herr Platzek, Sie werden mir entgegnen, wenn die Brüder bereits jetzt die begehrlichen Hände in die Staatskasse stecken, was würden sie erst tun, wenn man sie auf Schmalkost setzt.
Eine berechtigte Frage. Vermutlich leuchtete sie auch den großen Chefs in der Sowjetunion ein. Deswegen sagten sie, Vertrauen gut, Kontrolle besser. So haben alle Sowjetmenschen von Amtswegen (die Partei, die Sowjets, das heißt gewählte Vertretungen der Werktätigen, die Sicherheitsdienste, die Staatsanwaltschaft, die Gewerkschaften u.s.w., u.s.f ), aber auch als Privatpersonen, die der Aufforderung von oben folgten, aufgepasst, dass nichts gestohlen wurde. Wieso denn trotzdem alles, was nicht niet und nagelfest gesichert war, doch gestohlen wurde, steht auf einem anderen Blatt.
Jedenfalls wäre es in Deutschland nicht passiert. Denn die Deutschen, bis auf ein paar hochgestellte Juristen aus Brandenburg, stehlen grundsätzlich nicht. Sie sind ehrlich. Im Unterschied zu den Russen.
Also, Herr Platzek, erinnern Sie sich daran, dass von der Sowjetunion lernen, siegen lernen heißt. Dann bleibt Ihnen die Spuke erhalten.
Hochachtungsvoll,
Iwan Matrjoschkin, Esq. Staatsrechtler und Korruptionsbekämpfer.
30.1.04
Offener Brief von Iwan Matrjoschkin, Esq., an den außenpolitischen Sprecher und stellvertretenen Vorsitzenden der FDP- Bundestagsfraktion Dr. Werner Hoyer.
Hochverehrter Herr Dr. Hoyer,
mit großer Zustimmung habe ich Ihre Erklärung zur politischen Situation in Russland gelesen, in welcher Sie Freunde und Bewunderer von Präsident Putin in Deutschland kompromisslos runtermachten, da diese mit Moskau allzu unkritisch umgingen. Obwohl Sie, Herr Dr. Hoyer, mich in Ihrer Erklärung nicht ausdrücklich erwähnten, fühle ich mich sehr angesprochen. Mehr noch: Ich habe meine Einstellung zu Wladimir Wladimirowitsch, dem ich mehr als einmal, auch im Gespräch unter vier Augen, meine Zuneigung versicherte, gründlich revidiert. Jetzt sehe ich ein, dass er die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, soziale Marktwirtschaft in Russland und die außenpolitische Einbindung in Europa versaut hat.
Auch Ihre Beweisführung finde ich unwiderlegbar. Tatsächlich ist die von Putin herbeigeführte Stabilität nicht alles. Tatsächlich droht sie in Russland zur Reformbremse zu werden. Hier müsste sich Putin, da haben Sie recht, eine Scheibe von Deutschland abschneiden, wo eine Reform die andere jagt. Zwar lassen mich die Stammtischgespräche in meiner Lieblingskneipe „Sonnenschein“ zu Berlin, Prenzlauer Berg, vermuten, dass die Reformfreudigkeit nicht alle meine neuen Landsleute in helle Freude versetzt. Aber die Russen sind schließlich daran gewöhnt, geschröpft zu werden.
Auch leuchtet mir ein, dass die Dezemberwahlen zur Staatsduma in Russland nur angesichts der massiven Beschränkungen der Pressefreiheit Ihre russischen Gesinnungsgenossen aus dem Parlament katapultierten. Sonst hätten die Russen bestimmt jene gewählt , die vor etwas mehr als zehn Jahren sie zu einem Volk von Bettlern und Pennern gemacht haben, dafür aber geschwind einige Dutzende Dollarmilliardäre in Russland gebacken. Die letzte Tat lässt das Herz jedes wahren Russen, wie ich einer bin, vor Bewunderung schmelzen.
Was aber meinen ehemaligen Freund Putin angeht, kreide ich ihm, genauso wie Sie, Herr Dr. Hoyer, die Einkerkerung von Jukos-Chef Michail Chodorkowski an. Der Mann, der es in wenigen Monaten fertig brachte, von einer grauen Maus im kommunistischen Jugendverband zum Kopf einer der weltgrößten Erdölfirmen aufzusteigen, darf nicht angerührt werden. Auch dann nicht, wenn er dem Fiskus einige Milliönchen Dollar Steuergeld vorenthalten hat.
Das einzige, was mir an ihm nicht gefällt, ist seine Verschwiegenheit. Warum hat Mischa auf meine bescheidene Bitte, mir zu verraten, wie man im Nu reich wird, nicht reagiert? Nicht so reich wie er natürlich, aber wenigstens vermögend genug, um die allabendlichen Rechnungen in der Kneipe „Sonnenschein“ ohne Auseinandersetzung mit dem hartherzigen Kneiper, der nichts anderes als ein Oligarch ist, bezahlen zu können.
Aber das nur nebenbei. Bis auf die soeben erwähnte Ausnahme stehe ich hinter dem Konzern Jukos und verurteile die in Moskau von Ihnen vermutete Erwägungen, die russischen Erdölvorräte in Volkseigentum zu überführen. Soll das ganze russische Erdöl weiterhin nur Mischa und seinen ausländischen Partnern als bescheidene Profitquelle dienen. Wie Sie richtig bemerken, entspräche das unseren, deutschen also, politischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt sicherheitspolitischen Interessen. Wenn Russland aber meint, es darf etwas anders geartete Interessen haben, verdient es nicht, als „normaler“ Staat zu gelten und in Europa aufgenommen werden . Erst wenn Chodorkowski im Kreml sitzt, lassen wir mit uns darüber reden.
Sincerely,
Iwan
Matrjoschkin, Esq.
16.02.04