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RUSSEN UND IHRE EHEMALIGEN BRUDERVÖLKER |
2.Der zweite Balkan im Nordkaukasus?
3. Speck und Galuschki (Russland, Weissrussland, Ukraine)
6.Transkaukasien
WAS
IST LOS IN TURKMENIEN?
Glaubt
man der Webseite der angesehenen Moskauer Zeitung „Izwestia“,
ist dort der Teufel los. Der Tonfall der Veröffentlichung im
Runet erinnert an
die deutsche Presse
vom August 1939. Sie
forderte damals den Einsatz
der Wehrmacht zum
„Schutz der verfolgten Volksdeutschen“ in Polen. Bekanntlich löste
der Einmarsch den
Zweiten Weltkrieg aus.
Nun,
so schlimm wird es wohl nicht werden, schreibt unser Mitarbeiter
Iwan Matrjoschkin,
Esq., ein weltbekannter Kenner des Orients. Aber... Turkmenistan,
ein mittelasiatischer Nachfolgestaat der Sowjetunion, liegt am
Kaspischen Meer. In dieser Region, zu der auch der Iran gehört,
braut sich etwas zusammen. Iran
hat eine Menge Erdöl, Turkmenistan riesige Gasvorkommen. Dort
regiert ein gewisser Saparmurad Nijazow mit eiserner Hand. Der
ehemalige kommunistische Parteichef des Landes ist
wie andere seiner Zunft im Mittelasien nach dem
Zusammenbruch der Sowjetunion zum militanten Nationalisten mit
starkem islamistischen Einschlag geworden. Er nennt sich
Vater der Turkmenen (Turkmenbaschi) und seit kurzen auch
Prophet. Ob die Mullahs in Teheran ihn in dieser Funktion
akzeptieren?
Wer
diesen bescheidenen und harmlosen Menschen besser heute als morgen
los haben oder mindestens einschüchtern will, schreibt
Izwestia.Ru nicht. Dafür beruft sich die Webseite auf den
Auslandssender „Deutsche Welle“, Köln- Bonn. Die DW soll als
erste die Kunde von den Verfolgungen der Russen in Turkmenistan in
die Welt gesetzt haben. Übrigens behaupten die russischen
Diplomaten in Turkmenistan, von den
Verfolgungen nichts bemerkt zu haben.
Wem
glauben ?- Fragt
sich der Esquire und fasst sich an den Kopf.
Bevor
er die Frage gelöst hat, bringen wir für Matrjoschka-Leser eine
etwas gekürzte deutsche Fassung des aufsehenerregenden Berichtes
von Izwestia. Ru.
Die Russen
werden aus ihren Häusern gejagt und dürfen nur das
Allernotwendigste mitnehmen.
Die Häuser werden konfisziert. Die Repressalien treffen jene
Russen, die der Forderung Saparmurat Nijazows nicht folgten und
nicht auf ihre russische Staatsbürgerschaft verzichteten.
Alle, die die russische Staatsbürgerschaft behielten, werden
automatisch zu „Feinden Turkmenistans“ und verlieren praktisch
alle Rechte. Und das sind Dutzende Tausende Bürger.
Aschchabads Politik bezüglich der Russen ist eine Provokation
Russlands, des Kremls und Wladimir Putins persönlich. Und
Turkmenbaschi tut das ganz
bewusst. Als Reaktion auf Appelle und
Ermahnungen Moskaus – eine demonstrative Aktion: Sie
haben versprochen, die Rechte der Landsleute zu verteidigen? Also
bitte, tun Sie es.
Die Russen werden erniedrigt und verhöhnt. Wo bleibt der Schutz? Wo die Entschlossenheit? Also sind diese Leute ganz in meiner, Turkmenbaschis, Macht, - verkündet Nijazow. - Ich mache mit ihnen, was ich will.
Nijazow
macht sich unverhohlen lustig über Russland.
Es gibt Dinge, die kann man nicht verzeihen. Es gibt
Erniedrigungen, die man nie vergisst.
Die Zeit der Überredungsversuche und der Diplomatie hinter den
Kulissen ist vorbei. Die einzige Möglichkeit, Dutzende tausend
Russen zu retten, die zu Geiseln dieses mittelalterlichen Tyrannen
geworden sind, ist, ihn das Fürchten zu lehren.
Jetzt ist der Augenblick gekommen, da Moskau Nutzen ziehen kann
aus der
Freundschaft Putins mit George W. Bush, Tony Blair und Gerhard
Schröder.
Putin wird häufig vorgeworfen, er verkaufe sich zu billig,
unterstütze nach dem Terrorakt vom 11. September ohne
Gegenleistung uneingeschränkt den Westen. Wer weiß, vielleicht
erhalten wir jetzt die Dividenden aus dem, was wir zwei Jahre lang
investiert haben?
Gerade jetzt brauchen wir den Rückhalt der Weltöffentlichkeit,
der Weltmächte und des UNO-Sicherheitsrats.
Bislang konnten wir noch darauf verzichten. Jetzt nicht mehr. Denn
jetzt haben wir einen Feind. Vielleicht können wir Amerika jetzt
besser verstehen, das Saddam Hussein den Kampf ansagte. Bis zum
Juni 2003 hatten wir keinen Saddam, jetzt haben wir ihn.
Der irakische Diktator hat sich lange über Amerika lustig
gemacht, fast dreizehn Jahre lang. Der turkmenische Diktator hat
gerade erst damit angefangen. Doch er tut das zu
gemein, indem er Tausende, schon jetzt entrechtete und
benachteiligte Menschen quält. Russen.
Russland
wird dem Treiben Turkmenbaschis keine dreizehn Jahre
zusehen.
Was kann Moskau konkret unternehmen?
Doch wohl nicht einen Krieg gegen das „souveräne
Turkmenistan“ beginnen, zu dessen Präsident auf Lebenszeit er
sich ernannt hat. Wohl nicht den Palast des Propheten mit
Spezialeinheiten stürmen?
Von derart radikalen Mitteln kann vorerst keine Rede sein. Obwohl,
wenn die Russen nicht nur aus Turkmenistan vertrieben, sondern auch physisch vernichtet werden, kann kein einziges Szenario,
auch nicht eines mit Gewaltanwendung, ausgeschlossen werden.
Massenhafte Verstöße gegen die Menschenrechte, die Verfolgung
von Menschen wegen ihrer Abstammung, harte Repressalien gegen die
Opposition, Folter...Die Verbrechen Nijazows und seines Regimes
reichen aus, um im UNO- Sicherheitsrat die Frage nach
internationalen Sanktionen gegen Aschchabad auf die Tagesordnung
zu setzen. Und je größer die Diskriminierungen der Russen, desto
härter die Sanktionen. Und das ist nur der Anfang.
Kann Russland die Mehrheit der Mitglieder des Sicherheitsrats von
seinem Recht überzeugen, das Regime des Turkmenbaschi zu
isolieren, kann es erreichen, ihm einen solchen wirtschaftlichen
Schaden zuzufügen, dass er einlenkt? Diese Fragen bleiben vorerst
offen..
Durchaus denkbar, dass Moskau für die Unterstützung Washingtons
und Londons jetzt Gegenleistungen fordert.
Das wäre nichts Besonderes, nur der übliche diplomatische
Handel.
Eigentlich aber doch etwas Besonderes. Diesmal nämlich weiß der
Kreml genau, warum und für wen er mit den westlichen Partnern
verhandelt. Nämlich für Dutzende Tausende Russen. Der Kampf um
ihre Rechte kann durchaus zu einer neuen nationalen Idee werden ,
die das Volk um den Präsidenten zusammenschweißt.
28.6.03
DIE
GROßZÜGIGKEIT DES TURKMENENVATERS
Es
geht selbstverständlich um den Diktator, im Vergleich zum gerade gestürzten
Iraker ein Weisenkind. Saparmurat Nijasow, einst kommunistischer
Parteichef in der
turkmenischen Sowjetrepublik, jetzt guter Muslim und
Präsident Turkmenistans auf
Lebenszeit (seine goldenen Statuen stehen auf den Plätzen der
Hauptstadt!), erstattete dem Kreml einen Besuch. Als Gastgeschenk
brachte er ein Abkommen, das Russland bei der Ausbeutung von
Erdgasvorkommen dieses Wüstenlandes zum Partner Turkmeniens macht.
Eines Vorkommens, das so groß wie die Macht und der Ruhm des Vaters
aller Turkmenen (Turkmenbaschi) in
seinem Land ist. Also
grenzenlos.
Turkmenbaschi
wurde im Kreml mit allen dazugehörenden
Ehren empfangen. Leider ließ
er etwas an europäischem Taktgefühl fehlen. Ohne die Eitelkeit der
Beschenkten zu schonen,
pries er sein Geschenk wie ein Orientale
es zu tun pflegt. Den Wert schätzte
er so um 300 Milliarden
Dollar. 300 000 000 000 USD*. Dabei
erwähnte er noch, dass er sich weniger Geld
lässt, als er den Russen gibt.
Nur die lausigen 200 Milliarden Dollar. 200 000 000 000 USD*.
Vielleicht
war der Gastgeber von so viel Spendierfreude des Gastes etwas benommen.
Den anwesenden, sehr gründlich durchgesiebten russischen Journalisten
fiel jedenfalls auf, dass Präsident
Putin sehr leise sprach. Kaum zu hören.
Wie
dem auch sei, haben der russische und der turkmenische Präsident der
Welt ein Beispiel der Friedfertigkeit
präsentiert. Vor dem Hintergrund des Irakkrieges doppelt beeindruckend
. Der russische Präsident erhielt das Erwünschte, ohne seine Bomber
starten zu lassen und Phrasen
über Demokratie und Rechtsstaat
strapazieren zu müssen. Der turkmenische behielt seine Macht und ein
paar Piepen. Wie hieß es mal in Berlin (Ost)? Von der
Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen?
*Oder haben wir uns mit den Nullen verzählt? Zwar ist unser Pressekonzern sehr reich, aber doch nicht so, dass wir viel Erfahrung im Umgang mit Summen in dieser Größe haben. Leider nennen wir bis jetzt weder Erdgas noch Erdölvorkommen unser eigen. Vielleicht ändert es sich demnächst. Wenn Washington uns im Irak partizipieren lässt. Iwan Matrjoschkin, Esq. ,steht z.Z. in Verhandlungen mit Pawell und Ramsfeld. Per eMail. Er bittet die Leser um milde Gaben für die Reise nach Washington. Und für eine Nehmerkonferenz in seiner Stammkneipe: „Sonnenschein“ zu Prenzlauer Berg, Berlin.
11.4.03
EIN GENERAL LEGT LOS
Korrekt muss es heißen, ein General- Oberst. Ein drei Sterne General. Leonid Iwaschow, viele Jahre für die internationale Kooperation der sowjetischen, dann russischen Streitkräfte zuständig. Vor kurzem wechselte er in den Ruhestand. Jetzt macht er Aufstand. Vorerst verbal. In der Militärpresse. Und im Runet.
Der russischen politische Führung präsentiert er eine harte Rechnung. Der Innenpolitik schreibt er zu, Russland immer tiefer ins Tal der Tränen zu bringen. Mit weiterer Kriminalisierung des Landes, der zunehmenden Verelendung der Bevölkerung, der Zuspitzung von ethnischen und konfessionellen Gegensätzen. Dem Kreml fehle das Konzept zur Rettung des Vaterlandes. Heute wird so, morgen ganz anders entschieden. Je nachdem, welcher Flügel die Oberhand gewinnt. Und was das Ausland im Augenblick will. Wie ein Hahn auf dem Kirchenturm beim wechselnden Wind wechselt die Politik die Richtung ständig. Das sei zur Zeit die Hauptgefahr für Russland.
An der äußeren Bedrohung fehlt es dem General auch nicht. Er sieht sie im Streben der USA nicht nur nach der führenden Rolle in der Weltgemeinschaft. Das wäre halb so schlimm. Aber die USA steuern einen Weltstaat mit der Befehlszentrale in Washington an. Mit Russland als Vasall, kein Partner.
Leonid Iwaschow glaubt zu wissen, wie die Amis ans Ziel kommen wollen. Über die Beherrschung des euroasiatischen Kontinents. Er zitiert eine lange Reihe amerikanischer Geopolitiker des letzten Jahrhunderts. Bis Kissinger und Brzezinski. Sie alle hätten erkannt, wer den Kontinent beherrscht, hat die Welt in der Westentasche.
Zur Zeit sei Washington dabei, Mittelasien zu kassieren. Unter dem Vorwand, bin Laden zu jagen. Und Russland spielt das üble Spiel mit. Indem es den Amerikanern die Stützpunkte in den ehemaligen sowjetischen Republiken des Mittelasiens gönnt. Anstatt die G.U.S. zu konsolidieren. Und die westlastige Bündnispolitik durch eine ausgewogenere abzulösen. Die vor allem China im Auge hat.
Es fehlt in der weit ausholenden Anklage des Generals nur eins: der offene Aufruf zu einer Militärrevolte zur Rettung des Vaterlandes.
Er vergisst wohl, dass um dem Kreml herum andere Hüter des Vaterlandes stehen. Auch mit Schulterstücken, bloß von anderer Farbe. Zuständig für die Abwehr selbsternannter Vaterlandsretter.
Wer gewinnt die Partie- das Militär oder der Sicherheitsdienst? Leonid Iwaschow scheint von einer schlimmen Vorahnung geplagt zu sein. Die jüngsten Umbesetzungen an der Spitze der Streitkräfte, vor allem die Ernennung Sergei Iwanows, Experte für innere Sicherheit, zum Verteidigungsminister, quittiert er mit Kopfschütteln. Sieht er etwa Anzeichen einer nahenden Säuberung in den Streitkräften? Wie anno dazumal vor dem Zweiten Weltkrieg, als die Rote Armee geköpft wurde? Zwar konnte anschließend die deutsche Wehrmacht bis an die Wolga. Aber die aufsässigen Generäle kamen weg vom Fenster. Ins Jenseits.
Ist es in Russland wieder so weit gekommen, dass es die Schwächung der eigenen Streitkräfte in Kauf nehmen muss, um sich vor einer Militärdiktatur zu retten?
Ach was, meint, danach gefragt, der Sicherheitsexperte des matrjoschka- Konzerns, Iwan Matrjoschkin, Esq., Russland ist nicht Chile. Alles wird gut, будет, будет. Sprach und ging. In die nächste Eckkneipe.
Nach NSN. 12. 03. 02.
DIE
AMIS VERDRÄNGEN DIE RUSSEN AUS MITTELASIEN
Washington
schlug Tadschikistan bei der Bewachung der Grenze zu Afghanistan
„technische Hilfe“ vor. Die tadschikische Regierung
nahm die Hilfe dankend an.
Der
Clou: Die USA stießen damit in eine Nische, die bis jetzt Russland
vorbehalten war. Die Tadschiken können nämlich die mehr als 1400 km
lange Grenze nicht bewachen. Nach einem Vertrag mit Duschanbe übernahmen
die Russen die Grenzsicherung (11.000
Soldaten, darunter viele Tadschiken im russischen Dienst). Mit
orientalischen Sitten vertraut, hatten
sie u.a.. riesige Ladungen von Rauschgift aufspüren und beschlagnahmen
können. 2001 -sechstausend Tonnen.
Wichtig, da Tadschikistan das Haupteinfallstor für afghanische, nach Europa strömende Drogen darstellt.
Der
vermutlich jetzt eingeleitete Abzug der russischen Grenzer aus
Tadschikistan wirft ein Problem auf. Was wird mit den zahlreichen
Vierbeinern der Russen, den
besten Rauschgiftspürhunden der Welt? Werden sie mitgenommen?
Deutsche
Kripo- Rauschgiftdezernate aufpassen! Vielleicht
kriegt ihr was davon ab!
xxxxxxxx
Zurück
zur Strategie des Westens in Mittelasien.
Eigentlich
haben die USA in Tadschikistan bereits zwei Luftstützpunkte. Aber die Nähe
der russischen Truppen stört offensichtlich die Gäste. Deswegen wollen
sie,
dass die Tadschiken selbst die Grenze bewachen. Unter amerikanischer
Aufsicht, versteht sich.
Was
die Tadschiken dabei denken, lässt sich leicht erraten. Wie vesti.ru
resigniert schreibt, erscheint ihnen das blanke USA- Gold attraktiver
als der rostige russische
(Waffen) Stahl“.
xxxxxx
Die
Verdrängung der Russen aus Tadschikistan (seit dem XIX. Jahrh.
unter russischer Obhut) begann etwa vor 15 Jahren. Ermuntert
durch die gut (vielleicht nicht immer?) gemeinten Appelle aus dem
Ausland an das
tadschikische, den Persern verwandte Volk, endlich das Schicksal in die
eigene Hand zu nehmen, wurden die tadschikischen Fundamentalisten aktiv.
Auch das klägliche Scheitern der russischen Intervention in
Afghanistan, durch die uneigennützige USA-Hilfe an die Taliban
herbeigeführt, erwies sich für
die Russen in Tadschikistan verhängnisvoll. Die Vertreibung der Russen
ging los. Die meisten wurden
aus Tadschikistan verjagt. Viele erschlagen. Alle ausgeraubt.
Anschließend
geriet Tadschikistan in die Hölle eines Bürgerkrieges zwischen den gemäßigten und den aus Afghanistan angestachelten, radikalen Nationalisten.
Jetzt
beginnt der Schlussakt. Die Einkassierung des strategisch wichtigen Ländchens durch seine wohlwollenden und spendablen Freunde aus Übersee.
xxxxxx
Die
Ankunft einer deutschen Voraustruppe im benachbarten Usbekistan, wo sich
die Amis bereits gemütlich
eingenistet haben, kommentiert das Runet
noch nicht.
xxxxxx
Unser
Experte Iwan Matrjoschkin, Esq.,
auch
nicht. Er ließ nur eine undurchsichtige Bemerkung fallen: „Besser die
als die“. Und versprach, seinen (angeblichen) Freund, Lord Robertson of
Port Ellen anzurufen, um in Erfahrung zu bringen, ob
das ganze ehemals sowjetische Mittelasien zur Disposition steht.
Er würde gern den Posten eines Emir von Buchara übernehmen. Wenn
die NATO ihm entgegenkommt. Er will nämlich Kamele reiten. Umso mehr, dass sich sein Traum
vom Erwerb eines
Mercedes 500 in Deutschland zerschlagen hat.
Willst
du etwa zum Islam konvertieren?
–fragte ihn die fromme matrjoschka .
Er bejahte die Frage. Und setzte hinzu, um ein echter Muslim zu
werden, würde er sogar einen kleinen chirurgischen Eingriff akzeptieren.
xxxxxxxxxxx
Daraufhin
bat ihn eine andere Matrjoschka
, im Kreml nachzufragen, ob sich Herr
Putin den mit dem Westen
gemeinsamen Antiterrorfeldzug so vorgestellt hat? Matrjoschkin, der
behauptet, der
russische Präsident hätte ihm mal eine Privataudienz gegeben, winkte
ab. Im Moment wolle
er Herrn Putin, dem wieder der Verlust Tschetscheniens
drohe, nicht kontaktieren.
Der könne sehr unangenehm werden.
Außerdem fehle ihm das Kleingeld für Anrufe nach Russland, da sich die Deutsche Telekom notorisch weigert, im Telefonverkehr mit seinem Herkunftsland günstige Tarife einzuführen. Wenn aber ihm, Matrjoschkin, eine kleine Spende aus der Kasse des Medienkonzerns „Matrjoschka-online“ gewährt würde, sei er bereit, den Auftrag anzunehmen.
Aber die
matrjoschka ,
die z.Z. der Kassenwart des Konzerns ist,
wollte davon nichts hören. Sie verdächtigte den Esquire, das Geld in die nächste Kneipe tragen zu wollen.
xxxxxxx
Das
matrjoschka-team hat sich vorgenommen, die Entwicklung im südlichen
Vorfeld Russlands weiterhin scharf
zu beobachten. Denn die rasante
Abwicklung einer ehemaligen Weltmacht ist faszinierend. Ein amüsantes
Schauspiel, das man nur einmal in tausend Jahren erlebt.
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In
der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik
fand ein Treffen mit
Personen des öffentlichen Lebens aus drei mittelasiatischen Republiken
statt..
Es kamen je zwei Politiker aus Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan.
Bekanntlich sind es die drei Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die
unmittelbar von der Aggressivität des Taliban-Regimes in Afghanistan
betroffen sind. Hier kennt man die Gotteskrieger nicht nur aus
Presseberichten. Die Taliban-Kämpfer wüteten bereits auf kasachischem,
usbekischem und tadschikische Boden. Sie versuchten - nicht immer ohne
Erfolg - in der zum Teil notleidenden und desorientierten Bevölkerung
Anhänger zu finden. Mitunterbrachten sie in Tadschikistan und
auch in Usbekistan einige Ortschaften in ihre Gewalt. Die
Konsequenzen für die friedlichen Menschen waren verheerend.
Darüber sprachen die Gäste vor Vertretern der deutschen Öffentlichkeit.
Sie informierten die zahlreich erschienenen Zuhörer über die Lage in
ihren Ländern. In Tadschikistan, das besonders stark unter den
Angriffen der islamistischen Fanatiker gelitten hat, findet der
importierte Extremismus in der wirtschaftlichen Misereeinen günstigen
Boden. Anders in Usbekistan und besonders in Kasachstan. Hier geht es
mit der Wirtschaft aufwärts, was sich auch dadurch erklärt, dass die
beiden Republiken intensive Wirtschaftsbeziehungen mit Russland pflegen.
Die Erfahrung zeigt somit, dass wirtschaftliche Stabilität die beste
Abwehr gegen extremistische und terroristische Verschwörungen bietet.
In dem Fall besonders wichtig, da beide Staaten multiethnisch sind. Die
Agenten der Taliban versuchten hier zwar, einzelne Ethnien gegen
die anderen auszuspielen, aber ohne nennenswerte Erfolge.
Mit Anerkennung sprachen die Gäste aus der mittelasiatischen Ferne von
der vielseitigen Hilfe Russlands zur Wahrung der territorialen Integrität
und den Grundlagen des Friedens in ihren Ländern. Den
internationalen Terrorismusverurteilten sie ohne wenn und aber und
stritten seine Verbindung zur Religion des Islam ab. Sie äußerten ihre
Zufriedenheit damit, dass sich ihre Heimatländer in die weltweite
Koalition gegen den Terrorismus eingereiht haben und nicht nur mit der
verbalen Zustimmung, sondern auch mit Taten den militärischen Einsatz
gegen die Taliban unterstützten. Gleichzeitig riefen sie zur Schonung
der Zivilbevölkerung in Afghanistan auf, deren großer Teil, vor allem
im Norden des Landes, den Tadschiken und Usbeken ethnisch verwandt ist.
2. DER ZWEITE BALKAN IM NORDKAUKASUS?
Im Russischen Haus in Berlin fand ein repräsentatives Rundtischgespräch über die Lage in Tschetschenien statt.
Die Aktualität des Themas wurde durch das jüngste grausame Attentat im tschetschenischen Ort Snamenskoje unter Beweis gestellt, dem mehr als ein halbes hundert Menschen zum Opfer fielen. Verständlicherweise nahmen die meisten Diskussionsteilnehmer, darunter hochgestellte Angehörige der tschetschenischen, gegenüber Moskau loyalen Administration und renommierte deutsche Experten aus dem Auswärtigen Amt und anderen Institutionen darauf Bezug. Zum Refrain der meisten Wortmeldungen gehörten nicht nur die Verurteilung der Terrorakte wie das Attentat in Snamenskoje, sondern auch Hinweise auf die Verbindung der Anschläge in Tschetschenien mit der weltweiten Offensive des Terrorismus. Einer Verbindung, die von den Kritikern des russischen Vorgehens in Tschetschenien nicht mehr geleugnet wird, auch wenn sie, wie das Rundtischgespräch zeigte, im Wesentlichen bei ihren Einwänden bleiben.
So sahen die deutschen Experten die Wurzel des Übels im russischen Militäreinsatz in Tschetschenien und in den dabei begangenen Akten der Willkür. Sie drängten auf Verhandlungen mit den tschetschenischen Rebellen, die schon mehrere Jahre durch Terror die Loslösung Tschetscheniens von der russischen Föderation durchzusetzen versuchen.
Die aus Tschetschenien gekommenen Politiker lehnten solche Verhandlungen ab. Sie hoben die traurigen Erfahrungen des langjährigen Bürgerkrieges hervor, der die meisten tschetschenischen Ortschaften zu Ruinen gemacht und der Bevölkerung unsägliches Leid gebracht hatte. Nach ihren Worten will das tschetschenische Volk keine mit einer Handvoll Desperados erzielten Lösung hinter seinem Rücken. Es gewinnt immer mehr Geschmack an der demokratischen Willensbekundung, was beim jüngsten Referendum über die neue tschetschenische Verfassung seinen Ausdruck fand.
Die
tschetschenischen Gäste Berlins meinten, jetzt kommt es darauf an, den
eingeschlagenen Weg zu einer Zivilgesellschaft in Tschetschenien weiter
zu gehen. Es ist an der Zeit, die russischen Truppen in die Kasernen zu
bringen und die
Aufrechterhaltung der verfassungsmäßigen Ordnung
an die tschetschenischen Ordnungskräfte zu delegieren. Moskau
ist dafür. Die ersten Schritte in diese Richtung
sind schon getan.
Sonst
äußerten sich die Gäste aus Grosny
positiv über die finanzielle Hilfe aus Russland, die in
Tschetschenien Fortschritte im humanitären Bereich
ermöglicht. Das Schul- und Hochschulwesen ist wieder intakt.
Zwar sehr mühsam kommt auch Industrie und Landwirtschaft in Gang,
die Arbeitslosigkeit sinkt.
Zustimmung fand der gemeinsame Appell der Urheber des Rundtischgesprächs, des Präsidentenberaters aus Moskau, des bekannten russischen Schriftstellers Pristawkin, und des Imams der Zentralen Moschee in Tschetschenien, Salamow. Ausgehend von den Grundsätzen der christlichen und der moslemischen Religion, plädierten sie für die Aussöhnung und Vergebung in Tschetschenien, für Gnade für die irregeführten Menschen, für die Einstellung der Feindseligkeiten und die Besinnung auf gute Traditionen des Zusammenlebens von Russen und den Stammvölkern im Kaukasus. Auf dieser Note endete das repräsentative Rundtischgespräch, das zwar, wenn überhaupt, nur einen Teil der Meinungsverschiedenheiten beheben, hoffentlich aber zum tieferem Verständnis des Problems in Deutschland beitragen konnte.
14.5.03
DIE
INTELLEKTUELLEN WEICHEIER STÖREN NICHT NUR IN DEN USA.
In
Russland ist ein offener Brief führender Intellektueller des Landes veröffentlicht
worden. Am Vorabend der „Volksabstimmung“ in Tschetschenien*
appellieren sie an den Kreml, diese abzusetzen als
Finte.
Was
gebraucht wird, sei etwas ganz anderes. Ein echter
Schritt zum Frieden im Bergland.
Im
Brief heißt es: Der zweite tschetschenische Krieg dauert das vierte Jahr.
Tausende tote russische Soldaten, zehn Tausende friedliche Tschetschenen,
die Verwüstung Tschetscheniens sind die Folgen. Russland braucht das nicht. Die Gefahr des „Weltterrorismus“ hat damit auch
nichts zu tun.
Unter
der Last des Krieges brach in Russland
die öffentliche Moral zusammen. Grenzenlose Gewaltanwendung wurde
zur Normalität. Kalaschnikow zur
Dialogsprache zwischen den Völkern.
Die
imperiale Politik Russlands im Kaukasus ist gescheitert. Davon zeugt der
tschetschenische Terror.
Russland
und Tschetschenien sind müde, den Krieg zu führen. Sie brauchen Frieden.
Die russische Seite verurteilt die Grausamkeit der Rebellen. Das ist
richtig. Aber sie muss selbst umdenken. Keine Barbarei mehr zuzulassen.
Keine Folter, keine Hinrichtungen,
keine Verfolgungen. Sie werben nur für den Separatismus.
Die
große Mehrheit der Russen ist gegen die
Fortführung des Krieges und für Friedensverhandlungen. Die
Politik in Tschetschenien soll sich an den
humanistischen Traditionen der russischen Kultur messen lassen. Der
Staat das sind wir! Wir rufen die Landsleute auf, sich gegen den Krieg zu
erheben.
Der
Friedensfreund der matrjoschka- online.de, Iwan Matrjoschkin, Esq., folgte
dem Appell. In der Kneipe „Sonnenschein“ zu Berlin, Prenzlauer
Berg, schlug er den Stammtischbrüdern
vor, ein Maß für den Frieden in Tschetschenien zu heben.
Ihrerseits ergänzten die Stammtischbrüder den Vorschlag. Sie traten
für den Frieden im Irak ein.** Mit zwei Maß Bier.
So
wäre „Sonnenschein“ zum Knotenpunkt des weltweiten
Friedenskampfes geworden, hätte nicht der aufgeregte Matrjoschkin
dem Wirt vorgeworfen, getürkte Rechnungen zu präsentieren.
Daraufhin wurde er auf die Straße gesetzt, wo er allerdings weiterhin für
den Frieden im Irak und in Tschetschenien laut das Wort redete. Vielleicht
etwas zu laut. In der späten Stunde.
Für
die Störung der Nachtruhe muss
er jetzt eine vom Ordnungsamt auferlegte Strafe zahlen. Er bittet alle
Friedensfreunde unter den
matrjoschka-Lesern um Unterstützung. Am besten sollen sie sofort auf den
Link „matrjoschka- Bibliothek“ (von der Startseite aus) gehen, wo sie
darüber aufgeklärt werden, wie das
zu tun ist.
*Etwas
ausführlicher über das „Referendum“ in Tschetschenien lesen Sie
bitte auf dem Link
.
**Unsere
Stellungnahme zum Beginn der Kriegshandlungen gegen den Irak lesen Sie
bitte auf dem Link
.
20.3.03
DIE
VERLEUMDUNGEN EINES KOMMUNISTEN
Viktor
Iljuchin, Duma-Abgeordneter, der durch seinen pathologischem Hass gegen
den Westen auch früher unangenehm aufgefallen war, schoss in einer
Pressekonferenz in Moskau den Vogel ab. Er beschuldigte westliche Länder,
die tschetschenischen Terroristen im Nordkaukasus weiterhin
zu unterstützen. Die türkische Regierung verleumdete er, den radikalen tschetschenischen Politikern
viel Geld zu gewähren und ihre Geheimdienstinfos
zur Verfügung zu stellen. Saudis und Pakistanis liefern angeblich
Kriegsgerät. Die USA und Großbritannien unterstützen im Nordkaukasus
die militantesten islamischen
Sekten. Sogar Israel nehme an der konzertierten Aktion teil, obwohl die
tschetschenischen Nationalisten stark antijüdisch sind.
Auf
dem ehemaligen sowjetischen Gebiet
machte der Mann, der zweifelsohne Gespenster sieht, die Ukraine
und die baltischen Staaten als Gönner
Tschetscheniens aus.
Damit
nicht genug. Um das Fass voll zu machen, beschuldigt Iljuchin viele
Staaten der siegreichen Antiterrorkoalition, die Taliban, die soeben
besiegt wurden, mit Geld und Waffen unterstützt zu haben. Nun,
das wollen wir hier gar nicht bringen, so unglaubwürdig ist es.
Tatsachen,
oder vielmehr Verleumdungen, die dafür
gehalten werden sollen, führt Iljuchin nur in Bezug auf die
Ukraine an. Er behauptet, es existiere ein Pool von reichen und
einflussreichen ukrainischen (gleichzeitig israelischen) Bürgern, der großes Geld mit Waffenlieferungen an die Taliban verdient hätte.
Unter den aufgeführten Namen taucht Vadim Rabinowitsch auf, ein ehrwürdiger
Geschäftsmann, dessen Vita ein nicht weniger ehrwürdiger deutscher
Starautor Jürgen Roth zu Papier gebracht hat.
Das Buch wurde in Deutschland ediert. An der Vorstellung in einem
renommierten Berliner Literaturhaus war unser Kollege Iwan Matrjoschkin.
Esq., anwesend. Wir empfehlen dem Leser seine Reportage sehr (zu klicken ist die männliche
Puppe auf der Startseite).
Aber
zurück zum Spinner von der russischen Staatsduma. Iljuchin behauptet, Rabinowitsch (ausgerechnet ein
Rabinowitsch)und Co hätten den Taliban 150 Panzerwagen T-50 aus der
Ukraine geliefert. Und vieles andere mehr. Über Pakistan.
Unsinn!
Und wenn nicht, dann sind die Panzer von Rabinowitschs amerikanischen
Freunden (in Berlin
verteilte er – sicherlich manipulierte-
Fotos, wo er mit Clinton und anderen
in trauter Gemeinschaft zu sehen ist) bereits total zerstört.
Und
es besteht kein Zweifel daran, dass dem ukrainischen Präsidenten
Kutschma, unter dessen Regierung die unglaublichen Sachen passiert sein
sollen, längst Leviten
gelesen wurden. Zum Beispiel von
BK Schröder, der vor kurzem die ukrainische Hauptstadt mit seinem
Besuch beehrte.
Gut
so! Entweder bist du in der weltweiten Koalition gegen den Terror oder
lieferst den Terroristen Panzer. Beides auf einmal geht nicht. Auch wenn
ein Rabinowitsch die Waffenlieferungen einfädelt.
Übrigens
erklärte der frischgebackene Milliardär, er sei bereit, vor einem
Militärgericht seine Geschäfte durchleuchten zu lassen. Und sollte er
für schuldig befunden werden, nimmt er ein Todesurteil unwidersprochen
an. Und diesen integren Mann setzte die unmenschliche Sowjetmacht für
mehrere Jahre hinter Schloss und Riegel !
Was
aber die Beschuldigungen des Kommunisten Iljuchin angeht, sind sie
gewiss aus der Luft gegriffen. Außerdem sollte er von einer
konkurrierenden Waffenhändlergruppe instrumentalisiert werden.
Verdammt!
Wohin man auch schaut:
Waffenhändler. Wie weiße Mäuse.
(Nach
SMI.Ru, 11.12.01)
DAS
RUNET:KOMMT NACH SADDAM LUKASCHENKO?
Im
Runet wird über das nächste USA-Ziel
nach dem Ende des Irak-Kriegs diskutiert. Wird es der Iran
sein? Syrien? Nordkorea?
Nein. Belorussland! Das Runet verweist auf die Entschlossenheit der USA, das westlichste GUS-Land in Grund und Boden zu beglücken.
Im Kongress wird bereits die entsprechende gesetzliche Grundlage
vorbereitet. Die Ermittlung
gegen den belosrussischen Präsidenten Lukaschenko
fördert seine Verbrechen
zutage. Geheime Gelder. Machtbesessenheit. Grausamkeit gegenüber
politischen Gegnern. Hang zum (orthodoxen) Fundamentalismus.
Die
Verbindungen zum islamischen Terrorismus sind noch nicht nachgewiesen.
Die in einem
belorussischen Sumpf versenkten Massenvernichtungswaffen auch. Aber es
kommt wie das Amen in der
Kirche.
Zwar hat Belorussland kein Erdöl. Sein einziger Naturschatz ist die Kartoffel, die hier besonders gut gedeiht und schmeckt. Aber zur Not lässt sich die бульба auch verwerten.
Die
ersten Schritte zur Befreiung des belorussischen Volkes vom Tyrannen
Lukaschenko stehen bereits fest.
Bereitstellung von vierzig Millionen USD für die innere
Opposition in Belorussland. Weitere fünf Millionen für die
Stimme Amerikas und Liberty, die USA- Hörfunksender. Mit Programmen in
Belorussisch führen sie einen Informationskrieg
gegen den Despoten. Wenn
es keine Früchte trägt, wird an stärkere Waffen gedacht. Auch an
eine Invasion unter dem Schlachtruf „Schock und Schrecken“?
Der Clou dabei: Belorussland ist politisch und wirtschaftlich der mit Russland am engsten verbundene Nachfolgestaat der Sowjetunion. Es läuft ein Verfahren zur Verschmelzung beider Staaten. Wie wird Russland auf die Gefahr reagieren, sein Schützling ereile das Schicksal des Iraks? Aber was ist schon Russland... Gegen die USA ein Zwerg. Jedenfalls militärisch.
2.4.03
PUTIN
IST SCHLIMMER ALS STALIN
Das
ist die Bilanz der qualvollen Überlegungen
des belorussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko. Vor einer Woche war er
in Moskau, um mit dem russischen Präsidenten über die Union zwischen
Belorussland und Russland zu
sprechen. Unerwartet erklärte
Putin dem Gast zum Abschied, das beste wäre, sein kleines Land ans
riesige Russland anzuschließen. Die Russen seien dazu bereit, die
Belorussen wohl auch. Verdutzt kehrte Lukaschenko, enfant terrible des Westens, nach Minsk
zurück. Dachte eine Woche nach. Und sagte, der Vorschlag Putins sei
beleidigend. Nicht einmal Stalin wäre so weit gegangen, Belorussland
liquidieren zu wollen.
Das
Aufbrausen des selbstherrlichen Politikers
ist leicht zu verstehen. Im an Russland angeschlossenen Belorussland
hätte er wenig
Chancen. Aber auch nach dem
Bruch mit Putin nicht sehr viel. Denn viele seiner Untertanen sprechen
russisch, denken russisch, sind dem russischen Kulturkreis zugetan. Und
haben keinen Ehrgeiz, es mit dem Giganten im Osten aufzunehmen. Umso
weniger, dass 1939, bei der Aufteilung Polens zwischen dem Hitler- und
Stalinreich, der spätere Nachfolgestaat der Sowjetunion einige ehemalige
polnische Gebiete zugesprochen bekam, was manche Polen vielleicht noch
nicht verwinden können. So gesehen hat wohl Lukaschenkos Hinweis auf
Stalin einen hintersinnigen Grund.
Der
Anschluss Belorussland hätte einige Probleme Russlands, wenn nicht gelöst,
dann mindestens erleichtert. Z.B. die Verbindung mit der Region
Kaliningrad (Königsberg) nach dem EU- Beitritt der Ostseestaaten. Oder
die Pipelineverlegung in den Westen. Der Anschluss würde aber auch
Nachteile bringen. Zusätzliche Spannungen zwischen Moskau und Kiew.
Zweifelhaft ist auch, dass Polen und seine westlichen Verbündeten
die Westerweiterung Russland- bei allen Vorbehalten gegen Lukaschenko-
gern sehen würden. Jedenfalls ist der Anschluss ferne Zukunftsmusik.
Vorläufig
steht nur eins fest: In absehbarer Zukunft
besucht Lukaschenko Moskau nicht. Das matrjoschka-team glaubt, die
Moskauer werden es verschmerzen
22.8.02
3.SPECK UND GALUSCHKI
Über die Ereignisse in der Urkaine: Nahes Ausland. Fortsetzung.
4. Aserbaidschan.
THRONFOLGE
Als der führende Mitarbeiter von „Matrjoschka-online. de“, Iwan Matrjoschkin, Esq., in seiner Stammkneipe „Sonnenschein“, Berlin, Prenzelberg, einen Besucher mit schwarzem Schnurrbart und anderen Attributen eines Türken erblickte, flüsterte ihm sein achter Sinn ein, das Sichtbare täusche. Russisch angeredet, antwortete der Besucher in Matrjoschkins Muttersprache. Es war nämlich kein Türke, sondern ein Aserbaidschaner (Aseri), das heißt ein Bürger Aserbaidschans, früher eine sowjetische Unionsrepublik, heute ein souveräner Staat.
„He, du, -sagte I.M., Esq., und schleuderte, da er bereits ein ansehnliches Quantum Bier intus hatte, dem Kneipengast ein in Russland in der Situation übliches Wort entgegen, das darauf anspielte, der Mann habe ein schwarzes Hinterteil - He, du,... was sagst du zum Geschehen in deiner Heimat?“.
Der Angesprochene blinzelte wütend mit seinen pechschwarzen Augen. „Welches Geschehen meinst du, versoffenes russisches Schwein? “- fragte er zurück.
Hätten die Stammkunden nicht eingegriffen, wären sich die Vertreter zweier ehemaliger Sowjetvölker, die sich einst unverbrüchliche Freundschaft schworen, mächtig in die Haare geraten.
Von Handgreiflichkeiten abgehalten, erklärte Iwan Matrjoschkin, Esq., seine Frage bezog sich auf die in Aserbaidschan stattgefundenen Präsidentenwahlen, die einen Wechsel in diesem mit Erdöl begnadeten Land brachten. Der frühere langjährige Landesvater, Geidar Alijew, in der Sowjetzeit Chef der aserbaidschanischen KP, nach der Verselbständigung des Landes zum glühenden Anhänger der westlichen Ordnung und Präsident geworden, trat zurück. Zwar wollte er sich zuerst noch einmal wählen lassen, hat es sich aber, achtzigjährig und erkrankt, anders überlegt. Er entschied sich, die Bürde des höchsten Amtes im Lande auf jüngere Schultern zu legen. Und zwar auf die seines leiblichen Sohnes, den er vor kurzem bereits zum Premierminister ernannt hatte.
Das Prozedere weckte in der Seele Iwan Matrjoschkins, Esq., Zweifel an der aserbaidschanischen Demokratie. Er meint, in einem Königreich sei es okay, die Krone vom Vater zum Sohn weiterzureichen, aber in einer Republik sollte der Machttransfer anders verlaufen. Insbesondere, wenn diese unter der Obhut der Amerikaner steht, den mutigen Verteidigern der Demokratie überall in der Welt, erst recht im Orient.
„Du bist blöd“, sagte darauf der Aseri, der die ihm zugefügte Beleidigung nicht überwunden hat und deswegen Matrjoschkin grob anfuhr. „Die Amis wollen nur, dass aserbaidschanisches Erdöl nicht nach Russland und nicht nach Europa, sondern dahin fließt, wo sie das Sagen haben. Ist das gesichert, akzeptieren sie in Baku jeden, wie er auch nach oben kommen möge, egal ob gewählt oder als Kronprinz.
Zwar haben manche Krawallmacher in der aserbaidschanischen Metropole behauptet, die Wahlen wären manipuliert, aber die Polizei brachte sie schnell hinter Schloss und Riegel.
Anm. der Red.
Nach neuesten Meldungen aus Baku haben aserbaidschanische Oppositionsführer vorsorglich um Asyl im Ausland gebeten. Und zwar in Norwegen. Warum gerade in Norwegen? Weil Alfred Nobel, der den gleichnamigen Preis stiftete, in Aserbaidschan sein großes Geld machte.
Tatsächlich, was wäre Norwegen ohne Preisverleihung, die für Schlagzeilen in der Weltpresse sorgt?
Übrigens gedenkt der frisch gebackene aserbaidschanische Präsident nach (unbestätigten Meldungen) aus Baku, einen neuen Preis zu stiften, der den Nobelpreis weit in den Schatten stellt. Es ist also abzusehen, dass sich die geistige Elite der Welt demnächst jährlich in Baku versammelt, um die Preisträger zu ehren. Matrjoschkin aber winkt nach seinem Auftritt in der Kneipe „Sonnenschein“, Berlin, Prenzelberg, keine Reise in die aserbaidschanische Metropole. Als Preisträger nicht und auch nicht als Ehrengast. Er hat es mit dem Aljiew- Clan für immer verdorben.
19.10.03
Eine
Stimme im Runet (Natalija Geworkjan)
Im
Fahrstuhl stand mir ein junger Kerl mit blutender Nase und
blaugeschlagenem Gesicht gegenüber.
„Was
auf die Nase gekriegt?“
„Nicht
nur auf die Nase.“
„Bisschen
rumgeprügelt, was?“ fragte ich, während wir zum siebten Stock fuhren.
„Aus
dem Alter bin ich eigentlich raus.“
„Und,
was ist passiert?“
„Skinheads!“
„Sie
sehen doch gar nicht kaukasisch aus?“
“Das ist denen scheißegal. Zwei Glatzen und ein Erwachsener machten
sich an mich ran. Schlugen auf mich ein. Ich bin ja noch kräftig, kann
mich wehren, aber wer schwächer ist...“
„Ich
dachte, die haben nur den „Schwarzen“ den Kampf angesagt.“
„Vielleicht
ist es sogar besser, wenn nicht nur die „Schwarzen“ dran sind. Früher
oder später wird man sich wehren gegen diesen allgemeinen Hass. Und Sie,
verzeihen Sie, haben Sie keine Angst?“
Ich
drehte mich zum Spiegel um. Aus der Sicht der Skins steht mir mein Urteil
auf dem Gesicht geschrieben. Doch ginge es nur um sie. Es geht um den
Hass. Der ist allgegenwärtig, auf allen Ebenen.
Und
aus diesem Hass heraus verlangten die Menschen auf der Straße, den
Vertretern der russischen Machtzentrale folgend, Sakajews Auslieferung.
Schuldig oder nicht schuldig, das spielt keine Rolle. Wenn es um
Tschetschenen geht, stellt sich diese Frage nicht. Sie sind schuldig. A
priori.
Seit
Sakajews Festnahme in Kopenhagen vor knapp einem Monat überschlugen sich
die Hasstiraden, weil die Dänen ihn nicht auslieferten.
Klar,
an uns hängt ein schlimmes Erbe. Bei uns applaudierte das ganze Land, als
die Helden der Revolution plötzlich zu englischen oder japanischen
Spionen erklärt wurden. Jetzt reagiert
die Bevölkerung genauso. Wie vor siebzig Jahren. Ihr wurde gesagt,
Sakajew ist ein Terrorist und muss in unserem Gefängnis sitzen. Und
niemand fragt nach Beweisen. Alle glauben, was gesagt wird und regen sich
auf über die Dänen, die aber bei Putins drohendem Blick nicht in
Ohnmacht fallen.
Sicher,
Sakajew ist bestimmt kein
Lamm Gottes. Aber ich weigere mich, einen Menschen zu beschuldigen, dessen
Schuld noch nicht bewiesen ist.
Ich gehöre nicht zu denen, die nach Blut schreien, ohne Beweise zu fordern.
DAS KREUZ MIT DER EINWANDERUNG
Muss
auch Russland tragen. Ein Nachfolgestaat
der Sowjetunion und, wenn man weiter zurück in die Geschichte
geht, des Zarenreiches, hat
es ohnehin einen beträchtlichen Anteil von Einwohnern (etwa ein Fünftel),
die nicht zur russischen Ethnie zählen. Obwohl weitgehend zum
russischen Kulturkreis gehörend, sind sie
von der Abstammung her Nachkommen einst mächtiger
tatarischer und mongolischer Völker, die sich vor Jahrtausenden
zwischen der Wolga und dem Ural ansiedelten und vor Jahrhunderten vom
Russischen Reich allmählich einkassiert wurden. In der Sowjetzeit war es kein spektakuläres
Problem, denn ob Russe, Tatare, Tschuwasche
oder sonst wer, alle standen gleichermaßen unter dem Kuratel der Staatsmacht und durften nicht
aufmucken. Jetzt drängen die kleineren Ethnien der Russischen Föderation
zu mehr Autonomie, was nicht gerade zur Stabilität beiträgt. Trotzdem
lässt sich wohl das Zusammenleben regeln, bis auf den Extremfall
Tschetscheniens im Nordkaukasus.
Viel
mehr trouble verspricht die illegale Einwanderung aus den ehemaligen
Randrepubliken der Sowjetunion nach Russland. Das Wort
„Randrepublik“ darf nicht zur Annahme verleiten, es gehe hier um
Marginalen, um eine nebensächliche Größe. Immerhin gehörte dazu ca.
die Hälfte des Staatsgebietes und der Bevölkerung der ehemaligen
Sowjetunion. Die Wendezeit nutzten die Randrepubliken, um souverän zu
werden. Aber vielen Mittelasiaten und
Kaukasiern stößt die Souveränität
sauer auf. Der Abbruch der eingependelten Wirtschaftsbeziehungen
(und viel anderes mehr) wurde zur Ursache einer Armut und
Arbeitslosigkeit in ihren Ländern, die sie, zur Sowjetzeit
oft sogar ein
wenig wohlhabender als die Russen, so nicht kannten. Und jetzt wollen
sie nach Russland, um hier ihr Glück zu suchen. Und führen gewissermaßen
den Sieg der Unabhängigkeit ad absurdum.
In
welchem Ausmaß es
geschieht, verriet in diesen Tagen
der russische Präsident Putin. Allein in Moskau halten sich
zwischen 600.000 und 700.000 Bürger „einer“ , wie er sich ausdrückte
, transkaukasischen
Republik auf. Vermutlich meinte er Aserbaidschan.
Sehr handelstüchtig und miteinander eng verflochten, machen die
Aseris in Moskau so manch gutes
Geschäft, aber nur 12 (zwölf!!!)) sind beim Finanzamt angemeldet. Die
deutsche Behörde wäre sicherlich
vollzählig wahnsinnig geworden, könnte sie in Berlin
lediglich 0.002
Prozent der nichtdeutschen Bevölkerung erfassen.
Die
ungebetenen Gäste unterliegen der
Meldepflicht. Das stört sie wenig. Zwar wird die Anmeldung nur
dann rechtskräftig, wenn der Fremde einen Wohnraum aufweisen kann. Aber
Putin gab zu, dies sei kein Hindernis für die
Einwanderung. So haben sich in einer 9,5 m² großen
Wohnung 450 Einwanderer
angemeldet. Die
Meldepflicht, die in der Sowjetzeit den Normalverbraucher zeitlebens an
seinen Wohnsitz kettete,
ist zur Farce geworden.
Die
Zeitbombe der Globalisierung auf postsowjetisch tickt. Placiert
in der Vergangenheit, bedroht
sie frei nach Putin die
Zukunft der Russischen Föderation. Wenn in ihren Zentren ein großer
und immer größer werdender Teil der Bevölkerung praktisch im
gesetzesfreien Raum lebt, heißt es, dass das ohnehin um sich greifende
Chaos einem apokalyptischen Zustand
entgegensteuert.
Was
tun? Darauf hat der russische Präsident nicht überzeugend genug
geantwortet. Er mahnte Gesetzesänderungen
an. Nur fragen sich die Russen,
wer dafür sorgen soll, dass die neuen Einwanderungsgesetze auch
eingehalten werden. Die korrumpierte Polizei? Die Armee, die bereits im
kleinen Tschetschenien weitgehend versagt? Es geht immerhin um Millionen
hartgesottener Menschen, die um ihr Überleben fürchten müssen.
Die „Überfremdung“ – wie ungern das anrüchige Wort man in den Mund nimmt, in dem Falle ist es wohl am Platze- hat russische Skinheads auf den Plan gerufen. Sie veranstalten Pogrome, zumeist dort, wo die dunkelhäutigen Gäste Geschäfte tätigen. Z.B. auf den Lebensmittelmärkten in Moskau. Die Zahl der Misshandelten und Getöteten steigt. Polizei und Gerichte greifen wenig beherzt ins Geschehen ein. Offensichtlich hofft man, so die Einwanderung zu drosseln. Auf eine Weise, die Nebenwirkungen hat. Für die geistige Gesundheit eines Volkes bekanntlich sehr relevante Nebenwirkungen. Unter Umständen auch für seine Nachbarn.
3.02.02
ZEHN JAHRE GUS
Fürs
russische Ohr klingt das deutsche Kürzel nicht ganz respektvoll.
„GUS“ ist im Russischen „die Gans“. Und die Gans empfinden die
Russen als einen dummen Vogel, obwohl
auch mit einer gewissen Schläue ausgerüstet. „Gus laptschatyi“.
„Eine Gans bist du mit Tapsen“, sagt man einem Menschen, der zwar dämlich,
aber auch durchtrieben ist.
Doch
was soll’s? Das russische Kürzel für die Gemeinschaft Unabhängiger
Staaten heisst „SNG“. Das klingt mindestens neutral.
In
diesen Tagen wird die Gans mit breiten Tapsen zehn Jahre alt. Eine Jubiläumstagung
fand bereits statt. Eigentlich vorzeitig. Der Zerfall der Sowjetunion,
von dem ersten russischen Präsidenten Jelzin herbeigeführt, damit er
seine Macht wenigstens in Russland ausbauen konnte, wurde erst Ende
Dezember 1991 perfekt. Die GUS ist das Kind des Zerfalls. Leider kein
Wunderkind. Das Wunder eines für alle Beteiligten ersprießlichen
Zusammenlebens auf einer neuen Grundlage kündigte sich nicht an. Früher
gab es zwar auch kein schönes Zusammenleben, da der Kreml die
Unionsrepubliken wie ein mittelalterlicher Fürst seine Lehensgüter
behandelte. Der Zwang fiel weg. Aber das, was kam, waren
Anarchie und Querelen.
Die GUS sollte vor allem die gemeinsame Interessensphäre vor den
Gelüsten der Nachbarn schützen. Bis hier und keinen Schritt weiter,
hieß das Signal. Es wurde aber nicht richtig wahrgenommen. Allmählich
gab der Kreml auf. Der
westlichen Expansion stellt er sich nicht mehr entgegen. Auch
weil die ehemaligen Teilstaaten nun mehrheitlich einen reichen fremden
Paten dem alten älteren Brüder vorziehen. Zumal die ehemaligen
Kommunistenfunktionäre, die jetzt in den selbständig gewordenen
Teilstaaten als Präsidenten (auf Lebenszeit)
herrschen, keine Heimtücke des Westens mehr fürchten. Sie haben
sich überzeugt, dass dieser sehr tolerant sein kann. Zwar rügt er
ab und zu die autoritären Regimes wegen Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung der Bürgerfreiheiten,
legt sich deswegen aber nicht ins Zeug.
Im Laufe der zehn Jahre versuchte der Kreml mehrmals, seinen Einfluss in den ehemaligen Teilrepubliken der Sowjetunion auszubauen. Das kostete Russland Geld, da es manches Notwendige (Erdöl, Erdgas) weit unter dem Weltmarktpreis lieferte. Erreicht wurde wenig. Die Verteidigungsbündnisse erwiesen sich als sinnlos. Erst recht jetzt, wo die USA und die Türkei im ehemaligen sowjetischen Mittelasien und in Transkaukasien mitunter mit Kremlszustimmung ihre Militärstützpunkte einrichten und die Flugplätze nach dem NATO- Standart umbauen. Und nach der wiederholten Verkündung des Kreml, mit der NATO enger kooperieren zu wollen, meinen die ehemaligen Brüder, was dem Jupiter erlaubt ist, darf auch den Ochsen nicht verwehrt werden.
Wenn Russland auch jetzt die GUS als seine Interessensphäre sieht, dann äußert es sich vornehmlich auf eine im Westen durchaus übliche Art und Weise. So werden Öldollars für den Kauf von Betrieben in den ehemaligen Bruderrepubliken eingesetzt. Insbesondere in der Ukraine, wo Tschernomyrdin, kein erfolgreicher Diplomat, dafür aber ein gewiefter Geschäftsmann russischer Botschafter wurde.
Die USA
machen das auch nicht viel anders.
Das
Peinliche ist, dass in den ehemaligen Sowjetrepubliken mehrere Millionen
Russen zu Hause sind. Ihr Schicksal ist mitleiderregend.
Präsident Putin versprach Ihnen mehr Schutz und, wenn erwünscht,
auch eine freundliche Aufnahme im Land der Vorfahren. Aber das sind wohl
nur gutgemeinte Absichtserklärungen.
Russland hat wenig Trümpfe in der Hand, um die ehemaligen Landsleute zu
unterstützen. Sie, die sehr viel und mitunter fast umsonst für die
Zivilisierung der ehemaligen Randgebiete der Sowjetunion geleistet
haben, müssen jetzt die Folgen eines Hasses tragen, den sie nicht
verschuldeten.
Am zehnten Jahrestag der GUS muss Russland wohl die letzte Hoffnung begraben, in der Region, die flächen- und bevölkerungsmässig mit ihm durchaus zu vergleichen ist, die Weichen zu stellen. Auch wenn in den Jubiläumsreden die bittere Wahrheit durch starke Worte bemäntelt werden sollte.
11.12.01
KANN EIN TATARE EIN RUSSE SEIN?
In einem Interview teilt Polit.ru mit, ein langjähriger Streit sei entschieden. Der Streit darüber, ob in russischen Personalausweisen die ethnische Zugehörigkeit des Bürgers vermerkt werden soll. Also, der Streit über den ominösen "Punkt 5." (Punkt 1.im Ausweis: der Nachname, Punkt 2.:der Vorname, Punkt 3.: der Vatersname, Punkt 4. : wann und wo geboren).
Der Streit hat eine lange Vorgeschichte. In den Ausweisen des zaristischen Russlands stand nicht die ethnische, sondern die konfessionelle Zugehörigkeit. In den Ausweisen Sowjetrusslands in den ersten Jahren nach der Revolution 1917 stand weder das eine noch das andere. Es hieß, nicht die konfessionelle, geschweige denn ethnische Zugehörigkeit sei wichtig, sondern einzig und allein die soziale (ob Arbeiter, Bauer oder ein Vertreter der "Ausbeuterklasse"). Unter Stalin wurde aber die ethnische Zugehörigkeit (ob ein Großrusse, Ukrainer, Usbeke u.s.w.) in den Ausweisen vermerkt.
Mit höchst relevanten Folgen, da bestimmte Ethnien mit der Zeit immer mehr diskriminiert wurden. Vor allem diejenigen, die im Ausland stark vertreten waren oder gar einen eigenen Staat hatten: Juden, Deutsche, Griechen, Koreaner, Chinesen u.s.w. oder auch diejenigen, die sich nach dem Urteil der Regierung illoyal verhalten hätten: Tschetschenen, Kalmyken u.s.w. So erhielt Punkt 5 eine große, mitunter ausschlaggebende Bedeutung für die soziale Stellung des Ausweisinhabers. Mit einem "falschen" Punkt 5 hatte er kaum eine Chance, Diplomat oder Geheimpolizist oder Minister zu werden, es war für ihn von vornherein schwierig, einen begehrten Studienplatz oder das Wohnrecht in Moskau oder die Genehmigung für eine Auslandsreise zu erhalten.
Eingedenk der Vergangenheit votierten viele im postsowjetischen Russland dafür, Punkt 5 abzuschaffen. Dagegen stemmten sich aber Angehörige von Dutzenden nichtslawischer Völker Russlands, vor allem die an der Wolga: Tataren, Baschkiren, Udmurten u.s.w. (die nichtslawischen Völker machen etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung der Russischen Föderation aus). Das erwachte, bzw. sich verstärkende Volksbewusstsein ließ sie dafür streiten, dass die jeweilige ethnische Gemeinschaft nicht dadurch geschwächt wird, dass ihre Glieder sich als solche nicht ausweisen können. Außerdem hängen Zuwendungen der Zentralregierung an die ethnisch definierten Autonomien davon ab, wie zahlreich die entsprechenden Ethnien sind.
Der vorläufige Kompromiss zwischen den Befürwortern und Gegnern des Punkt 5 läuft darauf hinaus, die ethnische Zugehörigkeit zwar nicht in Ausweisen, aber doch in Geburtsurkunden zu vermerken. Will jemand beweisen, er sei der ethnischen Herkunft nach ein Tatare oder ein Jude, holt er seine Geburtsurkunde. Will er aber seine ethnische Herkunft nicht ins Spiel bringen, bleibt es bei seinem Ausweis, wo diese nicht vermerkt ist.
Also, keine sowjetische Lösung, die den Bürger festnagelte, aber auch keine deutsche, die- wenigstens was die Geburtsurkunden und Ausweise angeht- die ethnische Herkunft außer Acht lässt.
Ob aber die Entscheidung bestehen bleibt, ist noch ungewiss. Die Russen (als "Russländer" gemeint, also auch keine Großrussen) sind erst auf der Suche nach ihrer Identität. Und in manchen Köpfen wird die sowjetische Vergangenheit immer stärker verklärt. Einschließlich die für die Sowjetzeit typische Diskriminierung von bestimmten Ethnien.
Zum Schluss eine wahre Anekdote. Ein in Moskau bekannter Spaßmacher verlor seinen Ausweis und reichte ein Ersuchen um Wiederherstellung ein. In den Fragebogen trug er unter Punkt 5 das Wort "Iudei ein), was im zaristischen Russland die mosaische Konfession bezeichnete. Da der zuständigen Beamtin der Begriff nicht mehr geläufig war, las sie die Eintragung als "Indei". Sie hatte einen "Inder" im Hinterkopf.
So stand es auch unter Punkt 5 im neuen Ausweis des Antragstellers. Mit der Zeit aber bekam er, da der Ausweis in der Sowjetunion bei jedem, auch unbedeutenden Behördengang, vorgelegt werden musste, Probleme. Die Staatsbediensteten schüttelten den Kopf und verlangten Aufklärung. So beantragte der Spaßmacher die Änderung durch "Jewrei" ( russisch - der Jude). Pusteblume! Einmal eingetragen, durfte die Nationalität (im sowjetischen Wortgebrauch ethnische Zugehörigkeit) nicht geändert werden. So lebte und starb der Mensch als "indei", als Inder.
15.4.01
6. TRANSKAUKASIEN
KAUKASUS
In
der Berliner Residenz der Friedrich- Ebert- Stiftung
fand eine Tagung zum Thema „Krisenregion Südlicher Kaukasus.
Perspektiven und die Möglichkeiten für die deutsche und europäische
Politik“ statt.
Die
Teilnahme hochrangiger Diplomaten aus Aserbaidschan, Armenien und
Georgien, wie auch aus Deutschland sicherte eine umfassende Behandlung des
brandaktuellen Themas. Ohne auf einzelne Referate einzugehen, sei erwähnt,
dass der südliche Kaukasus, obwohl für
Deutschland und Europa insgesamt von herausragendem Interesse, vor allem
ein Interessengebiet Russlands ist. Und
zwar nicht nur seit der Zeit, als das kaspische Erdöl in den Mittelpunkt
der Begehrlichkeit der internationalen Ölkonzerne rückte. Armenien und
Georgien, die ältesten Domänen der orthodox- christlichen Zivilisation,
und Aserbaidschan, das, obwohl islamisch, bei den russischen Zaren auch
Schutz vor den Osmanen und Persern suchte, waren Jahrhunderte lang nicht
einfach Teile des Russischen Reiches. Sie
trugen viel zu seiner geistigen, wirtschaftlichen und politischen
Entwicklung bei.
Selbst
die Namensliste der Staatsmänner, Kulturträger und Wirtschaftsmanager
Russlands verrät, welche Rolle den Südkaukaukasiern
in der russischen Geschichte zufiel, und zwar von den weit zurückliegenden
Zeiten bis zu den sowjetischen und postsowjetischen Jahren. Auch jetzt
sind die souverän gewordenen transkaukasischen Republiken
mit Russland durch unzählige Fäden verbunden. Sie zu zerreißen,
kann nur derjenige wollen, der keine Stabilität und keinen Fortschritt in
einer der empfindlichsten Regionen der Welt anstrebt.
Dieser
Aspekt des behandelten Themas verdient
besondere Beachtung. Die im Kaukasus besonders notwendige europäische Solidarität darf nicht den
egoistischen Interessen einzelner europäischer Staaten zum Opfer fallen.
Es wäre konterproduktiv,
würden die europäischen Länder,
Russland eingeschlossen, die alten Rivalitäten wieder entstehen
lassen. In diesem Fall lacht der Dritte. Und zwar
eine außereuropäische Macht, die
im Kaukasus am wenigsten zu suchen hat. Die Vereinigten Staaten von
Amerika. In Georgien sind sie bereits nicht einfach stark anwesend,
sondern üben auch
entscheidenden Einfluss auf den Gang der Dinge aus.
Sinnvollerweise
sind die meisten Referenten auf die blutigen ethnischen Konflikte im
Kaukasus eingegangen, der Heimat
unzähliger, zum Teil ganz unterschiedlicher Völker. Dabei wurde nicht
verheimlicht, dass die uralten
Fehden, die nicht nur den Fortschritt der Region hemmen, sondern auch
die internationale Lage verschärfen, mitunter aus dem Ausland
angeheizt werden. Es ist eine wichtige Quelle der Spannungen im Kaukasus,
und zwar nicht nur in und um Tschetschenien.
Es geht dabei sogar um mehr als den Kaukasus, wie wichtig er auch sein mag. Es geht um den Versuch, die Konflikte im Kaukasus zu instrumentalisieren, um die einkehrende politische und wirtschaftliche Stabilität und die territoriale Integrität Russland aus den Angeln zu heben. Es geht also um etwas, was den existenziellen Interessen Deutschlands und des gesamten Europas entgegenläuft. Es bleibt zu hoffen, dass die anspruchsvolle Tagung der Friedrich – Ebert - Stiftung dieser Erkenntnis und somit auch der Vorbeugung der Unstimmigkeiten unter den Europäern beigetragen hat.
1.7.03
EIN
NEUER KRIEGSHERD IM SÜDEN ?
Das
Runet bejaht die Frage. Definitiv.
Es
geht dabei nicht um einen eventuellen Angriff der USA auf den Irak,
sondern um einen russischen auf die transkaukasische, ehemals
sowjetische Republik
Georgien. Auch wenn sich
die Maßstäbe gewaltig
unterscheiden, da Russland keine militärische Supermacht mehr ist. Und
die Georgier sind keine
martialischen Jünger des Propheten.
Trotzdem
haben die beiden Vorgänge
etwas Gemeinsames. Die vorgeschobenen
Kriegsgründe, zum Beispiel: Abwehr des
Terrorismus. Im Falle Georgien- tschetschenischen
Ursprungs. Die Terroristen aus dem nordkaukasischen Ländle und
ihre Gesinnungsgenossen aus dem Nahen Osten nutzten, wie die Russen
behaupten, georgische Bergschluchten als Stützpunkte. Tiflis akzeptiere
es und führe Russland mit leeren Versprechen an der Nase herum, das Übel
bekämpfen zu wollen.
Monatelang
tauschen Russen und Georgier harte Vorwürfe aus.
Jetzt hat der russische Präsident das Pünktchen aufs I gesetzt.
Tun die Georgier gegen die auf ihrem Gebiet sich einnistenden
Tschetschenen im Laufe des nächsten Monats
nichts, übernehmen
die russischen Truppen die Aufgabe. Ohne viel Federlesen.
Der
georgische Staatschef Schewardnadse erklärte darauf, Putin hätte ein
Eigentor geschossen. Er meinte sicherlich, Georgiens
Freunde werden dem Kremlchef die Leviten lesen. Jedenfalls die
USA. Und Deutschland, dessen Wiedervereinigung Schewardnadse noch als Außenminister
der Sowjetunion begünstigt
hat. Ohne übrigens, wie viele meinen,
dabei die russischen Interessen
im Auge zu behalten.
Schewardnadse
kann sich arg täuschen, meint das Runet.
Die USA würden ihn opfern, wenn Russland
mehr Verständnis fürs amerikanische Vorgehen gegen den Irak
zeigt. Um Saddams Kopf zu bekommen, lässt Washington Schewardnadses
Kopf rollen. Und Deutschland? Sicherlich ist ihm der Russe Putin jetzt näher
als ein Georgier, der in seinem eigenen, verhältnismäßig kleinen
Staat heftig umstritten ist.
Die
Konflikte, sowohl der im Nahen Osten, als auch der im Kaukasus, stinken
penetrant nach Erdöl. Auch wenn Georgien keine eigenen Quellen
hat, spielt es im Hasardspiel um das kaspische Erdöl mit. Als
sein Umschlagplatz.
Die
Holzpuppen sind traurig. Die Georgier, Italiener des Kaukasus, haben im
Team einen Stein im Brett. Zwar sind sie ein
wenig zu laut, geben
gern an, aber auch ritterlich und lustig. Und haben dicke russische
Weiber gern. Wie auch umgekehrt.
Jahrhunderte
lang verstanden sich die Russen
gut mit den Georgiern, einem alten christlich- orthodoxem Volk. Und
jetzt soll die alte Freundschaft in
die Brüche gehen? Wegen des übel riechenden Saftes der Erde? Oh,
tempora, oh, mores!
12.9.02
BRICHT EIN KRIEG ZWISCHEN RUSSLAND UND GEORGIEN AUS?
Hoffentlich
nicht, denn das wäre ein schlimmer Traditionsbruch. Das
transkaukasische Georgien war (fast)
immer mit Russland eng verbunden. Wie das andere transkaukasische Land
Armenien seit uralten Zeiten christlich- orthodox, suchte es im
christlich- orthodoxen Norden Beistand gegen seine muslimischen Nachbarn
im Süden (Osmanen, Persen) und stieß immer auf Gegenliebe in Russland.
Georgische Fürsten waren am Petersburger Hof willkommen, georgische
Krieger bekleideten hohe
Posten in den russischen Streitkräften.
Zwar hätte es nicht sein müssen, dass ein Georgier namens
Dschugaschwili (alias Stalin) Russland
dreißig Jahre mit eiserner Hand regieren durfte, aber auch diese
Ungeheuerlichkeit zeugte von der Verbundenheit Russlands und Georgiens.
Seit
Jahren aber knirscht es in den Beziehungen. Moskau und Tbilissi tauschen
geharnischte diplomatische Noten aus. Die georgische Luftabwehr ortet
Flugzeuge „unbekannter Herkunft“ im georgischen Luftraum.
Tbilissi wirft
russische „Schutztruppen“ aus
dem georgischen Hoheitsgebiet. Ihrerseits beklagen sich die
Russen darüber, dass die tschetschenischen Separatisten, laut russischer
Sprachregelung „gemeine
Banditen“, in den Bergen,
die Georgien von Tschetschenien trennen, mit Duldung und sogar
Wohlwollen Tbilissis Unterschlupf
finden.
Das
ist tatsächlich nicht schön, weil
Tschetschenien ein Teil der Russischen Föderation ist.
Tbilissi
aber wirft Moskau vor, die
abchasischen Separatisten zu begünstigen, die Georgier aus ihrem schönen
Ländle an der kaukasischen Schwarzmeerküste vertrieben zu haben. Auch
das ist nicht schön, weil Abchasien staatsrechtlich ein Teil Georgiens
ist.
Ein
Knäuel! Und wenn man noch die Verwicklung beider Länder in den fast
weltweit geführten Kampf
um das kaspische Erdöl dazu
zählt...
Der
Ärger wird dadurch größer, dass Georgien zum Zankapfel zwischen den Mächten
aus dem atlantisch- europäischen Raum geworden ist, die
das Erbe der verblichenen Sowjetunion im Kaukasus antreten
wollen. Vor allem werden die
USA in Georgien militärisch und politisch immer stärker präsent, aber
auch Deutschland richtet seinen Blick in dieselbe Richtung. Laut
Auskunft des CDU- Experten und früheren Verteidigungsministers
Volker Rühe gehört Georgien zur Interessensphäre Deutschlands.
Übrigens
meinte das schon Friedrich der Grosse, der mit dem georgischen
Zaren einen Freundschafts- und Beistandspakt schließen
und sogar eine Visite nach Tbilissi antreten wollte, aber der
Georgier favorisierte doch die Russen. Die Deutschen waren ihm zu weit
weg. Jetzt sind sie aber dank moderner Verkehrsmittel militärisch viel
näher gerückt. Und politisch? Na ja, Georgien wird (noch) von Eduard
Schewardnadse regiert, der
seine Deutschfreundlichkeit in der Zeit, als Helmut Kohl um die deutsche
Einheit rang, als russischer Außenminister mit einer Großzügigkeit
unter Beweis stellte, die viele Fragen offen ließ.
Die
neueste Zuspitzung der russisch-georgischen Beziehungen wurde
wieder durch Missbrauch des georgischen Hoheitsgebiets durch
Tschetschenen hervorgerufen. Diesmal ist der Konflikt so scharf, dass
das Rätselraten über die
Zukunft der russisch- georgischen Beziehungen sogar die Variante eines
Waffenganges nicht
ausschloss. Einen netten Strich fügte dem eher besorgniserregenden Bild
Präsident Putin hinzu. Er zeichnete
einen georgischen Schafshirten mit einem hohen russischen Orden
aus, der den Russen wertvolle Hinweise über die Bewegungen der
Tschetschenen in den georgischen Bergen gegeben haben soll. Putin
meinte, die Heldentaten des Hüters der Schafe zeugten davon, dass die
Georgier die Russen wie eh und je gerne haben.
Wollen
wir es hoffen.
DER WESTEN WILL DEN KAUKASUS...
Meint der Vizepräsident der russischen Akademie der geopolitischen Probleme Leonid Iwaschow, immerhin ein Drei- Sterne- General. Er dozierte darüber in einem Interview der Runetzeitung „Strana.ru“. Zu dem Zeitpunkt, als die Spannung an der Grenze zwischen Russland und Georgien, einem traditionsreichen transkaukasischen Staat, erneut gewachsen ist.
Vertreter der georgischen Geheimdienste beschuldigen Russland, seine Truppen Richtung Georgien zu verlegen. Ihrerseits berichten die russischen Medien vieldeutig, dass die USA das Mehrfache der eigenen georgischen Militärausgaben verwenden, um die Streitkräfte Georgiens aufzumöbeln. Gleichzeitig appelliert Georgien an die USA, EU und UNO, Russland zu bremsen. Nicht ohne Erfolg.
Das Durcheinander, wie es mitunter einem in Aussicht genommenen Krieg vorweg geht, ist perfekt.
Der erwähnte Leonid Iwaschow spricht von heimtückischer Strategie des Westens. Sie sei darauf gerichtet, zwischen Russland und dem Kaukasus, Jahrhunderte lang ein Bestandteil des russischen, dann des sowjetischen Reiches, entgültig einen Keil zu treiben.
Nach der Auslotung der riesigen Erdölvorkommen am Kaspischen Meer nahm der Wert des Kaukasus zu. Wer in der Region das Sagen hat, entscheidet, wohin das kaspische Erdöl fließt. Deswegen rückte der Kaukasus in den Mittelpunkt der Weltpolitik.
In diesen geopolitischen Kontext stellt Iwaschow alles, was im Kaukasus passiert: der Krieg in Tschetschenien, die separatistischen, zum Teil auch terroristischen Aktivitäten in den anderen nordkaukasischen Autonomien der Russischen Föderation. Und den sich verschärfenden Konflikt zwischen Russland und Georgien, einst einer Sowjetrepublik, jetzt unabhängig.
Der geopolitisierende General klagt die russische Regierung an, die Lage zu verharmlosen und keine Gegenstrategie entwickelt zu haben.
Den georgischen Präsidenten Schewardnadse, der als Außenminister der Sowjetunion viel zur der Wiedervereinigung Deutschlands beigetragen hat, bezichtigt Iwaschow, ein Doppelspiel zu spielen. Obwohl Schewardnadse besser Heute als Morgen Georgien der NATO zuführen würde, unterstütze er insgeheim die tschetschenischen Terroristen.
Er weiß wohl, was dem Westen wichtiger ist, der Kampf gegen den internationalen Terrorismus oder der ums Erdöl.
Als das abschließende Ziel der Übung bezeichnet Iwaschow den Untergang der Russischen Föderation. Nach der Beseitigung der Sowjetunion sei jetzt Russland an der Reihe. Und wenn sich die Russen nicht richtig wehren, sei es um ihren Staat geschehen. Die Logik des russischen Generals Iwaschow. Eines a.D.
PS. Gefragt um seine Meinung zum obenstehenden Bericht, wies der geopolitische Experte des matrjoschka-Konzerns, Iwan Matrjoschlin, Esq., auf die im Runet kolportierte Meldung hin, der Kreml wolle seine schützende Hand von Saddam Hussein nehmen. Wir opfern den USA den Kopf von Saddam, die USA opfern uns den Kopf von Schewardnadse, sagte er gewichtig. Da er aber dabei vernehmlich einen Bierdunst ausströmte, entschließ sich der Matrjoschka- Rat, seine Expertise als unverantwortliche Spinnerei abzutun.
31.8.02
EINE
KRISE DER RUSSISCHEN AUßENPOLITIK...
...macht
die Runetzeitung Polit ru. aus. Die Unheilzeichen: der Präsident
Georgiens Schewardnadze
verlässt "das sinkende Boot". Er bietet dem Westen sein Land an,
Washington schert sich einen Dreck um die russischen Einwände gegen die
Aufkündigung der Raketenrüstungskontrolle, Bagdad nutzt Moskau zynisch
für eigene Zwecke aus. Куда
ни
кинь,
везде
клин,
wie die Russen sagen, wenn sie eben eine schlimme
Lage markieren wollen. Ein Sprichwort übrigens, das sich nicht
dechiffrieren lässt. Vielleicht stammt es aus der Urzeit, als die
Russen noch auf den Bäumen saßen. Wie die Deutschen auch.
Wie dem
auch sei, verbindet Polit.ru mit
der nach ihrer Meinung jämmerlichen Verfassung der russischen Außenpolitik
die Reise des russischen AA-Chefs Igor Iwanow nach London. Da die Engländer
den kürzesten Draht zu Washington haben, sucht er dort nach Rat und
Tat.
Quatsch,
meint Polit.ru. Die russische Außenpolitik, wie sie vom AA gestaltet
wird, hat sich selbst erledigt, da sie viel mehr beansprucht, als
durchsetzbar ist. Zum Glück hat Russland auch eine andere,
realistischere Außenpolitik. Diese wird nicht auf dem Smolenskaja
ploschtschadj gemacht, wo das monströse Werk der stalinschen Zuckerbäckerarchitektur,
die Residenz der russischen Diplomatie, steht, sondern im Kreml, wo Präsident
Putin seinen Sitz hat. Putin
biegt das gerade, was Iwanow krumm gemacht hätte. So beruhigte Putin
Tbilissi,
indem er sagte, Georgien ist souverän und darf selbst über seinen
Standort entscheiden. Wenn es die
Amis ins Land holen will, soll es ruhig.
Aber
Putin steht unterm Druck. Einerseits des Militärs, das von einer
Fortsetzung der Großmachtpolitik mehr Geld für die Streitkräfte
erwartet. Andererseits der Provinz, die auch im Trüben fischen möchte.
So verspricht Bagdad ihr neue riesige Aufträge (für 60 Milliarden
USD). Die Lieferungen würden mehreren
Regionen in Russland ( in etwa mit den Bundesländern in Deutschland
vergleichbar) aus dem Schneider helfen. Daher müht sich ihre Lobby
in Moskau, weitere politische Zugeständnisse an den Irak
durchzusetzen, ohne Rücksicht
auf das Ansehen Russlands im Westen.
Anm. von matrjoschka: Wie wir prognostizierten, ist Außenminister Igor Iwanow in Berlin unverantwortlichen Spekulationen über sein Verhältnis zu Präsident Putin entschieden entgegengetreten. Das geschah im russischen Palais in Berlin, wo er die deutsche Ausgabe seines Buches über die Grundlagen der russischen Außenpolitik vorstellte. Auf die Frage einer minderbemittelten russischen Journalistin eingehend, erinnerte der Außenminister daran, dass nach der russischen Verfassung der Präsident die außenpolitische Richtung des Landes vorgibt. Im Übrigen, betonte er, wird die von ihm als Außenminister realisierte Politik von der großen Mehrheit der russischen Bevölkerung unterstützt.
Eine klare Sprache, die auch wir führen. Obwohl Holzpuppen.
21.-
22.03.02