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![]() Ein Russe in der Welt 4.Splitter
DIE GRENZEN FALLEN!Ihre
Geschäfte führen sie weltweit. Zu diesen gehören vorwiegend
Rauschgifthandel, Frauen- und Diamantenschmuggel,
illegaler Fischfang und selbstverständlich Geldwäsche. Das sauer
verdiente Geld investieren sie gern in Immobilien. Ihnen gehören die
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Rumänien, Tschechien, Italien, Griechenland,
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Kein
Wunder also, dass sie die Globalisierung als wahren Segen betrachten. 17.04.02 FLUCH ODER SEGEN? Im Willy- Brandt-Haus in Berlin fand eine Konferenz führender deutscher und ausländischer Politiker und Ökonomen zur Globalisierung statt. In der Beitragsreihe "Globalisierung: Fluch oder Segen? "- M. hinterfragt die Ergebnisse der Konferenz in dem vorliegenden sechsteiligen Bericht: 1.Eine Reise ins Ungewisse. Die Globalisierung als eine Reise ins Ungewisse zu bezeichnen, wäre mir vor der Konferenz kaum in den Sinn gekommen. Wie viele andere war ich der Ansicht aufgesessen, Nutzen und Kosten der Globalisierung seien von den Staatsmännern der Welt genau abgewogen, die Routen festgelegt, das Ziel ins Visier genommen. Bleibt nur, munter und fröhlich zu marschieren. Mitnichten. Nach der Konferenz, an der unter anderem die führenden Programmatiker der SPD teilnahmen, verflüchtigte sich die Gewissheit. In der Diskussion trat nämlich kein einziger Redner auf, der behauptet hätte, die Globalisierung sei nur ein Gewinn für die Menschen. Im Gegenteil. Wie sich herausstellte, bringt die Globalisierung den meisten Menschen- übrigens auch in Deutschland, von denen in weniger prosperierenden Ländern schon ganz zu schweigen- Probleme. Unter den gegebenen Umständen sind sie nicht leicht in den Griff zu bekommen. Wenn überhaupt. So keimte in mir als einem der zahlreichen Zuhörer im großen Saal des Willy- Brandt- Hauses zuerst mal die Frage auf, ob die Globalisierung überhaupt eine sinnvolle Sache ist? Ob es richtig war, den Prozess in den Gang zu setzen? Ob es richtig ist, ihn voranzutreiben? Einige Referenten gingen auf diese Frage ein. Ihre Antwort lautete: Es stehe gar nicht zur Wahl, ob die Globalisierung in der modernen Welt vorangetrieben werden soll oder nicht. Es ist eine Art Naturereignis, das nicht zu verhindern sei. Ob sie erwünscht ist oder nicht, ihr ist nicht auszuweichen. Und wer nicht freiwillig mitgeht, wird mitgezerrt. Ungeachtet der Verluste. Es wurde darauf verwiesen, dass die Globalisierung der Produktion und der Märkte gar nicht jüngeren Datums sei. Sie fing bereits Anfang des XIX. Jahrhunderts an, wenn nicht noch viel früher. Schon damals begannen die Warenströme weltweit zu fließen. Über die Grenzen der Staaten und Kontinente hinweg. Das, was jetzt vor sich geht, ist nur eine kaum geahnte qualitative Intensitätssteigerung des Prozesses. Sie hängt mit den neuesten technischen Errungenschaften zusammen. Vor allem mit dem rasanten Fortschritt der Informationstechnik. In der IT- Welt konnte die Globalisierung richtig Tempo fassen. Sie wurde zum markantesten Zug der heutigen Phase der Wirtschaftsentwicklung, die die Welt weitgehend gleichschaltet und die Grenzen zwischen den Ländern niederreißt. Aber auch wenn die Globalisierung nicht zu verhindern ist, bleibt die Frage, ob Fluch oder Segen, im Raum. Oder vielmehr die Frage danach, was in der Globalisierung Fluch und was Segen ist. Und wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen ihren Vor- und Nachteilen und wie soll das Verhältnis gestaltet werden, damit die Bilanz menschenfreundlicher ausfällt. In diesem Zusammenhang erwähnte eine Referentin auf der Konferenz im Willy-Brandt- Haus eine den Wirtschaftshistorikern gut bekannte Tatsache. Die Aufbruchzeit der Globalisierung an der Wende vom XYIII. zum XIX. Jahrhundert war vom beispiellosen Elend der arbeitenden Bevölkerung in den reichen, am meisten industrialisierten Ländern gezeichnet. Im damaligen England zum Beispiel. Ich möchte nicht, dass wir Ähnliches erleben, sagte die Referentin mit bebender Stimme. Sicherlich teilen auch viele andere Menschen ihren Wunsch. 2.Globalisierung auf sowjetisch. Auf der Konferenz wurde mehr oder weniger leise Zweifel am Globalisierungsprozess artikuliert. Sie bezogen sich nicht darauf, ob es richtig sei, den Globalisierungsprozess einzuleiten und weiterzuführen. Das stand nicht zur Debatte, weil es keine Wahl gab und gibt. Seitdem die Menschen eine immer umfangreichere Arbeitsteilung praktizieren, mussten sie die produzierten Gegenstände zu Waren machen und mit ihnen handeln. Im Laufe der Jahrhunderte schritt die Arbeitsteilung immer weiter voran, die Warenströme wurden immer mächtiger, reichten immer weiter, bis sie endlich global wurden. Damit wurde die Ära der Globalisierung eingeleitet. Den Prozess zu bremsen, geschweige denn umzukehren, hieße die Arbeitsteilung, das A und O der modernen Wirtschaft, zu behindern. Mit schlimmen Folgen für die betroffenen Völker. Allerdings ist auch die Globalisierung nicht ohne. Wenn sie falsch gesteuert wird, ist es kein Zuckerlecken für die betroffenen Völker. Dann überwiegen in ihrer Bilanz die Passiva. Dann ist sie mehr Fluch als Segen. Es gibt in der Welt kaum jemand, der die Binsenwahrheit besser beherzigen kann als wir, die ehemaligen Sowjetmenschen. Unsere große Revolution von 1917, die wohl voreilig als eine sozialistische apostrophiert wurde, hatte viele Ursachen. Aber eine der wichtigsten war unbestritten die Notwendigkeit, dem riesigen, aber ziemlich rückständigen Zarenreich einen Modernisierungsschub zu verpassen. Im Reich, das einem Flickenteppich glich, sollte ein einheitlicher Wirtschaftsraum entstehen. Ein Raum, in dem sich die Arbeitsteilung ungehindert ausbreiten konnte. Es war also eine Art Globalisierung. Zwar nicht im Weltmaßstab, aber doch in den Grenzen eines riesigen Landes, das sich auf zwei Kontinente erstreckte. Eine Midi-Globalisierung, sozusagen. Jetzt wissen alle, dass sich der Prozess der Miniglobalisierung auf sowjetisch sehr widersprüchlich war. Er hat sich insofern gelohnt, dass im Riesenreich eine moderne Industrie entstand und seine Randgebiete den Sprung aus einer vorindustriellen in die industrielle Gesellschaft vollführt hatten. Er hat sich insofern nicht gelohnt, dass der Fortschritt unverhältnismäßig teuer zu stehen kam. Er forderte von den Menschen viele Opfer, brachte ihnen aber kaum Wohlstand und noch weniger Freiheit. So mündete die Entwicklung in eine permanente Krise, die zum Zerfall der Sowjetunion und zur Transformation des Systems führte. Auf der Konferenz im Willy- Brandt- Haus hörte ich darüber kaum ein Wort. Mein Eindruck war, dass die sowjetischen, bzw. die russischen Erfahrungen außerhalb des Blickfelds der Referenten und Diskutanten blieben. Schade, weil die Erfahrungen unseres Landes, sowohl die positiven als auch die negativen, wertvoll sind. Diese vergessen zu wollen, heißt sich der Gefahr auszusetzen, in eine ähnliche Falle zu tapsen. Bei aller Unterschiedlichkeit der Systeme und der Geschichte ist es eine durchaus reale Gefahr. Was lehren also die sowjetischen Erfahrungen? Unter anderem, dass sich der Globalisierungsprozess nicht im technischen Fortschritt und der Produktivitätssteigerung erschöpfen darf. Das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist, zu gewährleisten, dass die Menschen etwas davon haben. Und zwar mehr Wohlstand, mehr Sicherheit, mehr Demokratie und Freiheit, mehr soziale Gerechtigkeit. Das darf man nicht vergessen. Leider scheint es, dass im Westen unter ganz anderen Voraussetzungen ein Manko zu entstehen droht, dem jenem in der Sowjetunion nicht ganz unähnlich ist. Die Produktion wächst, die Selbstkosten gehen zurück, aber nur die Eliten profitieren davon. Denn die Reallöhne hinken hinterher und die soziale Absicherung bleibt mitunter auf der Strecke. Das traurige Ende der Sowjetunion zeigt, dass es so nicht ewig bleiben kann. . 3. Die Schildkröte ohne Panzer. Als ehemaliger Sowjetmensch musste ich also feststellen, dass in den inhaltsreichen Referaten auf der Konferenz zur Globalisierung die sowjetischen Erfahrungen - weder die positiven noch die negativen - kaum Erwähnung fanden. Ich empfand es als ein Versäumnis. Und nicht etwa aus rückwärtsgewandtem Patriotismus, dieser ist mir fremd, sondern aus einem anderen, aktuellen Grund. Die Erfahrungen eines riesigen Landes, das ein Sechstel der Erdoberfläche einnahm und die Geschichte fast des gesamten XX. Jahrhunderts beeinflusste, verdienen eine gewisse Aufmerksamkeit. Insbesondere wenn es um Erfahrungen geht, die bei aller Unterschiedlichkeit der Länder und Völker dazu genutzt werden können, Fehler bei der Steuerung der Globalisierungsprozesse zu vermeiden. Zu diesen Fehlern gehört unter anderem die für die Sowjetunion typische Fixierung auf den technischen Fortschritt und die Produktionszahlen auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit, der Freiheit, der Demokratie und des Wohlstandes des Volkes. Ein ehemaliger Sowjetmensch verfügt aber nicht nur über Erfahrungen der Sowjetzeit. Nicht weniger aufschlussreich sind die Erfahrungen der postsowjetischen Zeit. Die Erfahrungen, die in Hinblick auf den Globalisierungsprozess auch erörtert werden müssten. Es geht z.B. um eine weitgehende Beseitigung aller Schranken zwischen den Staaten. Wie schlimm die Schranken sein können, wissen wir, die ehemaligen Sowjetmenschen, am besten. In der Zeit, als der Globalisierungsprozess in der übrigen Welt die Schlagbäume an den Grenzen niederriss, mussten wir hinter dem Eisernen Vorhang ausharren. Eine Auslandsreise war für die meisten von uns ein Geschenk des Himmels. Wir freuten uns wie die Schneekönige, als die Perestroika den Eisernen Vorhang beseitigte und wir, wie die übrigen Europäer, endlich frei reisen durften. In diesem Zusammenhang erwähnte auf der Konferenz im Willy-Brandt- Haus der Stellvertretende Vorsitzender der SPD, Rudolf Scharping, anerkennend die Verdienste des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow. Mit vollem Recht, da Herr Gorbatschow viel zur Beseitigung des Eisernen Vorhangs beigetragen hat. Trotzdem glaube ich nicht, dass die meisten Russen dem Kompliment von Rudolf Scharping zustimmen würden. Obwohl sie die Beseitigung des Eisernen Vorhanges und die Freizügigkeit über die Grenze als eine große Wohltat empfanden. Zuerst, denn später wurde es anders. Da traten die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der überstürzten Öffnung gegenüber dem Ausland ein. Da wurde klar, dass die Öffnung Russland einem Wettbewerb auslieferte, dem es nicht gewachsen war. Die in jeder Hinsicht stärkeren Wettbewerber brachten es schnell fertig, die Produkte der russischen Wirtschaft vom russischen Binnenmarkt zu verdrängen und somit ganze Industriezweige lahm zu legen, ohne übrigens den russischen Produkten einen Zugang auf westliche Märkte zu öffnen. Die Misere ist auch heute, zehn Jahre später, in vollem Maß zu spüren. Vierzig Prozent der russischen Bevölkerung lebt unter der sehr niedrig gesetzten Armutsgrenze. In dem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass die Öffnung Russlands mit überschwänglichen Lobpreisungen der belebenden Wirkung für die weltweite Konkurrenz gerechtfertigt wurde. Die traurige russische Erfahrung hat aber gezeigt, dass die weltweite Konkurrenz nicht nur belebt, sondern unter Umständen auch tötet. Sicher ist Europa, besonders Deutschland, mit dem Russland von anno 1990 nicht zu vergleichen. Ist doch die westeuropäische, vor allem die deutsche Wirtschaft, unvergleichlich besser für einen weltweiten Wettbewerb gerüstet. Dennoch verspricht die Globalisierung auch für sie nicht nur Rosinen aus dem Kuchen. 4. Globalisierung viertelglobal? Wenn man das Wort «Globalisierung» hört, hofft man auf ein weltweites, schrankenloses und harmonisches Zusammenleben der Völker. Ich glaube, dass die Menschen, die mit dieser Vorstellung in die Konferenz im Willy-Brandt-Haus kamen, mit einem ganz anderen Bild nach Hause gingen. Denn fast alle Referenten sprachen darüber, dass die reale Globalisierung keineswegs allen Völkern die gleiche Chance bietet, ihr Lebensniveau zu heben. Im Gegenteil wurden in der Konferenz viele Befürchtungen laut, die Globalisierung schreibe die bestehende Ungleichheit in der Welt fest. So mache sie arme Länder noch ärmer. Ob sie dabei die reichen Länder reicher mache, blieb eher umstritten. Jedenfalls insofern, dass auf die Gefahr hingewiesen wurde, die Globalisierung würde die Distanz zwischen reich und arm innerhalb der reichen Ländern vergrößern. Eine Vertreterin der deutschen Gewerkschaftsbewegung zeigte es am Beispiel des leidigen Problems der Arbeitslosigkeit in Deutschland. Sie verwies darauf, dass die Zuwanderung der ausländischen Arbeitskräfte, eine Folge der Globalisierung, die Situation der einheimischen Arbeitskräfte verschlechtert. Und zwar entgegen der weitverbreiteten Meinung nicht deswegen, weil die Zuwanderer das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt vergrößern. Das wäre für die deutschen Arbeitnehmer noch halb so schlimm, da sie keinen Wettbewerb zu scheuen brauchen. Sie seien den anderen in vielerlei Hinsicht überlegen. Das eigentliche Problem bestehe aber darin, dass nicht allein die Menschen aus weniger entwickelten Ländern, sondern auch ihre Arbeitverhältnisse nach Deutschland eingeschleust werden. Die Unterbezahlung, Mängel an sozialer Absicherung, Missachtung anderer, den Arbeitnehmer schützenden und in Deutschland üblichen Normen. Zwar verbietet die deutsche Gesetzgebung eine Behandlung der ausländischen Arbeitskräfte in Deutschland nach in ihren Herkunftsländern üblichen Kriterien. Aber die Unternehmer finden Tausende Wege, um die Verbote zu umgehen. Keine Arbeits- oder Steuerbehörde schafft es, rechtzeitig und effizient zu reagieren. Neben der Einwanderung fremder Arbeitskräfte stellt die Abwanderung der einheimischen Arbeitsplätze ins Ausland ein anderes, nicht minder akutes Problem dar. Und auch da erweisen sich die Regulierungsmaßnahmen uneffektiv. Der weltweit gewordene Wettbewerb zwingt die Grossunternehmer auf eine billigere Arbeitskraft zu setzen, ob dadurch, dass sie eingeführt wird, oder dadurch, dass die Arbeitsplätze in Billiglohnländer verlegt werden. Und dagegen ist unter den gegebenen Umständen kein Kraut gewachsen. Das einzige, was da helfen würde, wäre die allmähliche Beseitigung der Ungleichheit in der Welt. Das wäre der Königsweg der Globalisierung. Er wird aber nicht beschritten. Im Gegenteil, der Segen der Globalisierung macht um ganze Kontinente wie z.B. Afrika einen großen Bogen. Stiefkindern der Globalisierung bleiben Defizite: die Zerstörung der wirtschaftlichen Substanz unter dem Druck der übermächtigen Konkurrenz, die Abwanderung der wenigen qualifizierten Kader ins Ausland, die fortschreitende Vergiftung der Umwelt. Es trifft nicht nur Länder, die schon immer rückständig waren. Mitunter trifft es auch Länder, die noch vor kurzem zu den hochentwickelten gehörten. Zum Beispiel Russland. Sein Absinken in der Rangliste der Industrieländer hat nicht so sehr mit dem vielzitierten sowjetischen Erbe zu tun, sondern viel mehr mit den Folgen der Globalisierung. Mit seiner Öffnung dem uneingeschränkten und erbarmungslosen Wettbewerb in der globalisierten Welt. Im Endergebnis verschlechtert sich die Weltbilanz der Globalisierung. Der unbestreitbaren Aktiva auf der linken Seite der Bilanz, der Erweiterung der Arbeitsteilung, steht die Passiva gegenüber, das wachsende Elend in mehreren Ländern und Regionen. Und da wir alle jetzt in einer Welt leben, werden wir alle früher oder später davon betroffen. Noch unmittelbarer bekommen wir alle eine andere Auswirkung der ungehemmten, auch schließlich vom internationalen Großkapital gesteuerten Globalisierung zu spüren. 5. Das Klima und die Globalisierung. Bereits nach der Konferenz im Willy- Brandt- Haus kam es zu einem Eklat auf der Weltbühne, der der ganzen Welt anschaulich vor Augen führte, wie leicht die Globalisierung zum Fluch werden kann. Gemeint ist der Eklat auf der internationalen Klimakonferenz. Da zeigte sich, dass die vom internationalen Großkapital gesteuerte Globalisierung dem Menschen die elementarsten Lebensquellen zu entziehen, ihm die Luft abzuschnüren trachtet. Selbstverständlich wäre es dumm, dem internationalen Großkapital die Absicht zu unterstellen, die Menschen durch Abgase töten zu wollen. Schließlich und endlich wäre es von seinem Standpunkt aus konterproduktiv. Denn wer, wenn nicht der Mensch als Produzent und Konsument, beschert ihm horrende Gewinne. Dennoch gibt es eine unterschwellige Kraft, die die Konzerne zwingt, auch die eigene Existenzgrundlage zu zerstören. Es ist die Kraft der Konkurrenz. Sie macht die Ausgaben für den Umweltschutz zu einem Hemmschuh im Rennen. Bestens dazu geeignet, auf der Strecke zu bleiben. Da die Globalisierung das Rennen ausweitet und verschärft, tendiert die Lust der Akteure, in den Umweltschutz zu investieren, gegen Null. Wie gefährlich es aber ist, die Umwelt der Industrie zu opfern, wissen wir, die ehemaligen Sowjetmenschen. In der Sowjetunion geschah es permanent. Neue riesige Betriebe schossen aus dem Boden. Aber Wälder, Seen, Flüsse gingen ein. Von der Warte des Systemwettbewerbs war es wenn nicht verzeihlich, dann verständlich. Es hieß – und nicht ohne Grund- das Land brauche eine hochentwickelte Industrie, um von der anders gesinnten Umgebung nicht erwürgt zu werden. Da verstummten warnende Stimmen. Und weite Regionen des Landes wurden zur Wüste. Der Zusammensturz des früheren Regimes in Russland und die Aufhebung der Konfrontation zwischen Ost und West eröffneten der Welt die Möglichkeit, sich auch auf andere Werte als Produktionszahlen und Hightech zu besinnen. Es schien durchaus im Bereich des Machbaren, dem ungehemmten Rennen der Industrien auf der Weltarena eine Schranke zu setzen. Und zwar dort, wo die Zerstörung der Umwelt beginnt. Es ging darum, die reine Luft, das reine Wasser, die von Mutter Natur ererbten Klimaverhältnisse in der Rangliste der Werte ganz oben zu platzieren. Nichts dergleichen geschah. Das unsinnige Rennen ging weiter. Im Takt mit der weltweiten Ausdehnung nimmt es immer groteskere Züge an. Als sei der aufgehobene Kampf der Systeme nichts anderes als nur eine der vielen Inkarnationen des Selbstzerstörungstriebes des Menschen gewesen. Das einzige Land in der Welt, dessen natürliche Umwelt von der Aufhebung der früheren Konfrontation zweifellos gewonnen hat, ist Russland. Nach seiner Öffnung der internationalen Konkurrenz, die zur weitgehenden Zerstörung seiner Industrie führte, erholte sich seine Natur ein wenig. Aber es ist, wie es scheint, ein Glück von kurzer Dauer. Schon werden Pläne geschmiedet, die vorübergehende Schwäche Russlands schnellstens zu nutzen, um ihm die Funktion einer Abfallgrube für die westliche Industrie aufzuzwingen. Gelingt es, verliert die Welt unersetzliche Quellen reinen Wassers und reiner Luft. Eine "schöne" Globalisierung wäre das. Eine Globalisierung, der von den reichsten Industrieländern, vor allem von den USA verschuldeten Naturzerstörung. Auch in dieser Hinsicht stellt sich die Frage nach einer sinnvollen Steuerung des Globalisierungsprozesses. 6.Die fehlende Gegenmacht Verständlicherweise steht die Frage im Raum, was dagegen zu tun ist. Lässt sich die Bilanz der Globalisierung verbessern. Lassen sich der der Globalisierung innewohnende Fluch zurückdrängen und ihre Segen hervorkehren. Einem Sowjetmenschen fällt darauf von vornherein nur eine Antwort: ja! Wir sind mit dem Glauben aufgewachsen, dass die Wirtschaftsentwicklung gesteuert werden kann. Und wenn auch die Hoffnung darauf mitunter täuschte, ist es für uns schwer, einen anderen Standpunkt einzunehmen. Daran zu glauben, dass die Menschen den Wirtschaftszwängen hilflos ausgeliefert sind. Was aber ist zu tun ? Wie ist es zu bewerkstelligen, dass die guten Seiten der Globalisierung hervorgekehrt und die verdammungswürdigen zurückgedrängt werden? Auf der Konferenz im Willy-Brandt-Haus zu Berlin hörte ich keine überzeugende Antwort darauf. Die Referenten waren diesbezüglich eher pessimistisch. Sie verwiesen darauf, dass sich das Großkapital, Konzerne und Trusts in der globalisierten Welt total verselbständigt hätten. Sie agieren weltweit und darum können die vorwiegend im nationalen Rahmen agierenden Regierungen ihr Tun kaum beeinflussen. Sie machen, was ihnen gut dünkt. Und werden nur von einem Verlangen geleitet. Von dem nach Profitmaximierung. Als Beispiel wurden spekulative Geldflüsse über die Grenzen hinweg angeführt. Sie seien sehr schädlich, da sie mal eine, mal eine andere Währung kaputtmachen. Jetzt sei der Euro dran. Seine Talfahrt macht der europäischen Wirtschaft zu schaffen. Aber alle Mühen der Europäer, dem entgegenzuwirken, bringen nichts. Die über die Grenzen hinweg agierenden Geldspekulanten erweisen sich als stärker. Das lässt sich an aktuellen Börsendaten ablesen. Nicht weniger einleuchtend ist das wiederholte Scheitern der weltweiten Klimakonferenzen. Wenn die katastrophalen Auswirkungen von globalen Devisenspekulationsströme nur von einem Teil der Weltbevölkerung wahrgenommen werden, merkt jeder, dass mit dem Klima was schief geht. Die Folgen der unnatürlichen Erwärmung der Atmosphäre, durch ihre Verschmutzung hervorgerufen, brachten bereits vielen Millionen Menschen eine rapide Senkung der Lebensqualität und vielen Tausenden den Tod. Verständlich, dass die Regierungen weltweit ihre Entschlossenheit bekunden, der weiteren Verschmutzung eine Schranke setzen. Aber auch wenn sie es ehrlich meinen, können sie es kaum. Je weiter der Globalisierung schreitet, desto weniger. Denn diese bedeutet auch nie gewesene Aushöhlung der nationalen Verfügungsgewalt, Entmachtung der Wähler und Niedergang der demokratischen Institutionen. An der Stelle tritt die geballte Macht des internationalen Kapitals, das auf Entscheidungen der gewählten Vertreter der Bevölkerung pfeift. Also, was tun? Ein Referent im Willy-Brandt-Haus machte in dem Zusammenhang einen originellen Vorschlag. Dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, der sich mit Fragen der militärisch- politischen Sicherheit beschäftigt, einen anderen zur Seite zu stellen. Und zwar ein Gremium, das sich mit Fragen der wirtschaftlichen Sicherheit beschäftigen würde. Der Vorschlag wurde von den meisten Zuhörern mit müdem Lächeln quittiert . Wenn schon sich der «richtige» Sicherheitsrat mitunter als hilflos erweist, welche bindende Kraft können dann Entscheidungen eines «Wirtschaftssicherheitsrates» haben. Jedenfalls würden sich die Wirtschaftskonzerne davon nicht leiten und sich nicht ins Handwerk pfuschen lassen. Ein anderer Teilnehmer der Debatten warf die Frage einer entscheidenden Stärkung der Demokratie und der Mitbestimmung von unten in die Debatte. In dem Zusammenhang sprach er sogar vom alten kommunistischen Schlagwort «Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! ». Mir schien, als würde das Publikum nachdenklich. Denn es wusste, dass Schlagworte von der Vereinigung der Proletarier aller Länder seinerzeit eine Reaktion auf den damals, also am Anfang des XIX. Jahrhunderts erst einsetzenden Globalisierungsprozess und die von ihm verursachte Verelendung der Arbeitnehmer in Europa war. Also unter den Verhältnissen, die mit den heutigen quantitativ nicht, tendenziell aber schon zu vergleichen sind .Welche Absichten die Urheber des Slogans «Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!» an ihn später auch geknüpft haben mögen, wohnte ihm der Gedanke inne, der Weltmacht des Großkapitals eine andere Weltmacht entgegenzustellen. Die Weltmacht der Arbeitnehmer. Die Macht der Solidarität und der Demokratie von unten. Jetzt wissen wir, dass es misslang. Daran ist auch die sowjetische Führung nicht ohne Schuld. Sie hat versucht, die internationale Solidarität der Werktätigen zu egoistischen Zwecken einzuspannen. Für die Befriedigung ihrer Machtgelüste innerhalb und außerhalb des eigenen Landes zu missbrauchen. Dadurch und auch durch andere Fehlentwicklungen erlitt der Gedanke der internationalen Solidarität und der weltweiten Demokratie von unten großen Schaden. Das heißt aber nicht, dass die Idee selbst für immer begraben ist. Erst recht ist sie in der Zeit nicht tot, wo angesichts des Tempos des Globalisierungsprozesses und der damit verbundenen Machtzunahme des Großkapitals dringend ein Gegengewicht benötigt wird. Eine Gegenmacht, die nicht dazu genutzt wird, einen weltweiten Bürgerkrieg zu führen, sondern dazu, den kommenden Generationen eine Überlebenschance zu sichern. Eine Gegenmacht, die die Vorteile der Globalisierung hervorkehrt und die Nachteile zurückdrängt. Ob es gelingt, eine solche Gegenmacht herzustellen, wird wohl die Zukunft zeigen. IST DER GLOBUS RUND? 1. In
Berlin fand eine zweitägige internationale Konferenz
über die globale Entwicklung seit den siebziger Jahren statt.
In letzter Zeit jagt in Berlin eine Konferenz über die Globalisierung die andere. Vermutlich haben die deutschen Veranstalter einen verständlichen Nachholbedarf an der Ortsbestimmung ihres Landes in der immer komplizierter werdenden Welt. Schlie ßlich war die Außenpolitik in den beiden deutschen Staaten jahrzehntelang fremdbestimmt. Erst nach dem Ende der Systemkonfrontation auf deutschem Boden und in Europa und nach der deutschen Wiedervereinigung tritt sie allmählich aus dem Schatten der anderen Mächte und sucht eine Gestalt, die dem eigenen Anliegen Deutschlands entspricht.Von dieser Warte gesehen fiel auf, dass auf der Konferenz in Berlin jene Episoden der Vergangenheit angesprochen wurden, die vom Willen der Deutschen sprechen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Dazu gehört vor allem die mit dem Namen Willy Brandts verknüpfte neue deutsche Ostpolitik der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die auf Ausgleich und Kooperation mit den östlichen Nachbarn, vor allem mit Russland gerichtete Politik, bleibt auch viele Jahre nachher umstritten. Besonders von den Befürwortern einer einseitigen Westorientierung Deutschlands. Doch wurde auf der Konferenz betont, dass es gerade die neue Ostpolitik war, die Europa ma ßgeblich half, zum Weg des Friedens und der Integration zu finden.In dieser Erfahrung suchten die Referenten aus Deutschland, Österreich, England, Kanada und den USA schlüssige Antworten auf die Frage, was tun. Eine Frage, die nach dem 11. September besonders akut geworden ist, als die Anschläge in New York und Washington und die anschlie ßenden Ereignisse zeigten, wie stark die abendländische Zivilisation gefährdet ist. Der Tenor der meisten Äußerungen bestand bezeichnenderweise darin, dass jetzt wieder eine kühne, innovative, vorausschauende Politik gefragt ist, die notfalls auch mit festgefahrenen Ansichten bricht.Dazu wurde auf der Konferenz viel Beachtenswertes gesagt. Man kann aber nicht umhin festzustellen, dass die Debatten wohl eine Prise aufschlussreicher gewesen wären, hätten die Veranstalter es nicht versäumt, auch russische Referenten einzuladen. Wie Deutschland gehört auch Russland zu den gro ßen Ländern der Welt, in denen seit den 70er Jahren das Meiste passierte. Auch in Russland geht eine intensive praktische und mentale Arbeit mit dem gleichen Ziel vor sich, nämlich eine neue Ortsbestimmung auf der Karte der Weltpolitik zu finden.Wie gesagt, wurde auf der Konferenz die au ßenpolitische Tätigkeit Willy Brandts mit recht gewürdigt. Der Vorsitzende der SPD und der Sozialistischen Internationale hat aber viel getan, um Russland als gleichberechtigten Partner auf das internationale Parkett zu holen. In jeder Hinsicht brachte er dem Land im Osten viel Beachtung entgegen. Seinem Vermächtnis wäre die Teilnahme der Forscher aus Russland an der Konferenz, die unter der Ägide von Institutionen der Sozialistischen Internationale stand, nur gerecht.2. Dazu gehört vor allem die stürmische Entwicklung der Marktwirtschaft seit den 70er Jahren. Diese steigerte die Weltproduktion um ein Vielfaches, allerdings kam die starke Zunahme der produzierten Güter und Leistungen durchaus nicht allen zugute. In der Welt nicht, in Europa mit seinem immer stärkeren Gefälle zwischen Ost und West auch nicht. Sogar in Deutschland wächst der Abstand zwischen West und Ost. Und je stärker die Hightech dominiert, die lebendige Arbeitskraft zunehmend überflüssig macht, desto krasser wird der Unterschied im Lebensniveau zwischen den Regionen. Noch vor kurzem hie ß es mehrstimmig, die Marktwirtschaft allein schaffe es, die Fehlentwicklung zurechtzubiegen. Die Hauptsache, man lässt den Markt machen. Weit gefehlt. Die Marktwirtschaft hat mittlerweile ihre Macht über den ganzen Globus ausgeweitet, aber keineswegs dazu geführt, Armut und Elend zu tilgen oder wenigstens zu mildern, sondern im Gegenteil, die Geiseln der Menschheit schlugen erst recht zu.Die
Teilnehmer der Konferenz über die globale Entwicklung seit den 70er
Jahren zogen daraus die Schlussfolgerung, es sei an der Zeit, der
marktwirtschaftlichen Globalisierung ein Korrektiv hinzuzufügen. Das
Korrektiv der Politik. Die politische Lenkung und Kontrolle müssen in
ihren Rechten wiederhergestellt werden. Denn der ungezügelte Markt
zerstöre die Grundlagen des Zusammenlebens der Völker. Selbstverständlich wurde auch in diesem Zusammenhang viel über die terroristischen Attentate vom 11. September gesprochen. Es wurde betont, dass die Armut, das Elend, die Perspektivlosigkeit dem Terrorismus einen günstigen Nährboden bieten. Erst wenn die Entwicklung einen anderen Verlauf nimmt, sei darauf zu hoffen, dass die Gefährdung durch Terrorismus beseitigt wird. Die hier festgestellte Ähnlichkeit zwischen dem, was in Russland gedacht wird, und dem, was die Vordenker im Westen für richtig halten, ist eine erfreuliche Sache. Sie zeugt davon, dass Russland auch mental den Anschluss an das Abendland findet und dass die gegenwärtige russische Entwicklung im Trend liegt. 3. Auch die stürmische Entwicklung der Kommunikationstechnik wurde analysiert . Die Digitalisierung der Kommunikationsmittel, die das Internet ermöglichte, verwandelte die Welt in ein globales Dorf, wo jedes bemerkenswerte Ereignis sofort allen bekannt wird. Das brachte viel Positives. Aber auch viel Negatives. Vor allem, weil nur derjenige den Nachrichtenfluss und damit auch die mentale Beeinflussung der Menschen lenkt, der genug Geld hat, um eine auflagenstarke Zeitung, einen starken Radio- oder Fernsehsender zu installieren oder auch seine Internetpräsenz bekannt zu machen. Die Vorgänge in einem Dorf, um bei unserem Vergleich zu bleiben, muten dagegen harmlos an. Denn in einem Dorf braucht man bekanntlich nur eine flinke Zunge, um Nachrichten zu verbreiten. Von diesem Standpunkt aus verläuft die Entwicklung der digitalen Massenkommunikationsmittel, zu denen auch digital hergestellte Printmedien gezählt werden können, höchst bedenklich. Die digitale Hightech schreitet mit gro ßen Schritten voran, parallel dazu aber verschärft sich der Verdrängungswettbewerb auf dem Nachrichtenmarkt. Die Medienmogule vereinigen in ihren Händen immer mehr elektronische Massenmedien, Zeitungen, Verlage. Ihre Macht über die Menschen wird immer größer. Mittlerweile übernehmen sie Regierungsämter, werden Premierminister und Präsidenten. Zu den jüngsten Phänomen der Geschichte gehört auch die starke Zunahme der Freizeit der Menschen, die sich insbesondere in den hochindustrialisierten Ländern bemerkbar macht. Tatsächlich galt noch vor wenigen Jahrzehnten ein Arbeitstag von acht Stunden als Fernziel. Wenn wir aber die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden rund um den Globus mit der Zahl der Menschen dividieren, dann kommen wir jetzt auf die Hälfte oder sogar auf ein Drittel davon. Denn immer mehr Menschen werden arbeitslos, finden also keine Anwendung ihrer Fähigkeiten. Krass ausgedrückt, werden sie durch Hightech ersetzt, schlicht und einfach überflüssig. Mit recht wiesen die Referenten auf der Berliner Konferenz über das globale Management auf zwei unerfreuliche Folgeerscheinungen hin. Die erste besteht darin, dass die soziale Absicherung der Menschen in die Binsen geht. Denn die stark entwickelten sozialen Systeme in den hochindustrialisierten Ländern entsprangen nicht nur dem Kampf der Arbeiterklasse oder dem Einfluss der humanitären Denkweise in der Gesellschaft. Mehr oder weniger hatten sie auch damit zu tun, dass die Unternehmer viel intakte Arbeitskraft brauchten, um produzieren und somit auch Gewinne einstreichen zu können. Wenn sie aber immer weniger lebendige Arbeitskraft brauchen, dann betrachten sie die sozialen Abgaben als herausgeschmissenes Geld und verwenden ihren Einfluss darauf, die sozialen Absicherungssysteme zurückzuschrauben. Eine andere unerfreuliche Folge der reduzierten Bedarfs an der lebendigen Arbeitskraft besteht in den Erscheinungen, die insgesamt unter dem Begriff „Spa ßgesellschaft“ zusammengefasst werden. Also eine Gesellschaft, wo die Menschen ihre freigewordene Zeit mit ziemlich zweifelhaften Amüsements totschlagen. Das Leben verliert sein kreatives Element, wird entleert, der Mensch degradiert.Eigentlich hat in der gro ßen russischen Revolution von 1917 auch diese Idee mitgeschwungen. Leider fiel sie in der dann entstandenen Gesellschaft völlig unter den Tisch. Im Gegenteil wetteiferte die Sowjetunion mit den Ländern des anderen Systems in der Verwandlung des Menschen zum Arbeitstier. Vielleicht geschah dies unter dem Zwang der Umstände, aber so war es. Das heißt aber noch nicht, dass der Ansatz selbst, sei er noch so utopisch, nicht diskussionswert ist. Besonders angesichts der Verkümmerung des Menschen in der sogenannten Spaßgesellschaft, wo immer mehr Menschen immer weniger nach Spaß zumute ist.Übrigens muss anerkennend erwähnt werden, dass das deutsche Grundgesetz ein Postulat enthält, das mit der Idee korreliert. Es lautet: die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Realisierung dieses Postulats, das in dieser klaren und deutlichen Form in Verfassungen anderer Länder nicht zu finden ist, steht solange auf der Tagesordnung, bis alle Menschen in der Bundesrepublik, wenn nicht im Arbeitsprozess, dann anderweitig die Möglichkeit erhalten, ihre Lebenszeit sinnvoll zu verbringen. 5. Im Schlussbeitrag der Sendereihe macht es Sinn, zu der eingangs erwähnten Tatsache zurückzukehren. Zu der Tatsache, dass an der Konferenz zwar Vordenker aus mehreren abendländischen Ländern teilnahmen, aus Russland aber niemand. Die Tatsache ist bezeichnend, weil sie vermutlich einer Einstellung entspringt, die menschlich zwar verständlich, zivilisatorisch aber wenig produktiv ist. Der Einstellung, die dem totalen Scheitern des Sowjetsystems die totale Abwertung Russlands als einer Schatzkammer der Erfahrungen und Denkanstösse folgen lässt. Das ist vor allem ungerecht. Es stimmt, in vielerlei Hinsicht war Russland vor der gro ßen Revolution 1917 und auch danach kein leuchtendes Beispiel für andere Länder. Aber es besaß immer ein hohes mentales und kreatives Potenzial. Wie Deutschland, trotz vielerlei Irrungen und Wirrungen der deutschen Geschichte. Wie viel Unheil die Irrungen und Wirrungen den Russen und den Deutschen selbst und der übrigen Welt auch gebracht haben, sie bereicherten die Erfahrungen der Leidtragenden und schärften ihr Unterscheidungsvermögen zwischen dem Richtigen und Falschen. Den anderen, insbesondere wenn sie sich für ewig unter den Siegern der Geschichte wähnen, wäre angeraten, auf diesen Erfahrungsschatz zurückzugreifen, um ihrerseits die Fehlentwicklungen zu vermeiden. Und je mehr Macht sie besitzen, desto dringender ist es.Das erscheint auch deshalb sinnvoll, weil wir, wie auf der Berliner internationalen Konferenz über das globale Management seit den 70er Jahre mehrfach betont wurde, alle in einer Welt leben. Eigentlich lebten wir auch in der Zeit der scharfen Systemkonfrontation in einer Welt. Erst recht aber jetzt. Die Terroranschläge in New York und Washington erinnerten sogar unsere amerikanischen Freunde daran, die als die größten Gewinner der Geschichte dies oft verga ßen. Nur wenn alle zivilisierten Länder an einem Strang ziehen, werden sie mit der Gefährdung durch den internationalen Terrorismus und mit vielen anderen aktuellen Gefährdungen der Zivilisation fertig werden. Es wäre wünschenswert, dass sich der Gedanke weiter durchsetzt. Und führt zu einer verstärkten Einbeziehung Russlands sowohl in den Ideenaustausch über die Gestaltung des globalen Managements als auch in das globale Management in der Praxis.
PRÄSIDENTENSPAZIERGÄNGE Einen
Tag, nachdem in Prag der
Beitritt sieben neuer Mitglieder zur Nato verkündet wurde, spazierten
der amerikanische und der russische Präsident durch die Parkanlagen des
Sommerschlosses der Zaren, Zarskoje Sselo. Anschließend
aßen sie in lockerer Atmosphäre zu Mittag. Damit musste allen
klar sein: Die Nato rückt immer
weiter nach Osten vor, nicht um Russland zu bedrohen, sondern um eine
harmlose Übung durchzuführen. Eine Art Ballett. Die Politiker aus dem russischen Präsidentenlager
freuen sich sogar darüber. Sie meinen,
der gemeinsame Kampf
gegen den Terrorismus kann jetzt noch effektiver gestaltet werden.
Und matrjoschka- online freut sich mit. Und trotzdem, trotzdem... Die Holzpuppen stellen sich die
Frage, warum vollzieht sich die Annnäherung der NATO an Russland nur räumlich,
nicht institutionell. Wenn schon, denn schon. Wäre es nicht an der
Zeit, Russland ganz der NATO einzugliedern? Das russische Auftreten
in Prag und der Spaziergang in Zarskoje Sselo lassen durchaus
darauf schließen, dass Russland sehr gern Mitglied geworden wäre. Aber
der Westen weist es ab. Da fragt man sich: Ist
Russland etwa noch nicht „reif“ für die atlantische
Solidarität? Im Unterschied z.B. zu Rumänien oder Litauen? Natürlich
ist nicht das der Grund. Die Holzpuppen vermuten, Russland hätte noch
nicht die nötigen Dimensionen, um aufgenommen zu werden. Zu groß! Zuerst muss es sich also stark
verkleinern. Und am besten parzellieren. Wenn es zu einigen Dutzenden
Zwergstaaten gerät, werden diese einer nach dem anderen die Schwelle
der NATO passieren können. Also, worauf wartet der Kreml noch? Vorerst aber bleibt es beim
vertraulichen Umgang im Familienkreis. Bei den gemeinsamen Spaziergängen
in schöner Umgebung und zwangslosen Essen im
prachtvollen Ambiente der 1917
abgedankten Romanows. Jener, die einst das mächtigste Reich der
Welt mitgeschaffen haben. Neuerdings
ist in Moskau nichts mehr von einer bipolaren Welt oder vom
Gleichgewicht der Kräfte in der Weltpolitik zu hören. Der Koloss auf tönernen
Füßen verabschiedet sich zusehends aus der Weltpolitik. Nur hat Gott
sei Dank niemand ein Interesse daran, dass er jetzt zusammenbricht. Das
würde viel Staub aufwirbeln und die Scherben wären nicht ungefährlich.
Der Koloss soll fein säuberlich umgekippt
werden, damit niemand dabei Schaden nimmt und das Ungeheuer
ruhig in Einzelteile zerlegt werden kann. Die anderen
Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die nicht die erschreckenden
Dimensionen Russlands haben, werden bereits konsequent abgetrennt und
einem neuen Körper angefügt. Früher sprachen die Regierungschefs der GUS-Länder immer wieder darüber, dass ein Beitritt zur Nato für ihre Länder undenkbar sei. Und alle nickten zustimmend. Und was sehen wir jetzt? Aserbaidschan ist bereits fast zum Nato-Mitglied geworden. Georgien hat den Antrag auf Aufnahme gestellt. Die Ukraine und Moldawien klopfen immer lauter an die Tür. PS. Der Beitrag wurde von einer
Scharfmacherin unter den Holzpuppen angefertigt. Die anderen denken
anders. So wie der NATO- Generalsekretär. .. Sie wissen
schon...Angeblich der einstige Matrjoschkin- Freund. 2.12.02
IN SEINEN ÄUSSERUNGEN ÜBER DAS NEUE VERHÄLTNIS NATO- RUSSLAND,WIE ES IN ROM BESCHLOSSEN WURDE, IST DAS RUNET HEILLOS ZERSTRITTEN. Wie sonst, da es hier um die Kernfrage geht, ob Russland sein Heil im Westen oder im Osten oder in der Selbständigkeit suchen soll. Entsprechend dieser Fragestellung fallen die Urteile über das neue Schema der Beziehungen zwischen der Atlantischen Allianz und Russland (19+1) aus. Der militant linke und der militant rechte Flügel schlagen Alarm: Putin verkaufe Russland, das ganze sei nichts als Betrug, um Russland als Hilfstruppe der USA zu missbrauchen und gleichzeitig in die Zange der NATO- Osterweiterung zu nehmen. Es wird erinnert, dass die erste Regelung der Beziehungen zwischen dem Block der Westmächte und Russland (die Schaffung des Rates NATO- Russland) dem Westen ermöglichte, die erste Stufe der NATO-Osterweiterung mit dem Kreml geräuschlos über die Runde zu bringen. Jetzt steht die zweite Runde auf der Tagesordnung. Deswegen auch die neue Regelung, die sich ebenso wenig sinnvoll für Russland erweisen würde. Es wird sogar die Gefahr beschworen, die Ukraine kommt in die NATO und Russland sähe dem tatenlos zu. Der jüngste ukrainische Vorstoß in die Richtung sei mit dem Westen abgesprochen. Das wäre konzertierte Aktion, die die ganze Perfidie der vermeintlichen Wohltäter Russlands vor Augen führe. Weniger extrem, aber auch nicht ohne Vorbehalte reagieren die Runetzeitungen, die den Standpunkt des Militärs und des national-orientierten Großkapitals widerspiegeln. Sie heben hervor, dass Russland nur dann ein Mitspracherecht erhält, wenn der missbräuchliche Einsatz seiner Ressourcen erfolgen soll. Sonst wird wie gewohnt entschieden, das heißt ohne auf den Standpunkt des Kreml Rücksicht zu nehmen. Russland versäumte es, wenigstens essentielle Gegenleistungen zu fordern, zum Beispiel die Garantie, dass das Kaliningrader Gebiet (Ostpreußen) nach der NATO- Osterweiterung vom „Mutterland“ nicht isoliert wird. In diesem Zusammenhang wird darauf angespielt, dass die Amis immer tiefere Wurzeln auf dem postsowjetischen Gebiet schlagen, unter anderem auch im Raum um die riesigen Erdölvorkommen des Kaspischen Meeres. Die dem Kreml nahestehenden Runetsites führen dagegen die Argumentation des Präsidenten Putin ins Feld. Sie verbreiten uneingeschränkte Zufriedenheit bis Begeisterung darüber, dass Russland einen neuen Schritt Richtung Westen getan hat. Zwar ist der Westen den speziellen Wünschen Russlands dabei wenig entgegengekommen und hält es auf Distanz, aber es sei die russische Schuld, eine Folge der jahrzehntelang gepflegten Feindseligkeit gegenüber der NATO. Unter den widerstreitenden Stimmen fällt eine auf, die auf das Vorhandensein starker antirussischer Gruppen im US- Establishment eingeht. Sergei Markow, einer der führenden Politologen Russlands, führt die in Rom erzielte Regelung darauf zurück, dass Präsident Bush nach dem 11.9.2001 stark genug ist, sich durchzusetzen. Und er tut es, da seine ehrgeizige Absicht, die Welt nach dem aus Washington vorgegebenen Muster umzukrempeln, ohne Russland nicht zu realisieren ist. Deswegen (und solange?) wird in Washington ein stabiles, nicht zerstückeltes Russland favorisiert. In dieser Ecke ist auch die Meinung vertreten, die USA verlieren allmählich die Lust, sich mit der NATO abzugeben. Die Allianz, die aus der Zeit stammt, als Europa gefährdet war, verliere ihre Bedeutung. Sie tendiere zu einem europäischen Hemmschuh für die USA. Russlands Mitspracherecht in der NATO könne die Tendenz blockieren, auch wenn dabei mit dem schmutzigen Wasser das Kind ausgekippt wird. Ein bekannter russischer Politologe schlug vor, die NATO in eine neue Sicherheitsstruktur zu verwandeln, der u.a. Japan und China angehören. Das wäre der Abwehr der neuen Gefahrenquellen gerechter, die außerhalb Europas liegen. P. S. (vom Iwan Matrjoschkin, Esq. ) Auffallend wenig Platz räumt das Runet in seinem Echo auf die Ergebnisse des Treffens in Rom dem Verhältnis Russland- EU, vor allem Russland- Deutschland ein, was ich als matrjoschka - Experten für ein gravierendes Versäumnis halte. Ich bin der Meinung, dass die Beziehung Russlands zu Deutschland letztendlich schicksalsschwanger ist. Alles andere sollte in den Hintergrund treten. 29.5.02 WAS DER BOTSCHAFTER SAGTEDER AMERIKANISCHE BOTSCHAFTER IN
MOSKAU, АЛЕКСАНДР
ВЕРШБОУ, BEANTWORTETE LESERFRAGEN DER RUNET-ZEITUNG „GAZETA.RU“.
DA SEINE ÄUSSERUNGEN ZUM KRIEG GEGEN DEN IRAK DIE GUT BEKANNTE
OFFIZIELLE POLITIK SEINES LANDES WIDERSPIEGELN, ZITIEREN WIR HIER NUR
DAS, WAS ER ZU DEN RUSSISCH-AMERIKANISCHEN BEZIEHUNGEN SAGTE. WIR BITTEN DAS STATE DEPARTMENT, DIES NICHT ALS UNWILLIGKEIT, GESCHWEIGE DENN BÖSARTIGKEIT AUSZULEGEN. WIR SIND IHRE FREUNDE, USA-LADYS UND GENTLEMEN! WENN AUF UNSERER SITE MAL ETWAS NICHT GANZ USA- FREUNDLICHES ZU LESEN IST*, TRÄGT DIE VERANTWORTUNG DAFÜR EINZIG UND ALLEIN EIN GEWISSER IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ. DER WEIBLICHE TEIL UNSERES TEAMS DISTANZIERT SICH VOM VERSOFFENEN KERL. UND JETZT
ZU DEN ÄUSSERUNGEN DES HERRN BOTSCHAFTERS: ...Die
letzten zwölf Jahre haben gezeigt, dass Russland, das unter dem
kommunistischen Joch gelebt hatte, in atemberaubendem Tempo
demokratische Institutionen und eine demokratische Kultur aufzubauen
vermochte. .. Wenn es uns gelingt, gemeinsam Probleme des Nachkriegsiraks zu lösen, wird das die Beziehungen zwischen Russland und Amerika beeinflussen. Natürlich begrüßen wir die russische Beteiligung am Wiederraufbau des Iraks. Doch letztendlich kann nur die neue irakische Regierung darüber entscheiden. Also haben wir, Russland und die zukünftige irakische Regierung ein gemeinsames Interesse an guten Beziehungen. Ich denke, die neue Regierung im Irak wird genau beobachten, wie die russische Regierung an allen wichtigen Fragen, die es in den nächsten Wochen bezüglich der strategischen Ordnung im Nachkriegsirak zu lösen gibt, mitarbeitet. ...Und nun konkret zu den
russischen Erdölgesellschaften. Ich glaube, die neue Regierung im Irak
wird an der Beteiligung ausländischer Erdölgesellschaften sehr
interessiert sein, denn je
eher sie ihre Förderung ausweiten können, desto schneller kann das
Lebensniveau der irakischen Bevölkerung angehoben werden. Und es ist
sehr wichtig, dass Russland schon jetzt in die Erörterung über die
irakische Nachkriegsordnung einbezogen wird.
...Wir sind stark
beeindruckt von Professionalismus der russischen Journalisten, die aus
dem Irak und vom Kampffeld aus berichten. Die russische Bevölkerung
erhielt umfassende Informationen über das Geschehen vor Ort,
vergleichbar mit dem, was die amerikanischen Zuschauer und Leser von
ihren Journalisten aus dem Irak erhielten. Vielleicht trugen einige
Kommentare dazu bei, antiamerikanische Stimmungen zu verbreiten.
Mitunter führte die Terminologie der russischen Journalisten dazu, dass
die USA mit einer Besatzungsmacht
verglichen wurde, mit der es Russland in den vergangenen
Jahren zu tun hatte. Insgesamt aber vermittelten die Journalisten
ein umfassendes Bild. .
...Wir
erwarten in Amerika Rekordzahlen
von Besuchern aus Russland. Schon in den letzten zwei Jahren zeichnete sich diese Tendenz ab. Zwei
Drittel aller Antragsteller
erhalten Visa. Wir haben großes Interesse daran, dass die Russen in die
Vereinigten Staaten reisen. Wir kooperieren mit russischen
Touristenfirmen und vielen Städten in den Regionen und erleichtern
dadurch die Visaformalitäten. Eine Reise nach Moskau zum amerikanischen
Konsulat ist nicht mehr erforderlich. ...An dieser Stelle muss
ich kategorisch erklären, dass die amerikanischen Streitkräfte nicht
vorsätzlich die Wagenkolonne der russischen Diplomaten beschossen
haben. Bis jetzt wissen wir noch nicht, was
genau vorgefallen ist. Die Untersuchungen gehen weiter.
11.4.03 "DER AGGRESSOR ERLITT EINE MORALISCH- POLITISCHE NIEDERLAGE“ Dieser
Satz war in der Sowjetunion der ständige Refrain aller amtlichen
Mitteilungen über internationale Krisen
mit Beteiligung der USA. Sie war ein Aggressor, der die
verdienten Früchte seines schändlichen Tuns ernten musste. Die andere
Supermacht dagegen ging aus allen Krisen, auch den selbstverschuldeten,
ehrenvoll hervor. Mit dem Nimbus des Friedenskämpfers und Völkerfreundes.
Bis sie unter dem
Freudenbeifall der Ländergemeinschaft
zerbrach. Allerdings bedauerten es Nordkorea und Albanien, beide
noch strikt stalinistisch. Das
war wirklich eine moralisch- politische Niederlage. Und eine wohl
verdiente. Denn ein Staat, der aufs internationale Recht pfeift und
sich anmaßt, zu entscheiden, wo welche Regierung an der Macht
sein darf, wie es die Sowjetunion in
bezug auf Ungarn, die Tschechoslowakei,
Polen, Afghanistan etc. praktizierte, untergräbt seinen Ruf, sei
er noch so mächtig. Das soll natürlich nicht heißen, dass Amerika
dasselbe Schicksal droht wie der SU
und es demnächst in einige Dutzend Staaten zerfällt. Nein, zum
Glück oder leider, es kommt auf den Standpunkt an, ist das nicht zu
erwarten. Aber sein Ruf ist hin. Unumkehrbar. Der Ruf eines großen,
mitunter arroganten Bruders, aber
doch eines, der für Freiheit
und Demokratie sorgte und
einen Weltkrieg verhinderte. Denn inzwischen hat die Welt gelernt, dass
die unschätzbaren Güter, auf
Bajonette aufgespießt, nicht beglücken. Niemanden und nirgendwo. Auch
in Russland stehen die USA jetzt am Pranger. Die Russen haben ihren Spaß
daran, ihnen jetzt den Stinkefinger zu zeigen. Den Russen ist es
nicht zu verdenken. Zu lange musste ihr Land aufgrund des völkerrechtswidrigen
Verhaltens seiner Regierungen selbst am Pranger stehen. Und
die USA waren die ersten, die den Kreml anklagten. Vor allem
wegen Gewaltanwendung. Diese
ist auch mit nichts zu
rechtfertigen. Aber wenn der Moralapostel, anstatt vor der eigenen Tür
zu kehren, viele Tausende Menschen in der Fremde mordet, bricht er über
sich selbst den Stab. Nach
neuesten Umfragen unterstützen nur zwei Prozent der Russen die
Vorgehensweise der USA im Nahem Osten ohne Vorbehalte. Dabei ist
Russland nie ein Hort des Antiamerikanismus
gewesen. Im Gegenteil. Selbst als das Politbüro Hetzkampagnen verordnete, um
das Ansehen des Rivalen im
Kampf um die weltweite Dominanz zu schädigen,
verliefen sie im Sand. Als
Kinder lasen wir mit Vorliebe Mark Twain, als Jugendliche
Main Reed und als Erwachsene Theodore Dreiser. Und alle waren wir
Charly Chaplins heiße Fans. Meine
Generation, die Kriegsgeneration, lernte auch die amerikanischen
Rosinenbomber kennen, die uns in den Kriegsjahren zwar weniger Rosinen
als Fleischkonserven und Milchpulver brachten und viele Sowjetmenschen vor dem Hungertod retteten.
Und wie kann ich vergessen,
dass ich den ganzen Krieg
in einem amerikanischen Panzerauto mitgemacht habe? Kein
Wunder, dass sich die zwar zumeist verhaltene, aber sehr zähe
Opposition der Sowjetmacht, die ihr schließlich den Garaus machte, nicht zuletzt vom amerikanischen Mythos inspirieren ließ.
Aber
seit der vielgerühmten Perestroika
a la Gorbi haben wir ein anderes Amerika erlebt. Eines, wo
unsere, geschwind zu Milliardären aufgestiegenen Glücksritter freie
Marktwirtschaft lernten. Und anschließend ein Land plünderten, in dem
auch jetzt, nach der Überwindung des Schlimmsten, jeder
Dritte, wenn nicht jeder Zweite unter dem bescheidenen
Existenzminimum vegetiert. Der Einmarsch in den Irak, vom Geheul der Raketen und Bomber, vom Flehen und Stöhnen der Kinder und Frauen begleitet, gab dem Ansehen der USA in Russland den Rest. Es wäre gelogen, wollte ich behaupten, die Russen mögen die Muslime besonders. Aber die Russen scheinen begriffen zu haben, dass der irakische Waffengang nur der Anfang ist. Wer weiter als Schurkenstaat ins Visier kommt, steht in den Sternen. Vermutlich wagt Washington nach der Erprobung seiner neuen Waffen und Vervollkommnung der im Irak etwas daneben geratenen Strategie einen größeren Wurf. Es ist billig, die Ängste der Russen, auch sie könnten irgendwann zur Zielscheibe des Schocks und Schreckens werden, als Paranoia abzutun. Doch wer immer sich auf den Weg zur Weltherrschaft begab, kam an Russland nicht vorbei. Vermutlich folgt auch ein neuer Möchtegern dem Beispiel seiner Vorgänger. Früher oder später. Es sei denn, ihm vergeht die Lust, weil er eine schlimme „moralisch - politische Niederlage erleidet“, wie es früher so oft hieß. 28.3.03
DER USA- VERTEIDIGUNGSMINISTER RUMSFELD HAT RECHT, WENN ER MEINT, KRIEG UND KUNSTRAUB GEHÖREN ZUEINANDER. ER MUß ES WISSEN, MEINT UNSER EXPERTE FÜR KUNSTRAUB, IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ. Es ist nicht etwa eine Anspielung nur auf den Raub von Antiquitäten in Bagdad nach dem Einmarsch unserer ruhmreichen GIs, beteuert er. Und nicht nur auf ähnliche Vorgänge in Afghanistan. Hätte er, Iwan Matrjoschkin, Esq., einige ihm bekannte Tatsachen preisgeben wollen, müssten einige Strassen in Berlin, zu Ehren der USA-Generäle des Zweiten Weltkrieges genannt, umbenannt werden. Das wird er aber nicht tun. Aus Rücksicht auf das ohnehin stark belastete Budget der deutschen Hauptstadt. Ohne
den USA- Befreiern aus dem Jahr 1945 zu nahe
kommen zu wollen, muss
er aber darauf hinweisen, dass ein beträchtlicher Teil der von der
Wehrmacht in Russland sichergestellten und anschließend nach
Deutschland gebrachten Kunst-
und Kulturschätze hinter dem großen Teich verschwunden ist. Das hat für
zusätzlichen Zündstoff in den russisch- deutschen
Restitutionsverhandlungen gesorgt. Unsere Kunstsammlungen wollen wir zurückhaben,
sagten die Deutschen den Russen, die nach 1945 auch nicht
mit leeren Händen nach der Rückkehr daheim dastehen wollten.
„Sollen Sie ihre lausigen Rembrandts
zurückhaben, antworteten die Russen. Aber erst dann, wenn unsere Repins
zurück sind. Wir haben sie nicht !- sagten die Deutschen. Ergo können
wir sie beim besten Willen nicht zurückgeben. Wo sind sie denn ?-
fragten die Russen. Die Deutschen schwiegen. Was sollten sie
tun? Den besten Freund bloßstellen? Das wollen und dürfen sie
nicht. Schließlich haben sie auf einige eigene Reliquien verzichtet,
die von den amerikanischen Freunden als Andenken nach Hause mitgenommen
worden waren. USA-
Verteidigungsminister Rumsfeld sprach deshalb die reinste Wahrheit, als
er unlängst, Erfahrungen
seiner Truppe im Gedächtnis, den Kunst- und Kulturraub im Krieg als
Usus rechtfertigte. Übrigens wünscht Iwan Matrjoshkin, Esq.,
seinen Untergebenen viel Erfolg bei der Versilberung der in
Bagdad verschwundenen Kunstschätze. Er ist aber nicht sicher, dass sie
eine richtige Vorstellung vom Wert
haben. Deshalb bietet er sich ihnen als Schätzer an. Für die üblichen
drei Prozent des Schätzwertes. „Würde
sich das für Dich lohnen ? – fragten die Holzpuppen. Und ob!
- antwortete er. - Da
es um Werte von etwa 100
Milliarden Dollar geht, würde ich etwa drei Milliarden verdienen. Fürs
erste würde es mir reichen. Ihr
aber kriegt nichts davon ab! 15.4.03
W.
SHIRINOWSKI - DIE RUSSISCHE SCHANDE (VORWORT
VON „MATRJOSACHKA-ONLINE. DE“) Liebe Leser, erst nach heftigen Debatten entschlossen wir uns, den folgenden Bericht aus dem Runet zu bringen. Wenn wir es tun, dann gewiss nicht, weil er unflätige Beschimpfungen des US-Präsidenten George W. Bush enthält. Mag seine internationale Politik nicht ganz einwandfrei sein. Trotzdem ist er Präsident der USA. Schon von Amts wegen muss ihm gebührende Achtung entgegengebracht werden. In unserer Mitte gibt es keine Zweifel darüber. Wenn wir den Bericht trotzdem bringen, dann nur, weil er die gegenwärtigen russischen Sitten widerspiegelt. Auch früher, d.h. in der kommunistischen Zeit, schlug die Sowjetunion mitunter einen ganz barschen Ton an, wenn es um die USA-Politik ging. Aber damals durfte kein unflätiges Wort ins politische Vokabular. Die Zensur wachte über die strenge Einengung sowohl der Inhalte, als auch der Form der Aussagen. Es wurde eine Art Gebetsmühle abgespult. Jetzt
ist es anders geworden. Jetzt genießt ein russischer Politiker
uneingeschränkte Meinungs-
und Ausdrucksfreiheit. Leider. Und niemand nutzt diese extensiver als
ein gewisser Wladimir Shirinowski, Führer der sogenannten Liberal-
Demokratischen Partei Russlands und- nota bene!- Stellvertretender
Vorsitzender der Russischen Staatsduma.
Vor einiger Zeit besuchte er den Irak. Dort begingen unsere russischen Kollegen die Unvorsichtigkeit, ihm vor laufenden Kameras das Wort zu erteilen. Was daraus wurde, erfahren Sie, wenn Sie sich nicht ekeln aus dem Bericht von KP.ru, einer von vielen Runetseiten, die darauf teils empört, teils amüsiert reagieren. Damit Sie, unsere geneigten Leser, die Ausdrucksweise des russischen Rechtspopulisten einschätzen können, bietet Ihnen unser Cheflinguist Iwan Matrjoschkin, Esq., einen kleinen Glossar der russischen Mat- Sprache. Was bedeuten also die in der Mat- Sprache, der einzigartigen und in Russland in allen Gesellschaftsschichten stark verbreiteten Parallelsprache zum akademischen Russisch, jene Worte, die der Vize- Chef des russischen Abgeordnetenhauses Shirinowski für die Charakteristik der Person und der Politik des USA- Präsidenten perfid gebrauchte: Блядь.
Altrussisch- die Hure. Im Laufe der Zeit vom Gegenstand abgekoppelt
und zu einer höchst unflätigen Bezeichnung der totalen moralischen
Verkommenheit geworden. Хуй.
Die urrussische, äußerst unflätige Bezeichnung des männlichen Geschlechtsteils.
Wird gebraucht, um die äußerste Verachtung zum Ausdruck zu bringen. Пизда.
Die urrussische, grobe Bezeichnung des weiblichen
Geschlechtsteils. Wird gebraucht, um die äußerste Verachtung
zum Ausdruck zu bringen. Und
jetzt der versprochene Bericht aus KP. ru „SHIRINOWSKI
BEWARF DIE USA MIT 26 «б...»,
ÜBERZOG SIE MIT 5 «х...»
UND BEDECKTE MIT EINEM «п...»“ Deinem
Vorgänger, б....,
Clinton, б...,
hat man den Hosenschlitz direkt im Amtssitz aufgeknöpft. Im Amtssitz
des Staatschefs hat man es ihm abgelutscht. Das soll Amerika sein, б..?
Verdammte Lutscher, б..?
Monika,
б.. ! So was
nennt sich Präsident, х..!
Naher Osten, б...?
Scheißlutscher, Onanisten, Schwule, б...! Б..,
mach Schluss, verstecke Deine Patronen tief im Keller und vergiss
Papachen...Vergiss ihn, er hat das Seine getan. Denke an Amerika, sie
ist am Verrecken!
Nie
wirst Du hier siegen. Die Araber der Welt, alle Muslime der Welt, ganz
Osteuropa, Moskau, alle sind gegen Dich. Moskau will diesen Krieg
nicht. Unsere
Wissenschaftler werden eines nachts still und leise das
Gravitationsfeld der Erde ein wenig ändern und sofort steht Dein
ganzes Land unter dem
Wasser des Atlantischen und des Stillen Ozeans. Mit wem treibst Du
Deine Späße, he, б...?
Denk mal darüber nach, б...!
Ist Dir klar, wie Bonaparte, wie Hitler und all die anderen endeten?
Du machst einen historischen Fehler! Dein Papa wird Dir nicht dankbar
sein. Vergiss
ihn.
Fang keinen Krieg an.
Noch ist es nicht zu spät!“ KP.ru
stellt außerdem fest, dass der Redner die Ausdruckskapazitäten der
russischen Sprache nicht voll nutzt. Sie ist viel expressiver! Schon
allein das russische Wort «жопа»,
Arsch, ist so aufgeladen, dass sich zehn amerikanische Atombomben
dahinter verstecken können! Nachwort
von „matrjoschka-online.de“. „Matrjoschka-online“
legt wert auf die Feststellung, dass die lexikalischen Übungen des
Herrn Sh. ein
Politikum ersten Ranges sind. Und distanziert sich so weit wie
möglich davon. Außerdem
hoffen wir, dass der Präsident der Vereinigten Staaten, der übrigens
selbst eine deftige Ausdrucksweise pflegt, sich von seinem Kampf gegen
den internationalen Terrorismus durch Schimpfkanonaden, woher sie auch
kommen können, nicht ablenken lässt.
Den
russischen Präsidenten Putin bitten wir aber, dem Herrn W. Sh. klar
zu machen, dass die Beleidigungen ausländischer Potentaten
in der menschlichen Geschichte mehr als einmal zum casus belli
wurden. Oder will Sh., das enfant terrible der russischen politischen
Szene, dass Russland der Achse des Bösen zugefügt wird? 30.1.03 Anm. vom matrjoschka- online - Researchcenter: Die
Drohung vom Herrn Wladimir Shirinowski ist nicht auf die leichte
Schulter zu nehmen. Die Einwanderung in
die Länder des Abendlandes ist eine Zeitbombe. Einmal explodiert sie.
Erinnern wir uns ans unrühmliche Ende des Römischen Reiches. Je
weiter der Lebensstandard Europas
von dem der Länder außerhalb abhebt, desto stärker
der Einwanderungsdruck an
den EU - Grenzen. Die einschneidende Verschlechterung
der Situation verursachte allerdings der Sieg des Westens im
Kalten Krieg. Denn das abgeschaffte Sowjetregime sorgte dafür, dass
seine Untertanen schön zu Hause blieben. Die westlichen Politiker und
die freien Medien des Abendlandes haben deswegen der sowjetischen Führung
und der Führung der Satellitenstaaten arg zugesetzt. Die Forderung
nach Reisefreiheit stand ganz oben. Jetzt hat man den Salat! Bleibt
wohl nur eins: wenn nicht Stalin selbst, dann seinen Eisernen Vorhang
wiederherzustellen. Dann ist Herr Shirinowski Näse. Sonst wird er
noch tatsächlich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika
gekürt. Gott behüte! Besser schon George W. Bush auf dem Pöstchen
zu haben. Obwohl... OFFENER BRIEF ANS NORWEGISCHE KÖNIGSHAUSVON IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ.Eure Majestät!Mit großer Genugtuung habe ich, Iwan Matrjoschkin, Esquire, erfahren, dass in Oslo der Gedanke reift, dem Nobelfriedenskomitee nahe zu legen, den fälligen Friedenspreis an den Präsidenten der USA, George W. Bush zu verleihen. Damit soll das umsichtige, menschenfreundliche, aber auch entschlossene Vorgehen des Präsidenten im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, den gemeinen Anstifter des neuartigen Krieges, gewürdigt werden. Davon ausgehend, dass Sie meine prinzipienfeste Haltung in weltpolitischen Fragen und die Verehrung, die ich der derzeitigen USA-Führung entgegenbringe, kennen und im Vertrauen darauf, dass Ihnen meine innige Beziehung zum Herrn NATO- Generalsekretär Lord Robertson of Port Ellen, sowie dem russischen Präsidenten W.W. Putin nicht verborgen blieb, erspare ich Eurer Majestät weitere Ausführungen zu diesem Gegenstand. Nur eins: die Urheber der Demarche können voll mit meiner tätigen Unterstützung rechnen. Ich bin entschlossen, alles in meinen Kräften stehende zu tun, damit Herr Präsident Bush die wohlverdiente Auszeichnung erhält. Ich will aber vor Ihnen nicht verheimlichen, dass die hochlobenswerte Initiative der norwegischen Adelsleute in meiner, auch in der Fremde russisch gebliebenen Seele gewisse nostalgische Gefühle weckt. Warum? Weil in meinem Ursprungsland Russland der Friedensgedanke stets hochgehalten wurde. Uns damaligen Sowjetbürgern lag der Weltfrieden sehr am Herzen. Von früh und bis spät, alle 365 Tage im Jahr, hatten wir gegen die Kriegsbrandstifter zu kämpfen. Es war unsere erste Bürgerpflicht. Daran erinnerten uns unsere Führer bei jedem Anlass. Besonders aber wenn wir ein bisschen aufmuckten. Wenn wir über die Wohnungsnot, ungenießbare Wurst oder zu teuren Wodka meckerten (mich persönlich traf das letzte Ungemach besonders hart). Dies alles seien Bagatellen, hörten wir auf Schritt und Tritt. Die Hauptsache, dass der Frieden erhalten bleibt. Dank der Stärke und der Kampfeinsätze unserer glorreichen Streitkräfte, die jeden samt der näheren und weiteren Umgebung auf die Birne schlagen, der es wagt, den Frieden zu bedrohen. Gottlob verstanden unsere Führer die Dialektik der friedenserhaltenen Tätigkeit. Dass nur derjenige Frieden schaffen kann, der dauernd Krieg führt. Jetzt frage mich, woher hat der zukünftige Nobelfriedenspreisträger die edle Friedensgesinnung? Die Werke des Generalissimus Stalin, der uns immer den Friedenskampf bis zum letzten Tropfen Blut predigte, hat er bestimmt nicht studiert. Wie ich auch nicht glaube, dass er die Mühe auf sich nahm, die Reden von Stalins Nachfolger zu studieren, die im Sinne des weisen Lehrers handelten. In der DDR 1953, in Ungarn 1956, in Tschechien 1968, auch in Afghanistan von 1979 bis 1988. In dem Zusammenhang könnte ich fragen, warum denn die dem Präsidenten Bush bevorstehende Anerkennung den sowjetischen Staatsmännern versagt blieb? Warum wurde keiner von ihnen in Oslo als Friedensheld gefeiert und durfte sich ein Milliönchen in die Tasche stecken? Das finde ich ungerecht, Eure Majestät. Erst Michail Gorbatschow wurde die Ehre zuteil. Ausgerechnet ihm, der Panzer nur in den eigenen Grenzen und nur gegen eigene Ruhestörer in Bewegung setzte. Keine Friedenseinsätze in der weiten Welt!. Der Feigling! Aber ich glaube, ich bin vom eigentlichen Thema weit abgeschweift. Das passiert mir immer, wenn ich Durst habe. Und ich habe ständig Durst, weil die matrjoschka- Weiber geizig sind. So muss ich wohl meinen Brief an Eure Majestät abschließen. Bevor ich mich aber von Ihnen verabschiede, bitte ich Sie, dafür zu sorgen, dass ich zum Festessen anlässlich der Verleihung des fälligen Nobelpreises an den hochgeehrten US- Präsidenten eingeladen werde. Denn ich trinke das dänische Bier gern und nehme an, das norwegische ist auch nicht von Übel. Ergebenst, I. Matrjoschkin, Esq., Diener Eurer Majestät. P.S. Da fällt mir noch etwas ein. Einmal wurde im Kreml die Frage diskutiert, wer denn der größte Feind des Sowjetvolkes ist. Die USA? Nein, sagten die Teilnehmer der internen Beratung. Die USA nicht. Sie sind zwar stärker als die SU, aber es kommt nicht darauf an. Auch wenn sie uns besiegen, ist es nicht so schlimm. Denn dann werden sie uns ernähren müssen. Und dafür reichen ihr wheat und pork und was sie sonst noch an Essbarem haben nicht. Wer sind also unsere gefährlichsten Feinde? Die Chinesen! Die sind schwach. Wir werden sie besiegen müssen und nach dem Sieg ernähren. Wer kann aber die Chinesen ernähren, ohne selbst den Hungertod zu sterben? Warum teile ich Ihnen, Majestät, die Parabel mit? Damit Sie den amerikanischen Freunden einschärfen, die Schwarzarschigen nicht einfach zu jagen, sondern möglichst auch zu vernichten. Sonst werden wir alle sie ernähren müssen. Nein, bitte nicht. Auch jetzt muss ich hart um mein Überleben kämpfen. Mit den Weibern des matrjoschka- teams. Um meine flüssige Nahrung. Was würde mir erst blühen, wenn wir die zwei Milliarden Muslime zu unseren Kostgängern zählen? I.M., Esq.
EIN OFFENER BRIEF VON IWAN MATRJOSCHKIN. ESQ., AN USA- PRÄSIDENT GEORGE W.BUSHГлубокоуважаемый
господин
президент, erlauben Sie mir bitte, meine zutiefst empfundene Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Ich meine hiermit speziell Ihren Befehl an die in Afghanistan für die westlichen Werte und die Sicherheit all unserer Länder kämpfenden US- Bomberflieger, für jeden versehentlich getöteten zivilen Afghanen den Hinterbliebenen 1000 USD zu zahlen. 1000 USD sind viel Geld. Auch ich möchte sie gern haben. Leider habe ich keine Verwandten in Afghanistan. Sonst hätte ich hoffen dürfen, dass einer von diesen von einer Bombe erwischt wird. Dann wäre mir die Prämie sicher. Mit 1000 USD könnte ich in den nächsten drei Jahren täglich in meiner Kneipe ein Bierchen genießen, ohne mich vor den verdammten Weibern aus dem matrjoschka- team mit Betteln erniedrigen zu müssen. Vielleicht hätte ich nur die Hälfte von der Prämie haben wollen, die andere Hälfte aber in die US- Kriegskasse gespendet. Schließlich kostet der Einsatz der US-Air- Force etwas. Eine Milliarde Dollar pro Tag, habe ich gehört. Es zeugt tatsächlich von einer umwerfenden Großzügigkeit, diese gewaltigen Ausgaben noch durch die oben erwähnte Geberfreudigkeit zu vermehren. Vielleicht sollten Sie es lassen? Umso mehr, dass ich, wie gesagt, niemanden in Afghanistan habe und deshalb auf die Prämie nicht hoffen darf. Russland wäre was anderes. In Russland habe ich einige Verwandte. Würden Sie die Bomber nach Russland schicken, hätte ich hoffen dürfen. Auch in Deutschland habe ich inzwischen ein paar verwandte Kreaturen, deren Verlust ich leicht verschmerzen würde. Bitte berücksichtigen Sie das, Mister Präsident, in Ihrer langfristigen Planung des Krieges gegen den Terror. Sincerely, I.Matrjoschkin, Esq. Geschrieben am 5.2.02 in der Kneipe „Unter dem Sternenbanner“ in Prenzlauer Berg zu Berlin. DER LETZTE APPELL: IWAN MATRJOSCHKIN, ESQ. APPELLIERT AN DIE WELTÖFFENTLICJKEIT : DIE AMIS FÜHREN EUCH ALLE AN DER NASE HERUM! Liebe Weltöffentlichkeit, Du machst Dir über das Schicksal der Afghanen, die aus den heimatlichen Bergen auf einen USA- Stützpunkt auf Kuba gebracht worden sind, schlimme Gedanken. Die Afghanen sollen in Ketten geschlagen sein und gefoltert werden. Quatsch! Ich will meine Quellen nicht verraten (ich habe es Lord Robertson von Port Ellen, meinem Freund und Wohltäter, ausdrücklich versprochen), nur soviel: Die gefangengenommenen afghanischen Terroristen sind bestens untergebracht. Jeder hat eine zwar kleine, aber gemütliche Wohnung. Die Verriegelung der Türen und Vergitterung der Fenster dient nur einem einzigen Zweck. Die Gäste der USA- Regierung vor eventuellen Zugriffen der kubanischen Kommunisten zu schützen. Also ihre Freiheit zu bewahren. In den Wohnungen gibt es künstliches Klima; und wenn die Geräte mitunter falsch funktionieren, indem sie nicht kühlen, sondern heizen (bei den aktuellen Temperaturen auf Kuba eine reine Stromverschwendung), dann nur weil die Amis so großzügig sind: zuviel des Guten. Es wird verbreitet, die Afghanen werden geschlagen. Meine Quelle hat das nicht bestätigt. Sie räumte aber ein, auf dem USA-Stützpunkt werden ab und zu Boxmeisterschaften ausgetragen. Möglich, dass auch ein Afghane - auf Wunsch, nur auf Wunsch !- daran teilnimmt. Sicherlich boxen die Amis besser, was können sie aber dafür? Es wird verbreitet, die Afghanen sind in Ketten. Ja, aber die sind nur aus Pappe! Und werden nur zu Fototerminen angelegt! Es wird verbreitet, sie müssen die orangefarbene Kluft der Todgewehten tragen. Ja, aber wie fein diese geschneidert ist! Von Armani! Um die freie Zeit der Afghanen angenehmer zu gestalten, haben die Amis ihnen vorgeschlagen, in allen Räumen USA- Fernsehen zu installieren. Die sturen Schafhirten haben aber abgelehnt! Sie sagten, das sei die schlimmste Folter! Aus demselben Grund wollten sie auch das deutsche Fernsehen nicht haben. Jetzt ist ein Laienorchester im Gespräch. Ein schnellstens herbeigeholter Experte für Freizeitgestaltung unter besonderen Verhältnissen billigte das Vorhaben. Er erinnerte daran, dass es in Auschwitz auch einen Gefangenorchester gegeben hätte. „Sollt ihr weniger großzügig sein, als wir es waren?“ fragte er, als er darauf hingewiesen wurde, dass die Afghanen kein Saxophon spielen können. „Beschafft ihnen Geigen!“. The frends waren entzückt. „Ihr Krauts lasst Euch immer was tolles einfallen“, sagten sie. Die Geigen werden gesucht. Da es nur echte Stradivaris sein sollen, dauert es mit dem Orchester noch ein Weilchen. Zum Punkt Verpflegung, die angeblich wenig abwechslungsreich ist, wurde mir aus sicherer Quelle verraten, die Afghanen sind zu wählerisch. Fastfood lehnten sie ab: sollen die Deutschen es fressen, haben sie gesagt. Cola wollen sie auch nicht. Sie wollen Stutenmilch. Da ihnen jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird, diskutiert man jetzt im Pentagon darüber, wie viele Stuten und woher gebracht werden sollen. Nach vertraulichen Infos habe Präsident Bush angeboten, ein paar von seiner Ranch abzugeben. Auch eine Lieferung von Brezeln, die ihm so gut schmecken. Was wollt Ihr noch?! Das ganze Geheule um die Afghanen ist dämlich. Die verdammten Schwätzer von Amnesty International u.s.w. müssten sich die Frage stellen „Wem nutzt es?“. Nur der CIA, die will, dass die ganze übrige Welt aus Angst vor den USA in die Knie geht! Eine typische Rechnung ohne Wirt. Denn alle aufgeklärten Menschen wissen, was sie von der Menschenfreundlichkeit der USA zu halten haben. Deswegen lassen sie sich nicht von fingierten Meldungen und gestellten Fotos beeindrucken. Die CIA hat sich wieder verrechnet! Matrjoschkin, Esq.
DER
KREML MAHNT DIE WELT... ...über
die site "Strana.ru", der Nähe zur Staatsmacht
nachgesagt wird. Sie stellt einen Widerspruch zwischen den Worten
und Taten des Westens fest. Vor allem der USA, aber auch Deutschlands. Der
USA- Führung wird vorgeworfen, gegen den internationalen Terrorismus
selektiv vorzugehen. Nur wenn er das eigene Land und die eigenen
Belange bedroht. Wenn aber
Russland davon betroffen wird, dann wollen die Amis ihm die
Handlungsfreiheit nehmen. Wie es jetzt geschieht, da Russland, nach der
Geiselnahme in Moskau, die tschetschenischen Terroristen
hart anfassen will. Ein
ähnlicher Vorwurf wird auch an Deutschland gerichtet. Mit der typischen
Unterscheidung zwischen der Regierung, die OK ist, und einzelnen, nicht namentlich aufgeführten Staatsmännern.
Diese wollen nicht einsehen, was meuternde Tschetschenen sind. Keine Freiheitskämpfer nämlich,
sondern Terroristen. Deshalb die positive Einstellung zum in Kopenhagen
abgehaltenen Weltkongress der
Tschetschenen. Eine Einstellung, die, nach Meinung von "Strana.ru",
mit der russlandfreundlichen Politik des Bundeskanzlers nicht unter
einen Hut zu bringen ist.* Am
schlimmsten ist aber die dänische Regierung selber dran, die
den Kongress in Kopenhagen genehmigte und einen Tschetschenenhäuptling,
Teilnehmer des Kongresses zwar
festsetzte, aber nicht ohne weiteres ausliefern will. Den Dänen wird Blauäugigkeit
gegenüber der Gefahr des internationalen Terrorismus vorgeworfen.
Allerdings nicht massiv gedroht. Insofern ist die auf einigen Runetseiten
gestellte Frage danach, ob Dänemark jetzt mit der militärischen
Intervention Russlands, sogar mit einem kleinen Atomschlag zu rechnen hat,
nur als makabrer Scherz zu werten. Dagegen
hat die Regierung Georgiens allen Grund, eine militärische Konfrontation
mit Russland nicht auszuschließen. Sie wird nämlich beschuldigt, die
tschetschenischen Terroristen in einer Schlucht an der Grenze zu
Tschetschenien zu beherbergen. Und überhaupt, an der Leine der Amerikaner
zu sein. Abschließend stellt Gazeta. Ru fest, dass Russland, obwohl als
Demokratie verhältnismäßig jung, wohl
besser als manch ein alter demokratischer Staat versteht, wann eine
Demokratie wertvoll ist. Nur
dann, wenn sie sich wehren kann.** *Unser
außenpolitischer Experte, Iwan Matrjoschkin, Esq., weigerte sich,
Auskunft darüber zu geben, wer gemeint ist. Er deutete es aber an, als er
zum Fensterbrett ging und mit dem Finger auf die Grünpflanzen zeigte.
**Matjoschka-online
begrüßt diese Äußerung als Zeichen der gewachsenen Selbstschätzung
Russlands. Iwan Matrjoschkin, Esq., war, ist und bleibt der Ansicht, dass
die Welt am russischen Wesen genesen wird. 4.11.02
Die
Runet – Zeitung Polit.ru skizziert die Wandlung der Einstellung des
sowjetischen und postsowjetischen Russlands zu den USA. Der rote Faden der
umfangreichen Untersuchung:
Der russische Antiamerikanismus sei eine Folge des eigenen Scheiterns. Ein Reflex
des frustrierten Bewusstseins. 1. Bemerkenswerterweise gab es am Anfang der Sowjetzeit, als die Eliten an die kommunistische Sache glaubten, kaum Antiamerikanismus in Russland. Die junge Sowjetmacht, die Russland modernisieren wollte, setzte auf Übernahme der USA- Methoden in der Wirtschaft. Allerdings sollten diese in einen anderen sozialen Kontext gestellt werden. In den sozialistischen. Es hieß, den russischen revolutionären Geist und die amerikanische Sachlichkeit unter ein Dach zu bringen. 2. Der Traum erwies sich als zu schön, um wahr zu werden. Aber die Allianz gegen Hitlerdeutschland hat die krasse Wende verhindert. Die USA blieben den Russen sympathisch als ein Land, das die Militärtechnik, Lebensmittel u.s.w. lieferte und dem Feind mächtige Luftschläge erteilte. 3. In den Nachkriegsjahren wurden die USA im Weltbild der Sowjetunion zum Reich des Bösen. Hauptsächlich, weil die Sowjetführung ein Reich des Bösen brauchte. Damit sie das Land im Griff hält. Trotzdem lebte in den gehobenen Schichten der sowjetischen Bevölkerung eine zum Teil idealisierte Vorstellung von der durch Freiheit und Konsum geprägten amerikanischen Lebensweise weiter. Der ersehnte Gegenentwurf zum kargen und entpersonalisierten sowjetischen Alltag. Da aber nicht erreichbar , produzierte die Vision auch viel Frust. Er äußerte sich in der Hervorhebung der russischen Tradition der Vergeistigung. Etwa so: zwar fresst ihr besser, tragt bessere Klamotten, fahrt bessere Autos, dafür haben wir höhere Ideale. Nicht vom Brot allein lebt der wahre Mensch... 4. Der Zusammensturz des Sowjetsystem bewirkte einen neuen Wandel des USA –Bildes in Russland. Den besonders eifrigen Anhängern der Perestroika kam das überseeische Land als Muster vor, das Russland sklavisch kopieren sollte. Dabei hatten sie vor allem das Endergebnis vor Augen, die besonderen, in Russland nicht reproduzierbaren Umstände der USA- Geschichte blieben im Schatten.
5. Der Niedergang des postsowjetischen Russlands führte zur neuen Wandlung des US- Bildes. Sie mussten für die Enttäuschungen herhalten. Als ein Bösewicht, der hinter den Kulissen dafür sorgt, dass in Russland alles schief geht. Ein Antiamerikanismus, nicht so sehr nach außen gerichtet, sondern vielmehr als Trostpflaster nutzbar. Etwa so: wir müssen doch etwas Großartiges sein, wenn sich die weitaus stärkste Macht der Welt soviel Mühe gibt, uns kaputt zu kriegen. 6. Die Attentate vom 11. September des vorigen Jahres wurden vom Kreml verurteilt und zur Anbiederung an die USA genutzt. Aber nicht alle in Russland frönen der Staatsräson. Der Antiamerikanismus ist wieder da. Jetzt speist er sich auch aus neuen Quellen. Dazu gehört das dumpfe Gefühl, dass in der Welt eine geheimnisvolle Kraft agiert, die den USA Paroli bietet. Eine, zwar perverse, aber psychologisch erklärbare Genugtuung macht sich breit. Insbesondere angesichts der Zurschaustellung der amerikanischen Macht und Erniedrigung Russlands. Die USA-Politik unter dem Motto „Friss Vogel oder stirb“ mag die Eliten des Landes beeindrucken, einen einfachen, zum Fatalismus neigenden Russen reizt sie nur. 23.5.02 ENG, SEHR ENG IST DER SPIELRAUM RUSSLANDS IN DEN BEZIEHUNGEN MIT DEN USA das ist das Fazit einer umfassenden Analyse der Rahmenbedingungen des russisch-amerikanischen Verhältnisses auf der Site ng.ru. Der Analytiker ist ein berufener Mann. Er heißt Sergei Rogow und leitet in Moskau ein Institut, das sich mit der Erforschung der USA und Kanada beschäftigt. Er geht davon aus, dass Russland infolge der Auflösung der Sowjetunion und des Niedergangs nach der Perestroika keine Chance mehr hat, mit den USA in irgendeiner Weise gleichzuziehen. Das russische Bruttosozialprodukt erreicht nur ein Dreißigstel des amerikanischen. Die Militärausgaben sehen im Vergleich mit den USA, die mehr als die Hälfte aller Militärausgaben in der Welt begleichen, noch kümmerlicher aus. Zwar sind die russischen Atomwaffen noch imstande, die USA auszulöschen, aber wem nutzt es ? Rogow gehört zu jenen Menschen in der russischen geistigen Elite, die ausschließlich auf die amerikanische Karte setzen. Deshalb sucht er trotz alledem nach Chancen für Russland, die USA doch für eine ehrenvolle Partnerschaft zu gewinnen. Jedenfalls Russland nicht als eine zu vernachlässigende Größe, oder – noch schlimmer- als eine leichte Beute behandeln zu lassen. Mitunter hinterlässt die Suche einen seltsamen Eindruck. So verweist er darauf, dass die USA sogar das winzige Israel unterstützen. Warum sollen sie denn das große Russland schlechter behandeln, wenn es sich wunschgemäss verhält? Selbstverständlich fehlt in seiner Analyse auch nicht der Hinweis auf die Antiterrorkoalition. Doch muss er feststellen, dass das volle Einschwenken auf die USA- Strategie im Kampf gegen den Terror Russland vorläufig nur eins gebracht hat. USA- Militärstützpunkte an der russischen Peripherie, in Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Ein Ergebnis, das die Russen nicht besonders erfreut. Freundlich gesagt. Rogow stellt fest, dass die USA das Ziel verfolgen, keine Macht in der Welt entstehen zu lassen, die ihnen Paroli bieten kann, und steuern dieses Ziel auch im Alleingang an. Sich ihnen zu widersetzen könnte höchstens China, aber erst in einigen Jahrzehnten. Daraus folgt die Empfehlung an Russland, vom Herrn Professor allerdings nicht klar genug ausgesprochen, sich um die Rolle eines Knappen der USA zu bemühen. Ob die USA aber den Knappen brauchen? Ausgerechnet den? Der Analytiker verliert kein Wort über die Rolle Europas, schon gar nicht über die Deutschlands im globalen Kräftespiel. Vielleicht weil er das Spiel unumkehrbar gewonnen sieht. Und zwar von den USA. Genauer gesagt von der siegestrunkenen amerikanischen Militärmacht. Eine neue Variante der Theorie vom Ende der Geschichte, die ein amerikanischer Politologe nach der Niederlage der Sowjetunion im Kalten Krieg vortrug und die damals viel Staub aufwirbelte? Allerdings hieß es damals, dass die Geschichte im sicheren Hafen des ewigen Friedens und der Demokratie eingetroffen ist. Und nicht unbedingt in die Pax americana. 19.6.02
Eine
matrjoschka- Freundin äußert sich dazu: Was
wollen Sie mit solchen beschränkten Leuten wie Rogow ? Man
sollte den Institutsleiter austauschen, wenn das alles ist, was er für
sein Gehalt liefert. In
welcher Beziehung sollte Russland denn mit den USA gleichziehen?
Massenmorde? Sondergerichte? Morddrohungen des Präsidenten an missliebige
Regierungschefs? 380 Milliarden Dollar Militärausgaben? Guantanamo? Es
reicht doch schon Tschetschenien. Es
müssen ganz andere Lösungen her. Rogow
möge sich auf die positiven Eigenschaften seines Landes besinnen
und fragen, wie die USA die jemals erreichen wollen. Stattdessen trägt er
dazu bei, dass die Russen ihre guten Eigenschaften nicht mehr schätzen
und nur nach dem schielen, was sie nicht haben. Wenn
die USA so weitermachen wie jetzt, werden sie so enden wie Napoleon und
Hitler. Von Kutusow lernen,
heißt siegen lernen! Geben Sie dem Herrn Rogow doch einmal Tolstojs
"Krieg und Frieden", davon könnte er lernen. Die
USA können doch überhaupt keine ehrenvolle Partnerschaft eingehen.
Man sollte sich nur punktuell mit ihnen abgeben, da wo es
unvermeidbar ist. Dort sollte man sie schön einseifen, denn sie sind
eitel, und wie das Sprichwort schon sagt: Wen die Götter hinabstoßen
wollen, den schlagen sie mit Größenwahn. Will Russland mit hinabgestoßen
werden? Liebe
Grüße sendet E.G., Hollywood. BioterrorismusDer
russische Mikrobiologe Anatolij Worobjow : die größte Gefahr des
Bioterrorismus geht von Pockenviren
aus. „Milzbrand ist nichts im Vergleich dazu“, meint er. Der
Leiter des Moskauer mikrobiologischen Setschenow-Instituts nennt
zwei Lagerstätten für
die gefährlichen Viren: eine
in Amerika und eine in der Nähe der sibirischen Stadt Nowosibirsk. Der
Spitzenreiter der Bio-Waffen ,
gefolgt von Pest und Milzbrand, soll mehr Besorgnis erregen als
Atombomben. Da
das Virus über die Luft übertragen werde, liege die Infektionsgefahr bei 100
Prozent, die Sterblichkeitsrate bei 35 Prozent, der Rest überlebe
schwerkrank. „Die Milzbrandfälle in Amerika betrafen
wenige Menschen. Wären für die Attacken Pocken verwendet worden,
hätten wir längst eine Übertragung auf andere Kontinente“, glaubt der
Mikrobiologe. Er spricht die USA vom Verdacht, Biowaffen zu bauen, frei. Erst recht Russland. Das russische Virenlager bei Nowosibirsk stehe unter allerstrengster Sicherheitskontrolle. Es gibt jedoch Vermutungen, dass in arabisch-extremistischen Ländern bereits an den Krankheitserregern gearbeitet wird. Das sei das eigentlich Erschreckende. Deswegen brauche man eine internationale Koalition gegen die Pockenwaffe. Nach Mdz.ru. 19.6.02
Im uferlosen Runetozean gibt
es die site „agentura.ru“, die sich extra der Tätigkeit
der Geheimdienste widmet. Natürlich
konnte sie an dem Projekt des George W. Bush nicht vorbeigehen,
alle amerikanischen Geheimdienste (etwa 40 insgesamt) in einem
„Department of Homeland Security“ zusammenzufassen. Die
Personalstärke – etwa 170 000. Experten der „agentura.ru“
bezichtigen den amerikanischen Präsidenten des Plagiats. Er hätte seine
Idee einem gewissen Stalin
geklaut. Dieser ist als
erster darauf gekommen, die Geheimdienste in einem Ministerium
zusammenzufassen, um die „Feinde des Volkes“, die Handlanger der
„imperialistischer Übeltäter“ in der Sowjetunion auszurotten. Das
damalige sowjetische „Department of Homeland Security“ hieß
allerdings anders - „Volkskommissariat für innere Angelegenheiten“
(NKWD). Das NKWD erhielt das Recht
(wie es nach manchen Infos auch das Department of Homeland Security
haben soll), in allen anderen Ämtern seine Vertretungen zu
installieren. Bald wurden diese einflussreicher als die eigentlichen
Entscheidungsträger. Die Sowjetunion wurde zu einem Staat, wo der
Mammutgeheimdienst in allen Sphären des Lebens das letzte Wort hatte.
Unterstellt allerdings dem Leader der Nation, einem aus dem Süden
hergelaufenen Georgier (mit dem Namen Georg hat das Wort bekanntlich
nichts zu tun). Zum eigentlichen Anlass der
verleumderischen Andeutungen der agentura.ru zurückkehrend, muss man
feststellten, dass heute die „Volksfeinde“ anders
heißen. Internationale Terroristen, Schurkenstaaten u.s.w. Und die
Verkörperung des Bösen nicht Leo Trotzki, sondern Bin Laden.
Abgesehen davon, haben diese und jene einiges gemeinsam. Die
Verschwommenheit der Konturen, die, einerseits ihre genaue Identifizierung
sehr erschwert, andererseits aber den sie bekämpfenden
Geheimdiensten freie Hand bei der Auswahl der Mittel und Ziele sichert. Das NKWD hat die
Handlungsfreiheit ausgiebig genutzt. Insbesondere zwischen 1936 und 1938.
Die zwei Jahre gingen in die Geschichte der Sowjetunion als Zeit des
unvorstellbaren Schreckens ein. Millionen fielen dem Wüten des großen
Terrors zum Opfer, darunter die intellektuelle Elite der Nation. Das Trauma heilte nicht. Auch
Jahrzehnte nach dem Tod des Diktators lähmte es die Kreativität des
Volkes, das entrechtet und irregeführt die totale Herrschaft der
Geheimdienste über sich ergehen ließ.
Bis zum Zerfall des Regimes, das
die Geheimdienste unkontrolliert gewähren ließ, um das Land
angeblich vor dem äußeren Feind zu schützen, in Wahrheit aber
aus Selbsterhaltungstrieb. Selbstverständlich sind die Andeutungen der „agentura.ru“ sehr oberflächlich. In verleumderischer Absicht klammert die Runetsite den grundsätzlichen Unterschied zwischen der stalinistischen Sowjetunion und den heutigen USA aus. Die Sowjetunion unter Stalin war eine Diktatur, die USA unter Bush sind eine Demokratie. Mehr sogar eine militärische, wirtschaftliche und geistige Stütze aller Demokratien in der Welt. Außerdem macht Russland bei der Bekämpfung des Terrorismus eifrig mit. Und das ist die Hauptsache,
meint Iwan Matjoschkin, Esq, Chefexperte des Matrjoschka- teams in Sachen
Demokratie und innere sowie äußere Sicherheit. 6.6.02 RUSSLAND
SCHLOSS SICH JENEM TEIL DER WELT AN, DER KEINE VORLIEBE FÜR DIE AMIS
HEGT. Meint
Gazeta ru. Sie trägt damit einer Umfrage Rechnung, durchgeführt von
der Stiftung „Öffentliche Meinung“. Nur 17% der Russen halten die
USA für einen befreundeten Staat.
71% sind
entgegengesetzter Meinung. Gazeta.ru erinnert daran, dass
unmittelbar nach dem 11. September das Verhältnis nahezu umgekehrt war.
Damals rollte eine Welle der Sympathie für die USA durch Russland.
Jetzt verebbte sie. Diese
Meldung empfand das ausgesprochen Ami- freundliche matrjoschka-team als
Alarmsignal. Es erarbeitete ein
Dokument mit dem Titel „Empfehlungen an die russische Regierung zur
Bekämpfung des Antiamerikanismus“. Im weiteren wird der Inhalt der
Denkschrift komprimiert
wiedergegeben. Mehr
Objektivität in der Berichterstattung über die Bekämpfung des
internationalen Terrorismus. Im
Klartext: mehr über die Strapazen, der sich die
Bomberflieger in Afghanistan aussetzen. Und weniger über die von
den amerikanischen Bomben zerfleischten Kinder und Frauen. Eine ähnlich
gestrickte Berichterstattung hat sich in Tschetschenien gut bewährt.
Sie hat dem russischen Feldzug gegen tschetschenische Terroristen zu
einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung Russlands verholfen. An das
USA - Engagement in Afghanistan angewendet, würde sie das Ansehen des führenden
NATO- Landes in Russland heben. Mehr
die Geschichte bemühen. Daran erinnern,
dass die USA im Zweiten
Weltkrieg der Sowjetunion viel Dosenwurst, Dosenfett und Erdnüsse
geliefert hatten. Das zeugte von tiefer Menschenfreundlichkeit und der
Russenliebe der Amerikaner. Dagegen spielt kaum eine Rolle, dass die USA
die Sowjetunion im
Visier ihrer atombestückten Raketen hielten und mehrmals erwogen, diese
starten zu lassen. Und schon gar kein
Wort darüber, dass sich Russland
auch jetzt über einen bevorzugten Platz in der Liste der anvisierten
Ziele freuen kann. Bei
dem Verfahren könnte Russland von Deutschland lernen. Hier werden
die Rosinenbomber öfter
als die Bomber der USA erwähnt, die nach Köln, Berlin, Dresden
u.s.w. nicht gerade Rosinen brachten. Die
USA- Präsenz in den mittelasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion
und ihr verstärktes Engagement im Kaukasus ausschließlich als
humanitäre und zivilisatorische Missionen in den Medien darstellen.
Etwa so, wie der NATO-Einsatz in Jugoslawien
in den meisten deutschen Medien
dargestellt wurde.
jede Beurteilung des USA- Vorgehens in der Welt, der die geziemende
Bewunderung fehlt, sofort als Voreingenommenheit madig machen.
Die
USA seien unfehlbar wie der Papst. Wer daran zweifelt, muss auf
den
Scheiterhaufen. Sofort und für immer. Das
matrjoschka – team gibt der Hoffnung Ausdruck, dass die Befolgung der
Empfehlungen dem Antiamerikanismus in Russland einen starken Schlag
versetzen würde. Sollte
dies der Fall sein, werde der von gazeta.ru ausgemachte Anschluss
Russlands an den antiamerikanisch gesinnten Teil der Menschheit (eine Schande!) rückgängig gemacht und
der Anschluss Russlands an den proamerikanisch gesinnten Teil der
Menschheit entgültig vollzogen. Zwischen Russland und Deutschland würde
sich noch eine Gemeinsamkeit einstellen und somit dem ständigen
Anliegen von matrjoschka-online. de,
beide Länder möglichst nahe zu bringen, ein übriges Mal Genüge
getan. 14.3.02 DIE WAFFE DES WAHNSINNS? Gemeint ist die nukleare Waffe. Die Wahnsinnigen sucht das Runet in den USA. Nach Meinung der von ihm zustimmend zitierten russischen Experten, darunter der Vorsitzende des außenpolitischen Dumaausschusses Dmitri Rogosin, aber auch der westlastige Michail Gorbatschow, leiden die Amis auf der nie da gewesenen Höhe der Machtentfaltung ihres Landes unter Realitätsverlust. Sonst hätten sie nicht ernsthaft erwogen, unter bestimmten Umständen als erste zu einem atomaren Schlag auszuholen. Und zwar nicht nur gegen die sogenannten Schurkenstaaten, sondern auch gegen Russland. Gegen den viel gelobten Verbündeten in der Antiterrorkoalition. Bis jetzt, schreibt sinngemäß die Runetzeitung „Utro“ (Der Morgen) galt die Atombombe als Abschreckungswaffe, die das Ende der Welt verhindern soll. Jetzt soll sie zur Strafe für ein schlechtes - vom Standpunkt der Supermacht – politisches Verhalten werden. Wie ein Knöllchen, das die Polizei für Nichtbeachtung der Vorfahrt ausstellt. Wobei die Vorfahrt in jedem Falle nur die USA haben. Das ist der Sinn der vom Pentagon zum ersten Mal veröffentlichten Liste der Staaten, die im Visier der nuklearen Raketen der USA stehen. Dass auch Russland die Ehre hat, ist nicht neu. Neu ist, wie unbekümmert das aus den USA mitgeteilt wird. Als hätten die Russen kein nukleares Waffenarsenal mehr. Und als wären die Experten der USA ganz sicher, dass dieses nie eingesetzt wird. Auch wenn Nuklearraketen Richtung Russland fliegen. Zwar wollen die USA nicht ganz große Kaliber, sondern eigens für die neue Strategie gebauten kleineren Bomben einsetzen. Aber wo liegt die Schwelle für die Antwort darauf. Sie ist schwer zu erkennen, denn die stigmatisierten Staaten verfügen nicht über die mit den USA vergleichbare Waffenpalette. Wenn überhaupt, müssten sie im Falle des Falles mit dem Arsenal antworten, das ihnen zur Verfügung steht. Auch wenn der Antwortschlag eine Eskalation herbeiführt. Eine Vorstufe des Armageddon. Die Falken des Runets vertreten die Meinung, der Kreml erhalte jetzt die Quittung für sein Zurückweichen vor den immer neuen Forderungen der Amerikaner. Gewöhnt daran, dass seinem Drohgebaren keine Taten folgen, wollen die USA den Trumpf der absoluten Überlegenheit rücksichtslos ausspielen. Und Russland werde nichts erspart bleiben. Es steht ihm bevor, den bitteren Kelch bis zur Neige zu leeren. Die Tauben des Runets geben sich dagegen der Hoffnung hin, es würde nicht so heiß gegessen wie gekocht. Weil eben nur ein Wahnsinniger sich zum Atomwaffeneinsatz entschließen könne. Durchaus nicht, meinen wir, die Holzpuppen. Die Menschen, die sich 1945 zum Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki entschlossen haben, hatten alle Tassen im Schrank. Nichtsdestotrotz nahmen sie die Folgen des ersten Atomwaffeneinsatzes in Kauf. Echte Gentlemans, scheuten sie keine Opfer ( Japans) , als es darum ging, der Sache des Friedens und der Demokratie in der Welt einen Dienst zu erweisen. Übrigens waren die Bomben , die damals zum Einsatz kamen, – aus heutiger Sicht- klitzeklein. Etwa so, wie jene, die jetzt produziert werden sollen, um erneut dem guten Zweck zu dienen. 13.3.02 DIE
NACH DEM 11.9. VORIGEN JAHRES EINGELEITETE
WENDE IN DEN
RUSSISCH-AMERIKANISCHEN BEZIEHUNGEN WURDE IM RUNET MIT EINER FÜLLE VON
VERÖFFENTLICHUNGEN BEGLEITET. MATRJOSCHKA BRINGT HIER ZWEI DAVON. IM
ERSTEN BEITRAG WIRD EIN TREFFEN ZWISCHEN PUTIN UND BUSH MIT DEM TREFFEN
DER SOWJETISCHEN UND AMERIKANISCHEN SOLDATEN AN DER ELBE 1945 KURZ VOR DER
DEUTSCHEN KAPITULATION VERGLICHEN. DIESES OFT ALS SYMBOLISCH BEZEICHNETE
TREFFEN AN DER ELBE SOLLTE EINE ÄRA DER SOWJETISCH-AMERIKANISCHEN
DOMINANZ EINLEITEN, ABER DER KALTE KRIEG ZERSTÖRTE ALLE HOFFNUNGEN
DARAUF, AM MEISTEN PROFITIERTE WESTDEUTSCHLAND DAVON, DAS ALS BRD ZUM
PRIVILEGIERTEN USA-VERBÜNDETEN WURDE. IM ZWEITEN BEITRAG ÜBRIGENS GEHT
EIN BEKANNTER RUSSISCHER POLITOLOGE AUF DIE BEFÜRCHTUNGEN EIN, DIE WIE ER
MEINT, DAS „ZWEITE TREFFEN AN DER ELBE“ (d.h. AUF BUSH’S RANCH IN
TEXAS) IN EUROPA ENTSTEHEN LASSEN KÖNNTE. WIE ER MEINT AUCH UNSER EXPERTE
IWAN MATRJOSCHKIN, ESQUIRE, DASS – USA HIN, USA HER – ZUR ROLLE DES
ERSTEN PARTNERS RUSSLANDS EUROPA, GENAUER GESAGT, DEUTSCHLAND PRÄDESTINIERT
SIND.
Ohne
Stereotypen Wassili
Aksjonow Alles,
was sich zur Zeit zwischen Russland und Amerika abspielt, kann zum
„Treffen an der Elbe“ werden, schreibt der bekannte russische
Schriftsteller Wassili Aksjonow. Er lebt in Amerika, wohin er vor zwanzig
Jahren unter dem Druck der Sowjetmacht emigrierte. Eines
Tages erhielt der „Volksfeind“ eine Einladung zum Empfang in die
Residenz des sowjetischen Botschafters. Das war allerdings schon zur
Amtszeit Gorbatschows, schreibt Aksjonow. Als wir die Paradetreppe
hinaufgingen, traten die Botschaftsmitarbeiter vorsichtshalber zur Seite!
Noch ein paar Jahre vergingen und es vollzogen sich grundlegende Veränderungen.
Die sowjetische Botschaft wurde zur russischen, das Personal erwies sich
als durchaus freundlich und der „Volksfeind“ mutierte zum „loyalen,
im Ausland lebenden Landsmann“. Kurz und gut, der sowjetische Blödsinn
wanderte ins Archiv des ideologischen Mittelalters.
Vor
einiger Zeit wurde ich in besagter Botschaft Zeuge eines historischen
Ereignisses. Mit einer Grundsatzrede über zeitgemäße Politik wandte
sich Präsident Putin an die Öffentlichkeit Washingtons. Der große Saal
war voll: Minister, Botschafter, Generäle, namhafte Journalisten,
Geistliche, russische Aristokraten, Industriebosse... Putins
Rede machte großen Eindruck. Er sagte, in entscheidenden Abschnitten der
Geschichte, wenn der Menschheit tödliche Gefahren drohten, fanden
Russland und Amerika so oder so
zusammen. Er erinnerte daran, dass der Zar Alexander II. und Präsident
Abraham Lincoln um ungefähr die gleiche Zeit
von Terroristen ermordet wurden. Nach dem Ende des sinnlosen Kalten
Kriegs verzichteten wir auf Konfrontation und erklärten die Ära der
Partnerschaft als eröffnet, setzte der russische Präsident fort. Jetzt
wollen wir, dass aus Partnerschaft Freundschaft wird. Russland ist fest
entschlossen, zum unabdingbaren Teil der Weltzivilisation zu werden. Ich
muss daran denken, welche Veränderungen in diesem Mann vorgegangen sein müssen.
Vor kurzem noch verband sich in der westlichen Presse sein Name mit seiner
KGB-Vergangenheit. Man schrieb und sagte, er wolle die Großmachtansprüche
Russlands wiederbeleben, statt des Chaos unter Jelzin eine harte, autoritäre
Gesellschaft errichten. Und die erste Zeit seiner Amtsführung gab tatsächlich
Anlass zu derlei Mutmaßungen. Seine
Initiativen fanden den Beifall tief roter gesellschaftlicher Kräfte, auch
der Bolschwiki, der Nationalisten und Eurasier. Ungeschickte, schlecht
durchdachte Maßnahmen zur Stärkung der „Machtvertikale“ wurden in
Angriff genommen. Der unabhängige Fernsehsender NTV wurde durch groben äußerlichen
Anstrich neu kreiert. Die Staatsanwaltschaft wurde auf widerspenstige
Oligarchen angesetzt. Die Musik der stalinschen Sowjethymne trat wieder in
ihre Rechte. Demonstrativ erhielt der Verfasser des alten Textes den
Auftrag für den neuen. Doch schon bald zeigten sich auch andere Symptome.
Häufiger mischten sich in den Sprachgebrauch des Präsidenten Worte wie
„freies Unternehmertum“, „Bürgergesellschaft“, „demokratische
Freiheiten“, „Verfassungstreue“. Es hatte sogar den Anschein, er
unterstütze das Entstehen einer liberalen, „konstruktiven
Opposition“. Alle diese Themen erinnerten mich an den Sommer des Jahres
2000, als Boris Beresowski und ich uns die Zukunft Russlands ausmalten.
Im
Laufe der letzten anderthalb Jahre machte Putin viele Reisen, traf mit
allen führenden Staatsmännern der Welt zusammen, mit einigen schloss er
Freundschaft. Das erweiterte natürlich seinen politischen wie auch
historisch-philosophischen Horizont. Er erkannte, dass für Russland die
Mittellage fortschreitenden Verfall bedeutet, die Ausrichtung nach
Osten in die Katastrophe führt. Nur die stetige Verwestlichung, die Annäherung
an die liberale, aufgeklärte und starke westliche Welt kann Russland zu
einem würdigen Platz in der Geschichte verhelfen.
Jetzt
applaudieren wir, die Liberalen, dem Präsidenten. Doch die Kräfte, die
noch vor kurzem das Zement seiner „Machtvertikale“ zu sein schienen,
zeigen sich höchst besorgt. Während
einer kürzlich stattgefundenen Demonstration sogenannter „linker Kräfte“
wurden nicht wenig Stimmen laut, die Putins Absetzung forderten. Zweifel
an Putin kommen aber auch in liberalen Kreisen seines Landes und jenseits
des Atlantiks auf. Zwei Wochen nach dem historischen Empfang in der
russischen Botschaft brachte die „Washington Post“ einen Leitartikel
mit der Überschrift „Die Widersprüchlichkeit des Herrn Putin“. Darin
heißt es: Die Bush-Administration und die europäischen Regierungen
freuen sich weiter über den wahrscheinlichen Entschluss Putins, sich an
den Westen anzuschließen, doch untergräbt die Verletzung demokratischer
Normen die Ausgangsbasis seiner Entscheidung. Präsident Bush hielt es für
angebracht festzustellen, eine „starke, unabhängige Presse ist ein
lebenswichtiger Bestandteil
des neuen Russlands. Ein Kremlchef, der so weit geht bei seinen Versuchen,
den besten Journalisten des Landes die Münder zu stopfen, kann sich
durchaus nicht als der große Erneuerer Russlands erweisen, den der Westen
in ihm sehen will“.
Die
„Washington Post“ meint, Putins Innen- und Außenpolitik sei vorläufig
noch unvereinbar mit den Prinzipien der westlichen Demokratie.
„Ungeachtet des persönlichen Vertrauens von Präsident Bush gegenüber
Präsident Putin müssen seine Administration und die NATO bestimmte
Sicherungsmechanismen ( Schutzvorrichtungen) in den Prozess der
Vereinigung mit Russland einbauen. Obgleich Putin sein Land voranbringt, wäre
es voreilig zu sagen, er führt es in die Richtung, in die sich die
westlichen Verbündeten bewegen“.
Nicht
ohne Grund meinen viele Amerikaner, die Russen hätten Putin gewählt,
weil diesem Volk der Drang nach einer „starken Hand“ im Blut steckt.
Bei unseren „Eierköpfen“ ist in letzter Zeit die antiamerikanische
Tendenz ziemlich ausgeprägt. Wenn die Sprache auf Amerika kommt, geht es um dessen Anspruch auf Weltherrschaft,
um die These des ungezügelten Pragmatismus, dem Russland das Geistige und
den Hang zum Leiden entgegenstellt. Kurzum, der Staketenzaun zweier
scheinbar unüberwindlicher Stereotypen wird errichtet. Eine
in der Dezemberausgabe der Zeitschrift Foreign Affairs veröffentlichte
Studie ist diesbezüglich besonders interessant. Wenn
sich Putin plötzlich entschließt, zu den Gewohnheiten des Kalten Krieges
zurückzukehren, geht er gegen den Strom, hießt es darin. Die russische
öffentliche Meinung, die in einem tragischen Moment Sympathie für
Amerika zeigte, kommt aus viel tieferen Quellen als es strategische Überlegungen
sind. Sie rührt her von einem inneren Hang zur Demokratie. Neue Umfragen
belegen, dass die russische Bevölkerung die grundlegenden demokratischen
Werte entschieden befürwortet. Die Missachtung der noch zerbrechlichen
russischen Demokratie kann ernsthafte negative Folgen haben. Deshalb ist
es höchste Zeit, die Anstrengungen zur Unterstützung der Demokratie im
Land unseres einstigen Gegners zu verdoppeln. Das
Erscheinen eines solchen Beitrags hat große Bedeutung. Zum ersten Mal
wurde in dem führenden Politmagazin das Porträt der russischen Ethnie
ohne Stereotypenaufgezeigt.
Ein
Russe und der Reichsgedanke: Waleri Panjuschkin, Gazeta.ru:
Schalikaschwili
ist Staatsdiener. Darum kann
er den Jungs nicht sagen, dass sie einfach nur Menschen sind. Sie würden
es auch nicht glauben. Sie drehen durch, wenn sie plötzlich im Schweiße
ihres Angesichts ihr Brot verdienen, eine Frau lieben sollen, bis dass der
Tod sie scheide. Und nichts mehr.
Nicht
jeder kann einfach nur leben und an dem von Gott bestimmten Tag still
sterben. Sterben
soll man übrigens still. Denn der Mensch ist ein Tier, das von
vorneherein wissen muss, dass es mal stirbt. Ob an russian oder an american oder sonst was.
Übrigens
wird ins Jenseits nicht
nach Staatsbürgerschaft gefragt. Den Aposteln ist scheißegal, ob du
einen amerikanischen, russischen oder noch einen anderen Pass hast. Und
Konsulate gibt es dort nicht, nicht mal ein amerikanisches. Obwohl das
schwer vorstellbar ist.
Blödsinn alles! Kann denn irgendein Iwanow
wenigstens seine eigene Leber
kontrollieren? Nein. Und
schon gar nicht den Lauf der Geschichte. WENN ES DEN ÜBERHAUPT GIBT. Kein
einziges Imperium hat überlebt, nachdem es so stark geworden war, um die
Weltherrschaft zu beanspruchen. In der schmalen Pankisi Schlucht raufen
sich Amerika und Russland, weil ihren Führern Bescheidenheit und gesunder
Menschenverstand fehlen. Nur aus dem Grunde. Das Großreich Russland kann und kann immer noch nicht an seinen Zerfall glauben. Präsident Putin bringt es nicht über sich, im Fernsehen einfach zu sagen, so, liebe Leute, Schluss, wir sind keine Großmacht mehr. Der versoffenste Traktorist in der tiefsten Provinz würde dann ins Kloster gehen. Weil er begreift dann, dass Dreck im Umkreis von Tausenden Werst Dreck ist. Einfach Dreck und nicht das große Reich. Auch das noch intakte Imperium Amerika ist nicht klüger. Es will in kugelsicheren Westen über die ganze Welt schreiten. Es kann nicht begreifen, dass es unvermeidlich das Schicksal Russlands erwartet. Selbst der Gedanke scheint verkehrt: „I’m american.“ Und? Was ist das schon.
I’m an russian. Bin dreiunddreißig. Links
tut mir die Speicheldrüse weh. Ich habe eine Raucherlunge und Rheuma im
gebrochenen Bein. Scharfes, Geräuchertes und Gebratenes
darf ich nicht essen. Bestenfalls lebe ich noch mal
so lange. Dann sterbe ich einfach.
4. SPLITTER MICHAIL
DELJAGIN: DIE USA HABEN NICHT DEN
IRAK IM VISIER. IHR WAHRES ZIEL IST DIE EU. Das ist das Fazit seiner Analyse der Auseinandersetzungen um Saddams Staat. Der Direktor des Moskauer Instituts für Weltprobleme meint, für die Amerikaner sei es viel wichtiger, die EU zu spalten als mit Saddam abzurechnen. Denn die Spaltung Europas und damit auch die Schwächung der EU sei eine strategische Voraussetzung für die führende Rolle der USA auf dem Globus. Deswegen die von Washington einkalkulierte Dividierung Europas. Den Amerikanern wäre es nicht schwer gefallen, dem voranzukommen. Dazu sollten sie sich auf einen Kompromiss mit Frankreich und Deutschland einlassen. Der politische Druck auf den Irak und die Drohkulisse würden eine friedliche Entwaffnung Iraks und Saddams Entfernung, wenn auch etwas später als der Waffengang, herbeiführen. Aber ein Kompromiss würde die EU wieder kitten. Das will Washington nicht. Es braucht eine EU mit tiefem Riss. Eine entkräftete EU. Das ist das vorrangige Ziel der Übung. Davon kommt die absurde Unterscheidung zwischen einem „alten“ und „neuen Europa“. Wirtschaftlich gesehen zielen die USA auf die Verdrängung des Euro als Zahlungsmittel im weltweiten Erdölgeschäft. Sollten die Amerikaner infolge der Besetzung Iraks ihre Dominanz auf dem Erdölmarkt weiter stärken, bleibt in diesem wichtigsten und lukrativsten Zweig der Weltwirtschaft nur der Dollar im Verkehr. Die angeschlagene Weltwährung gewinnt ihr Terrain wieder. Der Vorwurf, Berlin und Paris gefährdeten wegen des Iraks die transatlantischen Beziehungen, stimme nicht . Die Solidarität mit der USA- Nahostpolitik würde die Beziehung, wenn man darunter ein gleichberechtigtes Zusammengehen versteht, nicht retten. Es sei denn, Deutschland und Frankreich geben den Versuch auf, das Eingemachte zu verteidigen und lassen sich zur Hilfstruppe der einzigen Supermacht degradieren. Das würde aber Europa um mehrere Jahrzehnte zurückwerfen. In die Zeit, als ein führender Mann in Washington hämisch sagen konnte, er kenne die Telefonnummer Europas nicht. 11. 3.03 EINE
(ABER NICHT DIE EINZIGE) RESIGNIERTE STIMME IM RUNET. JOURNAL.
RU ÜBER
RUSSLANDS LAGE NACH DEM IRAKKRIEG:
Der
Irakkrieg zeigte eindeutig, dass Washington zur Zeit die absolute militärische,
informelle und wirtschaftliche Übermacht besitzt. Allerdings weiß man
leider nicht genau, ob die jetzige USA-Administration mit dieser Macht
vernünftig umzugehen weiß.
Es steht
außer Zweifel, dass der Sieg im Irak die Falken in Washington bestärkt,
die, genau wie seinerzeit die Bolschewiki von der Weltrevolution, vom
gewaltsamen Umbau der Welt träumen. Der
Streit im Sicherheitsrat, ob gegen Hussein Gewalt angewendet werden soll
oder nicht, war im Grunde ein Streit darüber, was sich die Supermacht
erlauben kann und was nicht. Als Washington gegen den Willen vieler Länder
den Krieg begann, demonstrierte es, dass für Amerika „Ich kann“
gleichbedeutend ist mit „Ich habe das Recht dazu.“
Ein
gewiss höchst gefährliches Prinzip. Der Versuch, das Leben ganzer
Regionen umzumodeln, kann in Aufruhr der gesamten islamischen Welt und in
eine neue Terrorismuswelle umschlagen. Die
Frage, wie in der neuen Welt leben – und dass sich die Welt nach dem
Irakkrieg grundlegend verändert hat, daran besteht nicht der geringste
Zweifel- ist die wichtigste in der russischen Außenpolitik. Leider wollen
die meisten unserer Staatsmänner diese Frage nicht einmal stellen,
geschweige denn beantworten. Mehr noch, mit viel
Vehemenz verurteilen sie die amerikanischen Angreifer und schüren
die antiamerikanische Hysterie. Der russische Außenminister Igor Iwanow
bemüht sich wie ein alter sowjetischer Diplomat aus der Zeit des kalten
Krieges um möglichst harte Worte. Auf dem Höhepunkt der Krise kam er mit
einem Vorschlag, der in punkto Realität durchaus mit irgendeinem
Breschnewschen Friedensprogramm zu vergleichen ist: die Irakfrage soll
wieder an die UNO delegiert werden.
Wenn sich
Igor Iwanow, der für die Außenpolitik verantwortlich zeichnet, solche
Eskapaden leistet, dann ist es dem anderen Iwanow, dem
Verteidigungsminister, nur recht und billig, sich noch antiamerikanischer
zu gebärden. Er hat nicht einfach seinen USA-Besuch abgesagt, sondern
dies die Welt auch noch über die staatliche Informationsagentur ITAR-TASS
wissen lassen. Präsident
Putin versucht, den Antiamerikanismus ein wenig einzudämmen. „Amerika
ist unser größter Wirtschafts- und Handelspartner. 2002 belief sich der
Handelsumsatz auf 9,2 Milliarden Dollar. Und diesem Jahr wird die Marke
von zehn Milliarden erreicht“, versucht er entweder den russischen Bürgern
oder seinen eigenen Ministern einzubläuen. „Die amerikanische
Wirtschaft und die amerikanische Währung sind die globale Wirtschaft und
Währung, und von ihrer Entwicklung hängt in vielem die europäische und
die russische Wirtschaft ab.“
Kann von
einer durchdachten Strategie die Rede sein, wenn die ranghöchsten Staatsmänner
diametral entgegengesetzte Ansichten vertreten? Das ist umso
bedauerlicher, da Russland
gerade jetzt gute Chancen hat. Aufgrund der Zurückhaltung Putins sind
alle Seiten bereit, mit Moskau ins Gespräch zu kommen. Am 11. und 12.
April fand in Petersburg das Gipfeltreffen Putin-Schröder-Chirac statt.
Kurz davor hatte der
russische Präsident Gespräche mit dem britischen Premierminister Tony
Blair und mit Bushs Abgesandter K.
Rice. Diese einmalige Situation hätte ausgenutzt werden können, aber
wie, wenn es ganz oben keine gemeinsamen Vorstellungen über die
nationalen russischen Interessen gibt. Natürlich
läuft die amerikanische Politik in gewissem Maße diesen Interessen
entgegen. Die Frage ist nur, in welchem Maße. Ja, Washington verletzt
ganz offen das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten
anderer Länder und hat offenbar die Absicht, dahingehend fortzufahren.
Das ist eine riskante, falsche Politik. Aber die Sicherheit Russland ist dadurch
direkt nicht bedroht. Erklärungen wie „heute der Irak, morgen wir“
sind reine Demagogie. Auf der Bush-Liste stehen die fanatischen Ajatollas,
Tyrannen und Diktatoren, aber keinesfalls demokratisch gewählte Präsidenten.
Vorläufig huldigen wir noch keinem „großen Führer“, was also haben
wir zu fürchten?
Was die
russischen Wirtschaftsinteressen in den Ländern der Achse des Bösen
betrifft, die wir angeblich vor amerikanischen Zugriffen zu schützen
haben, so zeigte uns China ein gutes Beispiel. In der Irakfrage vertrat es
eine viel moderatere Haltung als wir, und im Ergebnis zählte es der
amerikanische Kongress im Unterschied zu Russland, nicht zu den Ländern,
die nicht am Nachkriegsaufbau des Iraks beteiligt sein dürfen. Die zu
enge Zusammenarbeit mit den Ländern, die den Amerikanern nicht behagen,
geht auf Kosten Russlands.
Denn auch wir wollen ebenso wenig wie die Amerikaner, dass die Zahl der Länder,
die über Atomwaffen verfügen, wächst. Wie viele Jahre übten die
Amerikaner Druck auf uns aus, die Zusammenarbeit im atomaren Bereich mit
dem Iran zu unterlassen. Doch Russland
verschloss absichtlich die Augen davor, dass der Iran ein Atomprogramm
hat, und wenn es auch keine Militärtechnologie lieferte, so bildete es
zumindest Fachleute aus. Einige
Moskauer Politiker tragen sich mit dem Gedanken, eine Art
antiamerikanische „Entente“ in Europa zu schaffen. Sinnvoll ist diese
Idee nicht zu nennen. Paris und Berlin senkten bereits den Ton ihrer Äußerungen
über die USA. Es sieht nicht danach aus, als wollten sie mit Russland
gegen Amerika Freundschaft halten.
Wenn
Amerika versucht, mit Gewalt die islamische Welt neu zu ordnen oder eine
Auseinandersetzung mit Nordkorea beginnt, dann wird das zweifellos die
Situation an unseren Grenzen verkomplizieren, extremistische
Organisationen in Russland und in der GUS stärken. Eben diese uns
unmittelbar betreffenden Probleme müssen wir mit den Amerikanern
besprechen. Man könnte
kontern, sich Washington anzubiedern, sei unwürdig. Es gibt eine
Alternative dazu – eine Koalition mit der antiamerikanischen Koalition,
den Ländern der Achse des Bösen einzugehen. Dann hat der Westen wieder
einen gemeinsamen Feind. Und
der heißt Russland. Einen würdigen Platz in der Welt kann Russland nur dann haben, wenn es viel differenzierter und vorsichtiger vorgeht als bisher. Putin allein wird damit nicht fertig. Er schafft es höchstens, seine Minister irgendwie auf den Teppich zurückzuholen. 21.4.03
DEUTSCHLAND,
RUSSLAND UND DIE WELTORDNUNG
Ein Bericht
von einer Memorial- Konferenz in Russland
unter Teilnahme der grünen
Bundestagsabgeordneten Helmut Lippelt und Elisabeth Weber.
Nach Bushs
Amtsantritt wird im Westen die Frage nach einer neuen Weltordnung
aktuell. Auch für Russland ist es eine höchst aktuelle Frage, von der
seine weitere staatliche Existenz abhängt. Das war die Ouvertüre zur
oben erwähnten Konferenz.
In ihrem
weiteren Verlauf wurde hervorgehoben, dass die Auseinandersetzung
zwischen den USA und der EU in Russland mit angehaltenem Atem
verfolgt wird. Jetzt ist diese bekanntlich
auf die Frage nach dem Internationalen Kriegsverbrecher-Tribunal
fokussiert. Die USA haben sein Statut nicht unterschrieben.
Als Hebel gegen das Tribunal nutzt Washington die Weigerung,
der KVOR- Truppe in Bosnien weiterhin amerikanische Truppen
zur Verfügung zu stellen, wenn die Soldaten
vom Tribunal belangt werden können. Russland, das ein verständliches
Verlangen hat, Washington eins auszuwischen, ist leider in der
Tribunalfrage befangen: Tschetschenien! Obwohl der
Konflikt im Nordkaukasus, der zur RF gehört, eine innerrussische Angelegenheit ist, hat Herr Putin anscheinend ein wenig
Angst, auch wenn er sonst bekanntlich nicht ängstlich ist und andere
das Fürchten lehrt.
Das alles läuft
auf die Frage hinaus, was in der neuen Weltordnung bestimmend sein soll?
Die militärische Stärke dieses oder jenes Staates? Oder das
internationale Recht, das von der Staatengemeinschaft
definiert und überwacht wird? Der USA- Senat
hat sich in der Frage ungefähr so positioniert, wie vor 83
Jahren, als er den USA- Beitritt
in den Völkerbund blockiert
hatte, übrigens auf Vorschlag des US-Präsidenten Wilson ins Leben
gerufen. Die Folgen bekommt die Welt noch jetzt zu spüren.
Auf der
Konferenz wurde die Meinung laut- sehr laut! - , dass der Kampf gegen
den internationalen Terrorismus nur dann Sinn hat, wenn die ideellen
Werte des Abendlandes, die von Russland geteilt werden, nicht baden
gehen. Das heißt Ausgewogenheit und Verhältnismäßigkeit der Mittel, vor
allem keine Überbetonung des Militärischen.
Das war es
ungefähr, was eine Konferenz von Memorial, dem russischen Verein für
Menschenrechte unter Mitwirkung von zwei führenden Grünen aus
Deutschland an Erkenntnissen gebracht hat. Der Fang könnte größer
sein, meint Iwan Matrjoschkin, Esq., ein in der Welt
führender Sachverständiger für Menschenrechtsfragen und
passionierter Karauschenangler. Er nahm inkognito an der Konferenz teil.
An den
Auftritten der Grünen aus Deutschland
bemäkelt er nicht nur die für sie typische Oberlehrerhaltung,
sondern vor allem die Behauptung, die
Deutschen genießen die Russen mit Vorsicht und haben sie nicht
besonders gern. Stimmt nicht! - meint Iwan Matrjoschkin, Esq.
Seine soziologischen Studien in der Kneipe „ Unter der
deutschen Eiche“ (Prenzelberg) hätten eindeutig gezeigt, die
Deutschen schätzen die Russen sehr – auch als geheime Verbündete im
Kampf gegen den USA- Weltgendarmenanspruch, -
aber wissen es selber noch
nicht. WWW.Matrjoschka-online.de
wird sie schon darüber aufklären.
Eine
Meldung dazu: Präsident Putin, hat soeben eine in Russland, aber auch
international bekannte und beliebte junge Dame, Ella Pamfilowa, zur
obersten Aufseherin über die Einhaltung der Menschenrechte in Russland
ernannt. Jetzt ist die Sache, die „Memorial“ einst gegen den Kreml
ausspielen wollte, in sicherer Hand. Hoffen wir, die weiblichen
Holzpuppen und wünschen Frau Panfilowa viel Erfolg. Iwan Matrjoschkin,
Esquire, verweigerte seine Zustimmung zu dieser Stellungnahme, da er
grundsätzlich gegen die Teilnahme der Frauen am politischen Leben ist.
12.07.02
EIN LESERBRIEF Lieber
Matrjoschkin, Esquire, wenn
Sie gelegentlich aufhören könnten, über eine nichtexistente
Freundschaft zum NATO-Generalsekretär Lord Robertson of Port Ellen zu
delirieren, und wenn Ihre Kolleginnen des Matrjoschka-Online Konzerns
Ihnen auch den kleinsten Euro zum Erwerb von Wodka verweigerten, Sie
also vielleicht eine halbe Stunde nüchtern wären, würde ich Ihnen
gern eine Problematik vorstellen, mit der heutzutage die Linken
konfrontiert sind. Wer
sich als Linker für eine enge Zusammenarbeit Europas mit Rußland und
die Festigung der Regionalmächte China und Japan einsetzt, weil er
sich dadurch die Eindämmung der wirtschaftlich und politisch im
Abstieg begriffenen amoklaufenden Weltmacht USA und die Entstehung
einer multipolaren friedlichen Welt erhofft, kann sich schnell unter
falschen Freunden wiederfinden. "Franz
Schönhuber und Dr. Gert Sudholt favorisierten dagegen ein eurasisches
Bündnis, das ein machtpolitisches Gegengewicht zu den USA bilden
sollte. Deutschland und Rußland hätten, möglicherweise noch zusätzlich
im Bund mit China, die Möglichkeit, sich der US-amerikanischen
Umklammerung zu entziehen, und sie sollten diesen Weg möglichst
zusammen mit den übrigen europäischen Völkern beschreiten." So
argumentierten die beiden schon auf dem Pressefest 1999 der
rechtsradikalen Zeitschrift "Signal" (http://signal-online.de/stammseiten/politik_aktuell.htm)
des Manfred Rouhs. Über ihn, über den bekannten Publizisten,
Politiker und Vordenker der Rechtsradikalen Franz Schönhuber und über
den mehrfach rechtsradikaler Äußerungen und Publikationen sowie der
Leugnung der Judenvernichtung wegen vorbestraften Dr. Gert Sudholt weiß
das Lexikon des "Informationsdienstes gegen Rechtsextremismus (IDGR)"
zu berichten (http://www.idgr.de/lexikon). Die
beiden rechtsradikalen Referenten erwähnen in ihren Referaten über
die anglo-amerikanischen Kriegsverbrechen im Angriffskrieg gegen
Jugoslawien allerdings mit keinem Wort die schändliche Rolle, die
Deutschland bei diesen Verbrechen gespielt hat. Deutschland hat sich
wissentlich an den Verbrechen beteiligt. Bundeskanzler Gerhard Schröder,
Außenminister Joseph "Joschka" Fischer und
Verteidigungsminister Rudolf Scharping waren fast täglich in den
Medien präsent, um die Unterstützung der deutschen Regierung für
diesen Angriffskrieg zu rechtfertigen. Keine Lüge war ihnen dafür zu
plump. Die deutsche Bevölkerung unterstützte den Angriff auf
Jugoslawien mehrheitlich. Die
Zerbombung Afghanistans, eines der ärmsten Staaten der Welt,
geschieht bis heute mit Einverständnis der deutschen Bundesregierung.
Zur Sicherung eines deutschen Anteils an der Aufteilung der Erdöl-
und Erdgasvorkommen Zentralasiens gehen deutsche Spezialeinheiten
unter US-amerikanischem Kommando gegen die Bevölkerung Afghanistans
vor. Die
gegenwärtig laufenden Kriegsvorbereitungen zum Überfall der USA und
ihres Verbündeten Großbritannien auf den Irak, vordergründig zur
Beseitigung Saddam Husseins, tatsächlich aber zur Eroberung der
zweitgrößten Erdölvorkommen der Welt und der daraus folgenden Schwächung
der Wirtschaftsmächte China, Europa, Japan und Rußland können nur
gebremst werden, wenn diese Staaten sich zusammenschließen und durch
die Äußerung ihrer entschiedenen Ablehnung eines neuerlichen
Angriffskrieges der USA mäßigend auf diese einwirken. Leider
stehen aber schon deutsche Bundeswehreinheiten in Kuwait bereit, um
auch in dieses verbrecherische Kriegsgeschehen zur Sicherung der Beute
einzugreifen. Der Machtkampf zwischen den USA und Deutschland um die
Vorherrschaft in der Welt ist in vollem Gange. Er wird seit
Jahrzehnten mit wechselnder Intensität geführt. Linke
deutsche Publizisten müssen sehr klar dokumentieren, daß sie
entgegen rechtsradikaler Ambitionen eines Franz Schönhuber, Dr. Gerd
Sudholt und ihresgleichen nicht die Ersetzung der Hypermacht USA durch
Deutschland anstreben, wobei Rußland und die übrigen europäischen
Staaten sowie China und Japan zu Steigbügelhaltern degradiert würden.
Linke Kritiker der Politik der USA finden sich schnell im
Schulterschluß mit dem rechtsradikalen Lager, wenn sie sich nicht
deutlich von Weltherrschaftsambitionen distanzieren, die in
Deutschland schon lange vorhanden sind - eben nicht nur bei den
Rechtsradikalen. Es
ist kein Wunder, wenn Rechtsradikale sich begeistert auf linke Autoren
stützen, die die verbrecherische Politik der USA entlarven, aber
diesen Zusammenhang ausblenden. Insofern ist auch Anti-Amerikanismus
fehl am Platze. Diejenigen Kräfte in den USA und in Deutschland zu stützen,
die sich gegen die Weltherrschaftsambitionen beider richten, ist
angesagt. Auch über sie sollten Autoren berichten, die eine
multipolare Welt wollen. Widrigenfalls kann ein linker bald nicht mehr
von einem rechtsradikalen Autor unterschieden werden, und jener
versinkt gemeinsam mit diesem in der braunen Soße. Ich
würde sehr beruhigt sein, wenn Sie, Matrjoschkin, Esquire, trotz
Ihres notorischen Wodkakonsums verstanden hätten, was ich meine. Herzliche
Grüße sendet Gudrun
E. P.S. vom Iwan Matrjoschkin, Esq.: Besser die USA-Weltherrschaft als die von superklugen und vorlauten Weibern. Woher sie auch kommen mögen, von links oder rechts, ich gehe ihnen schleunigst aus dem Wege. Und meine vornehmen Freunde auch. 28.7.02 Kuhhandel? ...fragt
Gazeta.ru. Die Frage bezieht sich auf einen Streit in der Staatsduma. Er
galt dem Schicksal
der südlichen Kurileninseln im Pazifik. Die
spärlich besiedelten und wirtschaftlich wenig erschlossenen
Inseln haben strategische Bedeutung. Ihre Zugehörigkeit ist völkerrechtlich
nicht einwandfrei geklärt. Vor 1945
japanisch, wurden sie von
den sowjetischen Truppen besetzt und mit dem Hinweis auf ihre ehemalige,
eher unbewiesene Zugehörigkeit zu Russland
zu einem Teil des sowjetischen Territoriums einseitig erklärt.
Es hieß, die Sowjetunion stelle die Gerechtigkeit wieder her, indem es
Japan nach seiner Niederlage im Zweiten Weltkrieg das nahm, was es davor
eingeheimst hatte. Nun,
Japan hat die Kurileninseln keineswegs aufgegeben, insistiert auf ihre Rückgabe
und weigert sich, einen
Friedensvertrag zu unterschreiben, der den de facto- Status
heilen würde. Die
Erörterung in der Duma bezog sich auf die japanische Kartografie. Die
von Japan gedruckten und überall verbreiteten Karten
zeigen die Staatsgrenze zwischen Japan und Russland so, als wären
die Inseln japanisch. Die Duma beschloss,
das russische AA zu beauftragen, regelmäßig zu protestieren, wenn
jemand sich derartiges erdreistet. Außerdem steht ein Gesetzentwurf auf
dem Programm, dass die Unantastbarkeit der russischen Grenze bekräftigen
soll. Leider
wurde die Glaubwürdigkeit Russlands, die Inseln in keinem Falle zurückgeben
zu wollen, in der Duma-Sitzung eher in Zweifel gezogen. Und zwar
dadurch, dass die Abgeordneten laut darüber nachdachten, was
denn die Inseln in USD kosten könnten. Die Einen meinten, etwa 2500
Milliarden Dollar. Die anderen schätzten
etwas niedriger: 1000 Milliarden. Zu denen gehörte übrigens der
berühmt berüchtigte, sich militant nationalistisch gebärdende W.
Shirinowski, der damit bewies, dass auch ihm das Kaufmännische nicht
ganz fremd ist. Ob
die Schätzung dem
Kuhhandel vorausgeht oder eher als Witz gesehen werden muss, lässt das
Runet unbeantwortet. Dennoch scheinen
die Gerüchte (von
russischer Seite dementiert) über geheime Verhandlungen zwischen den
AA- Chefs beider Länder eher darauf hinzuweisen, dass der Rauch nicht
ganz ohne Feuer entstanden ist. P.S.
In ihrer Naivität dachten die weiblichen Holzpuppen sofort an Königsberg,
das jetzt Kaliningrad heißt. Aber der schnell in den Konferenzraum des
matrjoschka-Konzerns gerufene Iwan Matrjoschkin, Esq. erläuterte die
Unvergleichbarkeit der beiden Fälle. Das ehemalige Ostpreußen, sagte
er, haben die Russen 1945 Deutschland
nicht etwa einseitig genommen, sondern mit großzügiger Bewilligung
anderer Mächte der Antihitlerkoalition. Abgesehen davon, dass
Deutschland, um der Wiedervereinigung willen, die Landnahme für endgültig
erklärte. Kommt
es im Falle des Falles nicht auf den Preis an, fragte Insbesondere
wenn es den Japanern doch gelingt, die Insel günstig zurückzuerwerben
und somit den Anfang zu machen? I.M.,
Esq., wurde nachdenklich. Russland, sagte er, hat natürlich das Recht,
mit dem, was ihm gehört, auch Handel
zu treiben. Dann
holte er einen Taschenrechner (ein Geschenk der weiblichen Puppen zu
seinem Geburtstag) und nach einer Weile eher mühsamen Hantierens mit
dem Gerät erklärte er, der
Verkauf der Insel würde jedem russischen Bürger zwischen sieben und
siebzehntausend USD bringen. Deswegen zweifele er nicht, dass die
russische Bevölkerung diesen billigen wird. Der
Verkauf des russischen Teils Ostpreußens an Deutschland wäre ein noch
lukrativeres Geschäft, räumte er ein. Dennoch hofft er, Iwan
Matrjoschkin, Esq., dass es in
absehbarer Zeit nicht dazu kommt. Warum
nicht? –fragte die behelmte Holzpuppe provozierend. „Weil
ich meine russische Staatsbürgerschaft leichtfertig preisgegeben habe,
- antwortete I.M., - und somit meinen
Anspruch auf meinen Teil der fetten Gewinne aus dem Ausverkauf der
russischen Erde verlor. Deswegen soll
der Kreml den Ausverkauf auf
einen späteren Zeitpunkt verlegen. Bis auch ich
was davon habe. Die
weiblichen Holzpuppen verurteilten das antipatriotische Verhalten des
Esq. P.S. Iwan M. will seine Äußerungen mit dem Hinweis auf
den jüngsten Besuch des USA-Präsidenten Bush in Tokio ergänzen.
„Sein Freund“ (ein Freund meines Freundes, Lord Robertson, ist auch
mein Freund, sagte er auf die Frage, seit wann er mit dem USA-Präsidenten
befreundet ist) erklärte nämlich,
die USA unterstütze die Rückgabe der Insel an Japan, was vielleicht
die Aktivitäten in der Duma auslöste: es ist besser etwas zu
verkaufen, bevor es dir einfach genommen wird. Für Königsberg aber,
sagte gewichtig I.M., würde sich Herr Bush niemals einsetzen, auch wenn
er, Matrjoschkin, ihn darum bittet. „Iwan, sagte danach 19.03.02 DIE
GRAUSAME RACHE Diese
wahre Geschichte macht im
Runet und in den russischen Printmedien die Runde. Sie begann damit, dass
sich auf einschlägigen Internetseiten
eine neue russische Schönheit mit Bild und Text vorstellte. Eine
Valeri, die davon träumte,
einen Mann aus dem Westen glücklich
zu machen. Die
bildhübsche Studentin klagte
über die Herzlosigkeit der Mitmenschen.
Deshalb wollte sie aus Russland raus. In den Westen, wo es ganz anders ist. Valeri schrieb, die Sache habe aber einen Haken. Die bösen Russen fordern von jedem, der das unfreundliche Land verlassen will, ein Kopfgeld von 500 USD. Und das Ausreisevisum kostet auch Geld. Schmiergeld für die korrupte Behörde. Der
Appell an feinfühlige Männer im Westen blieb nicht ohne Echo. Zwei Engländer
boten sich der schönen Valeri an, schickten ihr ein wenig Geld. Je 900
USD. Und warteten sehnsüchtig auf ihr Eintreffen. Dieses
zog sich in die Länge. Kein Wunder, denn als Valeri empfahl sich ein
schlauer Kameruner. Student einer Petersburger Hochschule für
Kinderheilkunde. Auf diese
Weise wollte er sein karges Stipendium
aufbessern. Fast wäre ihm das auch gelungen. Er mietete schon eine
neue, schicke Wohnung und kaufte sich ein Auto. Womöglich
gab es mehr Wohltäter als die Engländer. Nur wollten sie im
Unterschied zu den angeleimten Söhnen
des Albions kein
Aufsehen. Diese
schalteten Interpol ein. Der Kameruner wurde überführt. Jetzt drohen ihm
sechs Jahre Freiheitsentzug. Die bekanntlich mit einem starken Ehrgefühl
ausgestatteten Russen bestrafen solche
Ganoven hart. Wenn es Fremde sind. Das
Matrjoschka- Team hofft, dass die männlichen Leser unserer Seite nie auf
den dummen Gedanken kommen, sich die russischen Schönheiten wie Ware aus
dem Versandhandel zu bestellen. Liebe muss im Spiel sein, meine Herren.
Die Liebe. Und wenn jemand doch zum Versandhandel greift, empfehlen wir gesundes Misstrauen. Denn in Russland gibt es jetzt viele „Kameruner“, die nach fremdem Geld trachten. Schließlich hat das schöne Land bereits zehn Jahre Marktwirtschaft. 12.3.01
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